Österreich

Ärmste Gemeinde Österreichs: Betteln muss keiner von...

Heute Redaktion
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Die Aufregung war groß in der beschaulichen Gemeinde Reisenberg (Bezirk Baden): Eine Zeitung hatte in fetten Lettern getitelt, bei der Marktgemeinde handle es sich um die ärmste von ganz Österreich. Heute hat jetzt vor Ort recherchiert: Von Armut ist nur wenig zu bemerken - und auch Experten sehen den Bericht kritisch.

Die Buchstaben sind natürlich viel kleiner und in der Nacht auch nicht beleuchtet. Trotzdem wollten ein paar Jugendliche im Ort mit dem Schriftzug Reisenberg in den Hügeln ein wenig an die US-Film-Metropole Hollywood erinnern.

Ein ganz anderes  Image wurde in den vergangenen Wochen von einem Medium transportiert: Reisenberg sei die ärmste Gemeinde Österreichs. Der Hintergrund zu diesem Bericht ist ein Gemeinde-Ranking der Statistik Austria. Bürgermeister Josef Sam ist bestürzt über das Bild, welches von seinem Ort gezeichnet wird. Er fürchtet um das Ansehen der kleinen Marktgemeinde und auch die Bewohner sind empört: Die Leute bei uns verstehen überhaupt nicht, wieso wir so dargestellt werden. Niemand von uns muss hier betteln gehen.

Auch die Experten sehen Reisenberg sicherlich nicht als ärmste Gemeinde Österreichs. Dazu Daniela Melingo von der Statistik Austria: Die Zahlen stimmen zwar, die Interpretation ist allerdings mehr als  fragwürdig. Mit den Finanzen steht die Gemeinde auf jeden Fall gut da. Erst kürzlich wurde eine neue Kulturhalle gebaut, bei deren Errichtung sowohl der Bürgermeister als auch die Bewohner selbst Hand angelegt haben. Das hat die Kosten auf 90.000 Euro gedrückt. Der Zusammenhalt hat in dem Ort überhaupt einen extrem hohen Stellenwert. In der kleinen Gemeinde baut man ganz massiv auf die nachbarschaftliche Solidarität. So fährt der Bürgermeister etwa mit seinem Kleinbus die Kinder des Ortes höchstpersönlich in die Schule. Außerdem werden von den Männern regelmäßig nächtliche Patrouillen abgehalten, um die Häuser vor möglichen Einbrechern zu schützen.