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Archie darf nicht in Hospiz sterben: Eltern verzweifelt

Die Eltern von Archie haben durch alle Instanzen gegen den Abbruch der lebenserhaltenden Maßnahmen geklagt und verloren.

Nikolaus Pichler
Die Eltern des Buben haben erneut Berufung eingelegt.
Die Eltern des Buben haben erneut Berufung eingelegt.
Friso Gentsch / dpa / picturedesk.com

Die Eltern von Archie (12) wollen ihren Sohn "in Würde" in einem Hospiz sterben lassen. Am Donnerstag berichteten englische Medien, dass sie mit Archie auf dem Weg in ein Hospiz seien. Das hat sich nun als falsch herausgestellt. Wie die "Daily Mail" berichtet, hat eine Richterin diesen Wunsch der Eltern abgelehnt und sie dazu aufgefordert, den Buben im Spital sterben zu lassen. Der Rechtsstreit könnte sich noch bis am Freitag um 14 Uhr (15 Uhr MEZ) hinziehen.

In ihrem Urteil lehnte Richterin Justice Theis auch den Antrag der Eltern auf einen neuen Sachverständigen ab, der eine Bewertung der Risiken einer Verlegung in ein Hospiz abgeben sollte. Es wird vermutet, dass die Familie das neue Urteil direkt beim Berufungsgericht anfechten wird. Richterin Theis gewährte einen Aufschub des Behandlungsabbruchs bis Freitag 14 Uhr, um Zeit für die Einlegung eines Rechtsmittels zu haben.

Europäischer Gerichtshof greift nicht ein

Die Angehörigen von Archie haben versprochen, "bis zum Ende zu kämpfen", um ihn in letzter Minute in ein Hospiz zu verlegen, damit er "in Würde" sterben kann. Eine Einrichtung sei bereit, den Buben aufzunehmen, wenn sie die Erlaubnis dazu erhält, so ein Sprecher der Familie. Archies Mutter, Hollie Dance, hat geschworen, ihrem sterbenden Sohn Mund-zu-Mund-Beatmung zu geben, wenn die Ärzte ihm den Sauerstoff verweigern, nachdem sie die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt haben.

Das höchste britische Gericht hatte die Entscheidung der behandelnden Ärzte gestützt, Archie sterben zu lassen. Dies sei im besten Interesse des Buben. Auch ein letzter Appell der Eltern an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg blieb erfolglos. Das Organ des Europarats lehnte es am Mittwochabend ab, sich in den Fall einzumischen. Archies Mutter Hollie Dance zeigte sich daraufhin gebrochen. "Das ist das Ende", sagte sie vor Reportern in London. Dance warf der Klinik vor, sie breche ihr Versprechen, dass Archie in einem juristischen "Worst-Case-Szenario" in ein Hospiz kommen könne.

Archie liegt seit April im Koma. Bei einem Unfall zu Hause in Southend-on-Sea hatte er sich schwere Hirnverletzungen zugezogen, womöglich bei einer Internet-Mutprobe. Der Fall erinnert an ähnliche Auseinandersetzungen um unheilbar kranke Kinder in Großbritannien. Was im besten Sinne des Patienten ist, entscheiden oft Richter auf Empfehlung von Medizinern. Der finanziell stark unter Druck stehende britische Gesundheitsdienst neigt dazu, lebenserhaltende Maßnahmen sehr viel früher zu entziehen, als das in anderen europäischen Ländern der Fall wäre, wo es zuweilen eher Konflikte gibt, wenn Kranke oder Angehörige Geräte aus eigenem Willen abschalten wollen.

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