Wien

Arbeitsloser lässt als Hilfsgärtner die Stadt erblühen

Trotz abgeschlossener Studien zählt Firudin Akbarov zu den Langzeit-Joblosen. Eine Perspektive bietet ihm der Sommerjob als Hilfsgärtner der MA42.

Louis Kraft
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    In seiner Heimat Aserbaidschan hat Firudin Akbarov (50+) ein Studium der Chemie und des Wirtschaftsmanagement abgeschlossen. Doch in Wien zählt er seit fast fünf Jahren zu den Langzeitarbeitlosen. Eine Perspektive bietet ihm die "Kümmerei": Über den Sommer darf er dank deren Vermittlung als Hilfsgärtner für die MA42 arbeiten.
    In seiner Heimat Aserbaidschan hat Firudin Akbarov (50+) ein Studium der Chemie und des Wirtschaftsmanagement abgeschlossen. Doch in Wien zählt er seit fast fünf Jahren zu den Langzeitarbeitlosen. Eine Perspektive bietet ihm die "Kümmerei": Über den Sommer darf er dank deren Vermittlung als Hilfsgärtner für die MA42 arbeiten.
    Sabine Hertel

    Abgeschlossenes Studium des Wirtschaftsmanagements und der Chemie, berufliche Erfahrungen im Import/Exportgeschäft, als Aushilfskoch, Veranstaltungsmanager und in der Gartengestaltung: Auf den ersten Blick belegt der Lebenslauf von Firudin Akbarov eine breite Vielfalt an Kenntnissen und Kompetenzen. 

    Doch was in seiner Heimat Aserbaidschan wohl als gut ausgebildet gilt, reichte in Wien bisher nicht vor eine Fixanstellung aus. Obwohl seine Abschlüsse anerkannt wurden und er einen unbefristeten Aufenthaltstitel hat, zählt Herr Akbarov mit seinem Alter von 50 Jahren plus zur Gruppe der Langzeitsarbeitslosen. "Seit vier oder fünf Jahren habe ich keine fixe Arbeit", erzählt er gegenüber "Heute":

    "Kümmerei" vermittelte Stelle als Sommer-Gärtner

    Über das AMS Wien kam er in die Betreuung der "Kümmerei". Diese gehört zur gemeinnützigen BFI Wien-Tochter "Job-TransFair" und unterstützt am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen dabei eine neue Anstellung zu finden und dauerhaft zu behalten.

    Im Vorjahr konnte 1.125 Personen mithilfe von Beratungsangeboten und geförderter Beschäftigung zum Joberfolg verholfen werden. "Job-TransFair" kooperiert hierfür mit einem dichten Netzwerk an Unternehmerinnen und Unternehmern, die arbeitslosen Menschen aus Wien eine neue Chance in ihrem Betrieb geben und sie nach einer Erprobungsphase in ein festes Dienstverhältnis übernehmen.

    Das Angebot für Jobsuchende umfasst individuelle Beratung und Coaching/Training, den Zugang zum internen Job-TransFair-Stellenpool mit Jobs aus allen Branchen sowie ein umfangreiches internes Weiterbildungsangebot. Bei Bedarf werden den Teilnehmenden sozialarbeiterische Unterstützung bei persönlichen Problemen sowie Training-on-the-Job im hauseigenen sozial-ökonomischen Betrieb "Die Kümmerei" geboten.

    In Herrn Akbarovs Fall führte das Training-on-the-Job nach Mariahilf. Beim "Heute"-Besuch waren er und seine Kollegen gerade mit dem Bepflanzen der Grünfläche zwischen Magdalenenstraße und Linker Wienzeile beschäftigt. Hier unterstützt er über den Sommer die Mitarbeiter des Wiener Stadtgartenamts MA42. Die temporäre Beschäftigung läuft von März bis September, für eine 38 Stunden-Woche verdient Herr Akbarov pro Monat 1.564 Euro brutto.

    "Größter Wunsch? Eine Fixanstellung bei der MA42"

    Im Garteln hat Herr Akbarov nicht nur Beruf, sondern auch Berufung gefunden. "Arbeiten ist gesund und macht gute Laune, egal wo man arbeitet", ist er überzeugt. Besonders gute Laune hat der Witwer, wenn er derzeit mit den Kollegen im Freien und in der Natur arbeiten darf. Sein größter Wunsch ist es, beim Wiener Stadtgartenamt eine fixe Anstellung zu bekommen. Dafür hat er nun eigens den Führerschein fürs Auto nachgemacht.

    Bezirk fördert Job-Vermittlung mit 81.000 Euro pro Jahr

    Finanziell unterstützt wird das Projekt  auch durch die Mariahilfer Bezirksvorstehung. Seit mittlerweile sechs Jahren helfen die Langzeitarbeitslosen auf Vermittlung der Kümmerei der MA42 bei der Pflege der Mariahilfer Grünflächen. Der Bezirk finanziert die Transitarbeitskräfte und gibt dafür im Jahr 81.000 Euro.  

    "Trotz der straffen, finanziellen Rahmenbedingung nehmen wir unsere soziale Verantwortung wahr und unterstützen Langzeitarbeitslose, damit sie behutsam in den Arbeitsprozess integriert werden können und unsere Stadtgärtner entlasten", erklärt Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) die Win-Win-Situation.