Wirtschaft

So (un)wichtig ist Österreich für die USA

Bundeskanzler Sebastian Kurz auf "Mission Donald" in den USA. Doch was hat Österreich der Supermacht eigentlich zu bieten? Ein Überblick.

Heute Redaktion
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Donauturm und UNO-City: Die Skyline von Wien bei Nacht.
Donauturm und UNO-City: Die Skyline von Wien bei Nacht.
Bild: iStock

Am Mittwoch, um 13.45 Uhr Ortszeit (19.45 Uhr MEZ) wird Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zu einem Arbeitsbesuch im Weißen Haus erwartet. Dass US-Präsident Donald Trump ein eher "ungewöhnlicher Politiker" ist, bei dem "Gespräche durchaus anders ablaufen", ist Kurz durchaus bewusst, wie er im Interview mit "Heute"-Chefredakteur Christian Nusser am Flughafen erzählt.

Trotzdem will der Bundeskanzler inhaltlich bei Trump punkten. Doch hat dieser Österreich überhaupt auf dem Schirm? Wie viel Einfluss kann ein vergleichsweise kleines Land mitten in Europa gegenüber der Supermacht USA geltend machen? Trump feilscht bekanntlich gerne um einen "guten Deal". Was Österreich den USA zu bieten hat:

Zweitwichtigster Exportpartner

Auch ohne das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA floriert der Warenverkehr. Das Volumen des Außenhandels Österreichs mit den USA im Bereich der Waren bzw. Güter hat nach Angaben des Bundeskanzleramts im Jahr 2017 mit rund 15,5 Milliarden Euro ein Rekordniveau erreicht. Davon entfällt der Löwenanteil von rund 9,6 Milliarden Euro auf die Exporte in die Vereinigten Staaten. Das entspricht ungefähr 6,8 Prozent des gesamten Exportvolumens Österreichs.

Zum Vergleich: Die Importe der USA übersteigen die Exporte bei Weitem. Im Jahr 2017 kaufte die Supermacht laut dem Project "Observatory of Economic Complexity" (OEC) des Massachusetts Institute of Technology (MIT) Waren im Wert von 2,16 Billionen Euro an. Der Anteil österreichischer Produkte ist trotz des Erfolgs der heimischen Industrie mit nur 0,49 Prozent sehr gering.

Trotzdem waren die USA, mit einigem Abstand hinter unserem Nachbarland Deutschland, 2017 der zweitwichtigste Exportpartner für die österreichische Wirtschaft. Beim Importvolumen liegen die Vereinigten Staaten hinter Deutschland, Italien, China, Schweiz und Tschechien auf Rang 6, wie aus der Außenhandelsstatistik 2017 der WKO hervorgeht.

Nicht nur Waren fließen in die USA: der aktuelle Bestand an Direktinvestitionen in den USA hat sich laut Österreichischer Nationalbank zwischen 2008 und 2017 mehr als verdreifacht und lag im Jahr 2017 bei rund 9,3 Milliarden Euro.

Destination: Österreich

Auch als Reiseziel liegt Österreich bei den Amerikanern im Trend. 2018 konnte der österreichische Tourismus eine Steigerung der Nächtigungen durch US-Bürger von rund 6,1 Prozent verzeichnen.

Insgesamt verbrachten 789.940 US-Bürger rund 1,8 Millionen Nächte in Österreich. Lange Aufenthalte sind augenscheinlich aber eher eine Seltenheit. Im Schnitt verbrachten US-Amerikaner von November 2017 bis Oktober 2018 pro Kopf nur 2,4 Nächte in unserem schönen Land.

Der Kongress tanzt

Aufgrund seiner zentralen Lage in Europa sowie Österreichs politischer Sonderstellung (Stichwort: Neutralität) sowie geschichtlichen Bedeutung war die Bundeshauptstadt Wien traditionell ein Austragungsort heikler diplomatischer Verhandlungen und weltpolitischer Entscheidungen. So wurde 2015 im Wiener Palais Coburg nach 13 Jahren Streit das Internationale Atomabkommen mit dem Iran abgeschlossen – das im Mai 2018 durch den Austritt der USA quasi gesprengt wurde.

Wien gilt auch als potenzielle Bühne für weitere Abrüstungsverhandlungen zwischen Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin. Erst Anfang Februar diesen Jahres hatten beide Supermächte ihren jeweiligen Ausstieg aus dem Abkommen von 1987 verkündet – "Heute" berichtete.

Während Bundeskanzler Sebastian Kurz nun persönlich politische Beziehungen zu Trump zu knüpfen versucht, hat Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) einen guten Draht nach Moskau. Österreich könnte den beiden Staatschefs also als neutralen Boden für weitere Verhandlungen dienen.

Der Kanzler im "Heute"-Videointerview vor dem Abflug:

(rcp)