Österreich

Ärzte in Not: Die Top-Fünf der Übergriffe im Spital

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Zwicken, Beißen, Boxen und sogar Morddrohungen: Die Übergriffe auf das Spitalspersonal werden immer brutaler. "Heute" listet die Aggressionen auf.

Vor wenigen Tagen im Wiener Wilhelminenspital: In der an einem Sonntag vollen Unfall-Notaufnahme warten zwei Großfamilien auf die Behandlung ihrer Angehörigen. Irgendwann geraten dabei die männlichen Familienmitglieder – es handelte sich um Personen mit syrischem und türkischem Hintergrund – in Streit, wenig später fliegen die Fäuste und das Personal muss zum 12. Mal in diesem Jahr die spitalseigene Security und in weiterer Folge die Polizei rufen.

Randale im WC

Zwei Wochen davor randalierte der Angehörige eines leicht verletzten Mannes, weil er seinen Pflegefall in der Wartezeit gegenüber anderen Patienten benachteiligt fühlte: Er zertrümmerte im WC der Station die Spiegel, riss das Waschbecken aus der Wand. Wieder war die Polizei gefragt.

Alarmstufe rot

Fast schon Legende ist jener Vorfall aus dem Herbst des Vorjahres, bei dem ein Begleiter eines Ambulanzpatienten – ebenfalls wegen vermeintlich zu langer Wartezeit – seine rhetorische Beschwerden bei der erst 23Jahre alten Krankenschwester in der Aufnahme-Box mit einem Faustschlag durch die Sprechluke zu verstärken versuchte. Fazit: Eine gebrochene Nase, wieder mussten Polizeibeamte das Postens Maroltingergasse angefordert werden. Seither gilt Alarmstufe rot im Krankenhaus, die Sprechluke wurde mit einem Metallgitter abgesichert.

Sogar WEGA-Einsätze

"Heute" hat die detaillierten Werte über die Art solcher Eskalationen. Die Statistik weist etwa für das Wilhelminenspital im Jahr 2016 folgende Zahlen aus:

Gewichtet nach der Schwere der Taten kam es zu vier Einsätzen der Alarmabteilung WEGA, 53 Polizei-Einsätzen, 81 Einsätzen der Security, 30 Vorfällen mit Bedrohungen ("Ich bring' Dich um, wenn ich nicht gleich drankomme!"), zwei Messer und ein Pfefferspray wurden bei Amtshandlungen der Polizei abgenommen.

Top-Fünf der Aggression

Heinrich Schneider, Vorsitzender und Sprecher der Personalvertretung und zuständig für 3.600 Beschäftigte, listet für "Heute" die fünf häufigsten Aggressionen auf:

1.) Beschimpfungen des Personals sind beinahe tägliche Routine. Gemeiner Tenor: "Ich warte jetzt schon seit einer Stunde auf meine Untersuchung, Du blöde Sau!"

2.) Gefährliche Drohungen kommen zwar etwas seltener vor, sind dafür aber ordentlich verbalaggressiv. Beispiel: "Ich bringt Dich um, wenn ich nicht gleich drankomme!" Oder etwa: "Ich gehe jetzt und hol' meine Brüder. Die sind Kampfsportler!"

3.) Werfen mit Gegenständen gehört ebenfalls zum Spitalsalltag: Wütende Patienten schmeißen Kugelschreiber oder sonstige Habseligkeiten gegen das Personal.

4.) Boxen und Stoßen kommt auch immer wieder vor. Jedoch selten mit Folgen wie im Fall des Nasenbeinbruches vom Herbst 2016.

5.) Beißen und Zwicken ist in den meisten Fälle in Pflegeheimen der Fall. Oft auch der Demenz mancher Patienten geschuldet.

Von Seiten des KAV reagiert man nun auf die sich zuspitzende Situation. An den Hot-Spots wie Notaufnahmen soll die Security rund um die Uhr im Dienst sein, gefährdetes Personal will man bei Rundgängen mit Panikalarm-Geräten versorgen, die regelmäßigen Deeskalations-Schulungen werden intensiviert.



(wapo)