Österreich

Gestern war gestern. Und heute ist heute.

Heute Redaktion
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Die FPÖ überlegt, unbesetzte Hausarztstellen am Land mit bei Spitalsträgern angestellten Ärzten zu besetzen. Zum Wohl der Patienten? Oder gut fürs Geschäft?

Es war im April vor drei Jahren. Da war ich zusammen mit dem damaligen Gesundheitsreferenten von Oberösterreich, Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), in Hamburg. Wir schauten uns damals das "Geschäftsmodell" der "Asklepios Kliniken" im Norden Deutschlands an. Oberösterreich wollte lernen.

Und dort wurde uns erklärt, wie man mit Medizin, mit Krankenhäusern und Kranken Geld machen kann. Die "Asklepios Kliniken" haben sich nämlich Hausarzt-Praxen in Hamburg gekauft, beschäftigen dort Hausärzte im Angestelltenverhältnis – ohne dass die Patienten wissen, dass es sich um angestellte Ärzte der Kliniken handelt.

Und das ist auch gut so (für die Kliniken), sonst würden die Patienten womöglich so einiges hinterfragen. Z.B. warum sie wegen irgendwelcher Kleinigkeiten sofort ins Krankenhaus eingewiesen werden. Und das nämlich (rein zufällig?) in Spitäler der "Asklepios Kliniken".

"Hamburg-Modell" wurde kritisch gesehen

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So kann man nämlich doppelt kassieren. Für die "Hausarzt-Behandlung" und dann im Spital. Und damit man sicher gehen kann, dass die Kranken eben auch in die "richtigen" Spitäler (eben jene der "Asklepios Kliniken") eingewiesen werden, dafür gibt es eben die "verdeckten 'Asklepios'-Hausärzte", die bei den Kliniken angestellt sind – und im Grunde nix anderes machen, als die Patienten zu verteilen.

Von der Oberösterreich-Delegation (mit dabei war übrigens auch die jetzige Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander, ÖVP) wurde das damals durchaus kritisch gesehen.

Aber: Damals war damals. Und heute ist heute. Und heute muss man das ja nicht so sehen wie damals.

Denn: Ein ähnliches Modell hat aktuell FPÖ-Klubobmann Herwig Mahr vorgeschlagen, um die "unbesetzte Kassenarztstellen am Land wieder aufzufüllen". Konkret schlägt er vor: "Träger öffentlicher Krankenanstalten (etwa die Gespag oder die AUVA) sollen freie Kassenarztverträge übernehmen dürfen, wenn diese nicht innerhalb von zwölf Monaten nachbesetzt werden."

ÖVP nicht abgeneigt von FPÖ-Idee

Heißt im Klartext: Ein Träger setzt einen angestellten Arzt in eine Landpraxis (ähnlich wie das Modell in Hamburg). Und es darf durchaus spekuliert werden, dass man sich dann von diesem Arzt auch "Spitals-Kundschaft" erwartet – sprich, dass ein angestellter "Hausarzt" schon Patienten vielleicht einen Tick eher ins Spital überweist als es ein richtiger Hausarzt machen würde. Und evtl. könnte es auch so sein, dass ein "Gespag-Hausarzt" so einen Patienten eher in ein Gespag-Klinikum einweist als in ein AUVA-Klinikum.

Vielleicht alles nur Gedankenspiele, aber vielleicht nicht die falschesten.

Übrigens: Die ÖVP nahm gestern Stellung zu den FPÖ-Plänen. Und OÖVP-Klubobfrau Helena Kirchmayr "kann dem Vorschlag, dass Spitalsträger unbesetzte Kassenarztstellen übernehmen sollen, grundsätzlich etwas abgewinnen". Spannend.