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"Arbeiten kein Ponyhof" – darum brechen so viele Lehre ab

Immer mehr Jugendliche brechen ihre Lehre ab und noch nie gab es so viele Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankungen.

20 Minuten
    Die Schweiz verzeichnete einen Rekord bei den Lehrvertragsauflösungen. Besonders betroffen sind handwerkliche Berufe. Bei einigen wird fast die Hälfte der Verträge aufgelöst.
    Die Schweiz verzeichnete einen Rekord bei den Lehrvertragsauflösungen. Besonders betroffen sind handwerkliche Berufe. Bei einigen wird fast die Hälfte der Verträge aufgelöst.
    20min/Ela Çelik

    Fast eine von vier Personen, die 2017 eine Lehre in der Schweiz angefangen hat, hat diese mittlerweile vorzeitig wieder abgebrochen: Der Wert hat einen Höchststand erreicht, wie der Tagesanzeiger schreibt. Gleiches gilt laut NZZ magazin für Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht arbeiten können.

    Was sind die Gründe für die vielen Arbeitsausfälle und welche Auswirkungen hat das auf die Arbeitgeber? Wirtschaftspsychologe Christian Fichter ordnet ein.

    Läuft auf dem Arbeitsmarkt etwas schief?

    Christian Fichter*: Nein, das glaube ich weniger. Derzeit haben die Jungen aber ganz mannigfaltige Probleme: Eines davon ist die Sinnfrage – vor allem jetzt mit den vielen weltweiten Krisen. Die Sinnfrage gab es früher auch schon, aber heutzutage ist man sich nicht mehr so gewohnt, dass es halt Phasen gibt, die man überwinden und in denen man diszipliniert sein muss. Zudem ist die Gesellschaft durchdrungen vom Problembewusstsein: Einerseits spielen hier die großen Probleme wie der Klimawandel eine Rolle, andererseits auch gesellschaftliche Themen, wie man etwa schreiben und reden soll, damit sich alle mitgemeint fühlen. Diese Probleme spalten die Gesellschaft, das führt zu Verunsicherung bei den Menschen – und zwar in der ganzen Gesellschaft, nicht nur bei Gen Z.

    Aber die Unternehmen haben doch auch eine Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden?

    Natürlich, ich bin der Erste, der das unterschreibt. Es ist klar, dass arbeiten kein Ponyhof ist, aber die Arbeitgeber sollten sich auch anstrengen, dass es den Arbeitnehmenden gut geht. Wir dürfen nicht in ein Muster wie bei der Industrialisierung zurückfallen: Klar arbeiten wir heute nicht mehr 14 Stunden neben einem heißen Ofen, aber auch die Digitalisierung ist sehr belastend, die Problemlösung ist häufig unklar und wir sehen sehr oft Führungsversagen. Dieser Stress wirkt sich in verschiedensten Weisen auf die Arbeitnehmenden aus. Wir müssen nachhaltig wirtschaften – nicht nur umwelttechnisch, sondern auch mit Rücksicht auf die Arbeitnehmenden.

    Haben Jugendliche eine falsche Einstellung der Arbeitswelt?

    Nicht eine falsche, aber sie haben eine andere Wertvorstellung: Die junge Generation steht für ihre Werte ein – und merkt auch, wenn sie etwas als nicht sinnstiftend betrachtet.

    Müssen die Arbeitgeber nun mehr wie Google und Co. werden, um die Jungen für sich gewinnen zu können?

    Es sind nicht Sofas und Rutschbahnen, die einen Arbeitgeber attraktiv machen. Sondern die Sinnhaftigkeit der Arbeit, die Wertvorstellung, gute Führungsstrukturen und dass man sagen darf, was man denkt. Wenn es dann noch eine schöne Sofaecke oder eine gute Mensa hat, kommt das noch obendrauf.

    *Christian Fichter ist Sozial- und Wirtschaftspsychologe und Forschungsleiter an der Kalaidos Fachhochschule.

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