Österreich

Arbeiter ziehen vom Leder – "verdienen nur 1.300 Euro"

In der Lederindustrie verdienen Beschäftigte seit Jahren nur 1.300 Euro brutto. Jetzt reicht es vielen Arbeitern, die eine Erhöhung gefordert hatten.

Christian Tomsits
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Betriebsrat Kosa kann es nicht fassen.
Betriebsrat Kosa kann es nicht fassen.
iStock (Symbol)/privat

Zigtausende Chemikalien, giftige Dämpfe und knochenharte Handarbeit: Rund 1.500 Menschen stellen zum Beispiel im Burgenland aus echten Rinderhäuten feine Lederbezüge für Autositze, teure Möbel oder schönes Schuhwerk her – zum absoluten Hungerlohn:

"Wir schuften von früh bis spät, bekommen dafür aber 1.300 Euro brutto laut KV, viele Frauen arbeiten sogar für nur 1000 Euro", schildert Betriebsrat Karolj Kosa die triste Lage der Lederer.

 "Das Geld reicht hinten und vorne nicht und am Monatsende essen wir nur noch Wasser und Brot", fand der 57-jährige Lkw-Fahrer nach dem Abbruch der Vertragsverhandlungen am Montag klare Worte. 

"Wir vermissen den Respekt"

Trotzdem bewegte sich der Arbeitgeber kein bisschen, stellte eine Erhöhung auf den durchschnittlichen Mindestlohn (!) von 1.500 Euro für frühestens 2023 in Aussicht. "Wir sind echt enttäuscht und vermissen den Respekt – es reicht uns jetzt!", so Kosa, der schon zwanzig Jahre im Unternehmen ist.

Die von ihm vertretenen Arbeiter würden nicht verstehen, warum sie um so viel weniger verdienen sollten, als andere Branchen, wie etwa der Handel. Dieser erkämpfte sich erst kürzlich 1.800 Euro Einstiegsgehalt.

Doskozils SPÖ poltert

Hans Peter Doskozil legte im Burgenland 1.700 Mindestlohn für Angestellte des Landes fest.
Hans Peter Doskozil legte im Burgenland 1.700 Mindestlohn für Angestellte des Landes fest.
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Unterstützung kam aus der Politik: "Es ist völlig inakzeptabel und zum Genieren. Wir haben eine Teuerungswelle und eine Inflationsrate von über 4 Prozent. Diese Löhne sind eine Schande für ganz Österreich“, wütete Doskozils Landesgeschäftsführer Roland Fürst gestern.

Für Angestellte des Landes hatte der SP-Landeshauptmann erst kürzlich 1.700 Euro als Mindestlohn festgelegt. Doch nicht alle Branchen folgten dem Vorbild. Jetzt drohen Warnstreiks und Kündigung der unzufriedenen Arbeiter der Lederindustrie.

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