Niederösterreich

"Arbeite hart, dennoch bleiben mir nur 6,50 € pro Tag"

Jürgen O. ist verzagt: Er ist trockener Alkoholiker, arbeitet 40 Stunden, verdient 1.022 €. Davon zweigt das Land 80 % ab, ihm bleiben 200 € im Monat.

Teilen
Von 1.022 bleiben 53-Jährigen nur rund 200 Euro
Von 1.022 bleiben 53-Jährigen nur rund 200 Euro
heute.at, privat

Jürgen O. (53) hat nur einen Wunsch: „Eine eigene, kleine, leistbare Wohnung. Doch mit nur 200 € im Monat fürs Leben habe ich keine Chance, mir Kapital für eine Kaution anzusparen.“ Das sind knapp 6,50 Euro pro Tag, die übrig bleiben.

1.022 Euro für 40 Stunden

Der gebürtige Badener ist trockener Alkoholiker, lebt im Emmaus-Haus in der Herzogenburger Straße in St. Pölten (betreutes Wohnheim mit derzeit 18 Bewohnern), arbeitet als Sicherheitskraft am Amt für Fremden- und Asylwesen und verdient 1.022,22 Euro netto für seinen 40-Stunden-Job.

80 % an Land

Von seinem Nettogehalt werden 80 % von der Behörde (Abteilung GS5 vom Land NÖ) einbehalten. Für diese knapp 820 Euro im Monat hat er ein Zimmer, drei Mahlzeiten und therapeutische Unterstützung. „Nur ich arbeite 5 Tage in der Woche, kann meist nur das Mittagessen am Abend aufwärmen“, so Jürgen O. (Name geändert). Am Wochenende muss der 53-Jährige zudem Putzdienste erledigen - unentgeltlich natürlich.

"Eigene Leute im Land vergessen"

Bei Emmaus versteht man das Problem von Jürgen O. durchaus: „Wir bekommen selbst nur Taggeld, die GS5 behält 80 % des Gehaltes ein. Der besagte Herr ist quasi in der letzten Stufe, vor dem Absprung ins total selbstständige Leben. Nur wir haben auch Menschen, die nicht mehr vermittelbar sind am Arbeitsmarkt. Dass dieser Herr es schwer hat, ist nachvollziehbar" Auf Nachfrage bei der Abteilung des Landes wird der Abzug bestätigt.

Jürgen O. war schon beim Bürgermeister (Anm.: nicht zuständig, konnte nur ans Sozialamt verweisen), schrieb der Landeshauptfrau: „Ich habe das Gefühl, dass die eigenen Leute im Land völlig im Stich gelassen werden.“

Es wird noch schlimmer

Doch auf Jürgen O. kommen noch härtere Zeiten zu: Denn der Security hat über 80.000 € Schulden, muss demnächst 300 Euro im Monat abzahlen. „Ich war erst bei der Schuldnerberatung. Dann werden die 80 % von den übrig gebliebenen 722 Euro abgezogen. Dann bleiben mir überhaupt nur mehr knapp 150 € im Monat.“ Hilfe von der Familie gibt es auch nicht: Die Mutter ist in Pension und hat Krebs, die Schwester hat erst Haus gebaut und der Bruder nahm sich das Leben (von daher kommt auch ein Teil der Schulden laut Jürgen O.).