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Armin Assinger: Der Karriere-Macher

Armin Assinger - Ex-Skirennläufer und Sympathieträger der Nation. Im Interview verrät er, warum aufgeben nie eine Option ist.

Heute Redaktion
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Bild: Daniel Schaler

Armin Assinger – Ex-Skirennläufer und Sympathieträger der Nation. Im Interview verrät er, warum aufgeben nie eine Option ist.

Weltcup-Sieger, Ski-Kommentator, Fernsehstar – was Armin Assinger im Spitzensport gelernt hat, setzt er seit über zehn Jahren sehr erfolgreich für seine Karriere in Film und Fernsehen ein. Ein Gespräch über Motivation bei beruflichem Gegenwind, den Umgang mit Angst und den Mausefallen des Lebens.

"Heute": Standen für Ihre Karriere Tür und Tor offen, oder mussten Sie selbst aktiv werden?

Assinger: Als ich 1995 meine Karriere als Skifahrer beendete, hat mich der damalige ORFSportchef

Elmar Oberhauser gefragt, was ich nun machen will. Da hab ich einfach gesagt, dass ich gerne ORF-Kommentator wäre. Er wollte zu gegebener Zeit darauf zurückkommen, aber dann ist monatelang nichts passiert. Also habe ich angerufen und bin ein bisserl lästig gewesen. Schließlich teilte man mir mit, dass ich es machen werde. Und als ich schon ein paar Jahre dabei war, hab ich mir gedacht: "Ja, fix noch einmal, irgendwann muss das Fernsehen ja merken, dass es mich gibt." Also bin ich bei einer Romy-Verleihung einfach zu Kathi Zechner gegangen und hab sie angesprochen. Der Rest ist bekannt. Also: Wenn du die Chance siehst, musst du sie ergreifen. Das ist der Punkt.

Aus Ihrem Mund klingt das einfach, es gelingt aber nicht jedem auf Anhieb.

Wichtig ist, Selbstvertrauen zu haben, stark im Kopf zu sein und vor allem nicht zu viel zu denken.

Heißt das, zu viel zu denken, ist nicht gut?

Zu viel zu denken hemmt, und aus zu viel denken entsteht Angst. Der Mensch ist so gestrickt, dass er immer die negativen Sachen sieht. Neun Menschen loben dich und einer übt Kritik. Über die neun freust du dich kurz, und über den einen denkst du ewig nach. Das erzeugt Selbstzweifel und ist nicht unbedingt zielführend.

Apropos Kritik – wie gehen Sie damit um?

Es wird besser, je älter ich werde und je länger ich in dem Geschäft bin. In meinen Augen suchen Kritiker grundsätzlich

nur nach dem Schlechten, das ist doch auch kein schönes Leben. Und wenn ich mir das so überlege, wird für mich die Halbwertszeit des Ärgerns immer kürzer.

Sind Sie selbstkritisch?

Sehr, und ich mache mir manchmal zu viele Gedanken über etwas, das ich hinnehmen sollte, wie es ist. Aber es ist ganz wichtig, dass du nicht in irgendwelchen Sphären schwebst und glaubst, du bist unsterblich – der Asterix-Effekt, wie ich es nenne.

Sie haben ein Buch geschrieben, "Auch Sieger haben Angst". Wie gehen Sie mit Angst um?

Entweder sie lähmt oder macht wachsam. Wie schon gesagt, Angst entsteht aus zu viel denken. Wenn du

von etwas überzeugt bist, geh hin und mach es.

Gibt es Ihrer Meinung nach so etwas gibt wie ein Sieger-Gen?

Na sicher gibt’s das, schlag nach bei Hermann Maier. Aber ich sag, jeder kann auf seinem Gebiet ein Sieger sein.

Schau, ich kann handwerklich nix. Ich hab einen Freund, den Harti, der Hundling kann alles (lacht). Aber vielleicht nicht reden vor einer Menschenmenge. Ich kann das halt. Und somit ist er eben Sieger auf seinem Gebiet und ich vielleicht auf meinem. Du musst nur erkennen, was ist mein Gebiet und wo bin ich gut aufgestellt.

