Österreich

Arzneimittel-Bande flog wegen Paket auf

Heute Redaktion
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Wegen eines unterfrankierten Pakets ist eine Arzneimittelbande, die über Online-Apotheken mit gefälschten Medikamenten zumindest drei Millionen Euro Umsatz gemacht haben soll, aufgeflogen. Montagfrüh schlugen Ermittler in Österreich, Ungarn und Großbritannien zu: Es gab mehrere Festnahmen und Hausdurchsuchungen, gab Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei einer Pressekonferenz bekannt.

Wegen eines unterfrankierten Pakets ist eine internationale Arzneimittelbande, die über Online-Apotheken mit gefälschten Medikamenten zumindest drei Millionen Euro Umsatz gemacht haben soll, aufgeflogen. Montagfrüh schlugen Ermittler in Österreich, Ungarn und Großbritannien zu: Es gab mehrere Festnahmen und Hausdurchsuchungen, gab Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei einer Pressekonferenz bekannt.

Dass sie beim Versenden ihrer Ware mit Briefmarken geizten, kam einer internationalen Arzneimittel-Bande teuer zu stehen. Ein unterfrankiertes Paket wurde an den vermeintlichen Absender, eine Apotheke in Spanien zurückgeschickt worden. Dort bestritt man, das Paket versandt zu haben, was die Ermittlungen ins Rollen brachte.

Nach monatelangen Ermittlungen unter Einbindung der Behörden Europol und Eurojust kam es am Montag um 6.00 Uhr in mehreren europäischen Ländern zum Zugriff. Der Zeitpunkt wurde bewusst gewählt, da mehrere der Verdächtigen aus dem Ausland am Sonntagabend zu einer Familienfeier im Hotel Bristol in Wien waren. Die insgesamt 20 Hausdurchsuchungen in Österreich und Ungarn wurden in einem Hotelzimmer, aber auch an Wohnadressen durchgeführt.

Eine Million gefälschte Tabletten gefunden

Es gab acht Festnahmen, darunter mehrere in Wien und eine in Niederösterreich. Dabei wurde auch der als Kopf der Bande geltende 44-jährige Israeli Raphael T. gefasst. Die verdächtigen Österreicher gehören nicht zu den Haupttätern.

Die 120 beteiligten Ermittler aus dem In- und Ausland stellten 130.000 Euro Bargeld und rund eine Million gefälschte Tabletten sicher. Diese hätten noch um insgesamt rund zehn Millionen Euro verkauft werden sollen.

Auch in Großbritannien gab es mehrere Festnahmen und Hausdurchsuchungen. Dort wurden außerdem 49 Konten der Bande eingefroren, drei weitere in Österreich, drei in Zypern, sieben in der Slowakei und je eines in Ungarn und Belgien. Bei den Banken lagerte insgesamt etwa eine Million Euro der Tätergruppe.

Vor allem Potenz- und Diätpillen

Vertrieben wurden in erster Linie "Lifestyle-Produkte", wie Potenz- und Diätmittel, berichtete Andreas Holzer, Leiter des Büros für Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt. Bis heute dürften demnach rund 300.000 Pillen zu einem Durchschnittspreis von zehn Euro verkauft worden sein. Die verkauften Präparate waren alle gefälscht und in Südostasien hergestellt worden. Sie wurden aber als Originalmittel oder Generika angeboten.

"Hätten zum Tod führen können"

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach vom "wohl europaweit größten Schlag gegen den Handel mit gefälschten Arzneimitteln". Es habe sich um gefährliche Fälschungen gehandelt, die sogar zum Tod führen könnten. Von gesundheitlich geschädigten Personen konnten die Ermittler nicht berichten.

Finanziell betroffen waren jedoch mehr als 20.000 Personen, da in den vergangenen Monaten ebenso viele Pakete der Bande vor der Zustellung in Österreich abgefangen wurden. Die Ermittlungen seien aber noch nicht abgeschlossen, sagte Dieter Csefan, Leiter der Ermittlungen im Bundeskriminalamt.

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