Wie viel Mut und Glück gehören dazu?

Die gehören auf jeden Fall dazu, das ist ganz klar. Ich sag auch immer, du musst ein bissl initiativ sein. Wart nicht drauf, dass irgendeiner dich entdeckt. Manchmal musst du dich selbst entdecken. Du musst den anderen sagen – hallo, da bin ich.

Wie sehr spielt Ihr Promi-Bonus eine Rolle? Der Einstieg als Sportkommentator oder Moderator wäre ohne den vielleicht nicht so einfach gewesen.

Ja ganz sicher nicht, aber darüber mach ich mir keine Gedanken. Es ist, wie es ist. Außerdem ist der Promi-Bonus nicht wirklich ein Bonus. Du musst als bekannterer Mensch extrem aufpassen. Was du sagst, was du tust – es wird dir das Wort im Mund umgedreht. Und wenn du einmal einen nicht grüßt, weil du gerade gedankenverloren bist, hast du schon die schlechte Nachrede.

Wie wichtig ist Arbeit?

Sehr wichtig, das habe ich jetzt im Sommer extrem gemerkt. Heuer haben wir Anfang Juli noch eine Pilotfolge einer

Polizei-Comedy gedreht, und dann war nichts bis Ende August. Auf einmal ist mir fast hie und da die Zeit zu lang geworden. Insofern merke ich, dass es einfach wichtig ist, etwas zu tun zu haben. Arbeit ist etwas wert und gehört für

mich dazu.

Muss Arbeit glücklich machen?

Ich hab mir angewöhnt, dass ich das, was ich gerade mache, am liebsten mache. Das ist eine grundsätzliche Erkenntnis – du brauchst eine gewisse Freude am Tun. Ohne die ist alles eine Plage. Aber wenn du etwas gerne machst, dann gibt es meiner Meinung nach auch keinen Stress.

Manche sind in ihrem Job nicht glücklich. Wie gelingt es da, sich zu motivieren?

Was Motivation betrifft, ist es natürlich auch so: Wenn’s dich hinhaut und du liegen bleibst, hast verloren. Der, der aufsteht, hat schon wieder gewonnen. Und wenn man dann etwas zusammenbringt, erfüllt einen das mit einer unglaublichen Genugtuung. Und das ist aus meiner Sicht die schönste Sucht.

Unsere Leser denken sich jetzt: "Der hat leicht reden."

Assinger: Ich war ein kleiner Gendarm mit kleinem Gehalt, das habe ich nicht vergessen. Aber ich wollte etwas verändern. Und irgendwann hab ich mir gedacht, wenn ich in dem Job bleibe, darf ich eines nicht – jammern. Wenn ich es nicht mehr will, muss ich es ändern. Ich glaube, das können viele.

Sie sagen, beim Skirennen ist es wie im Leben, der Start ist wichtig. Wenn der nicht so gelingt, ist aufholen möglich?

Sehr schwer, weil du kannst nirgendwo so leicht gewinnen oder verlieren wie am Start. Aber wenn jemand nicht die Möglichkeiten hatte, dann muss es das nicht gewesen sein. Mein Vater hat Maurer gelernt und ist einer der höchsten Gendarmerie-Beamten Kärntens geworden. Er ist in die Gendarmerieschule gegangen, hat die Fernmatura gemacht, wurde Brigardier. Also, egal ob du den Start selber verhaut hast oder ob die Umstände schlecht waren, alles danach ist mit viel Arbeit verbunden, braucht Ehrgeiz und einen Traum obendrüber.

Was würden Sie also unseren "Heute"-Lesern raten, die gerade über eine Veränderung nachdenken?

Assinger: Leitln, traut’s euch, und traut euch etwas zu! Lasst euch von Fehlern nicht aus der Bahn werfen, weil Fehler

machen zutiefst menschlich ist. Aber eines muss klar sein: Es geht nicht mit Abkürzungen. Auf dem Weg zum Ziel musst

du Umwege in Kauf nehmen. Und wenn es dich von der Ideallinie verträgt, muss du dich wieder zurückkämpfen. Und

du musst schon etwas dazutun, von selber geht’s nicht.

Katharina Krischke