Österreich

Ärzte-Streit um Streichung von Nachtdiensten

Heute Redaktion
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An den Wiener Universitätskliniken hängt wieder einmal der Haussegen schief. Rektor Wolfgang Schütz will zwölf Nacht-Journaldienste streichen. Laut Betriebsrat sollen die Klinikchefs nichts davon gewusst haben, schwere Folgen für die Betreuung der Patienten werden befürchtet. Im AKH kam es zu einer Betriebsversammlung, in deren Rahmen auch eine Unterschriften-Aktion gestartet wurde.

Der Betriebsrat reagierte bestürzt auf den Plan des Rektors Wolfgang Schütz, zwölf Nacht-Journalidienste zu streichen. "Der Rektor müsste uns aktiv informieren. Das ist nicht erfolgt", sagte Thomas Perkmann, Betriebsratsobmann des wissenschaftlichen Personals am Dienstag. Zuvor war eine Betriebsversammlung mit einstimmiger Verabschiedung einer Protestresolution im AKH abgelaufen.

Skurril, so Perkmann, sei zunächst einmal die mangelnde Information der Abteilungschefs der betroffenen Kliniken. Der Betriebsratsobmann: "Wir sind durch das elektronische Dienstplanungssystem draufgekommen. Darin trägt man einen Monat oder noch länger vorher die geplanten Dienste ein. Und das konnte man bei bestimmten Diensten nicht mehr." Eine Sekretärin hätte bei der EDV-Abteilung nachgefragt und die Antwort bekommen, dass es die Dienste im Jahr 2014 nicht mehr geben werde.

Nächtlicher "Schmerzdienst" soll gestrichen werden

Die Ärzte befürchten Leistungseinschränkungen an den Wiener Universitätskliniken. "Es gab bisher einen Anästhesisten in einem eigenen Schmerzdienst für alle Kliniken im Haus, zum Beispiel für Tumorpatienten in der Nacht. Der soll gestrichen werden. Es gab einen Psychiater in der Nacht für die Betreuung von psychiatrisch auffälligen Patienten auf anderen Kliniken, zum Beispiel auf der Unfallchirurgie. Auch der soll gestrichen werden", unterstrich Perkmann.

Rektorat behauptet: Mit allen Klinikchefs abgesprochen

Das Rektorat der MedUni Wien stellt die Sachlage anders dar. "Alle Journaldienste, die eingespart werden, sind mit allen Klinikchefs abgesprochen. Diese haben die einzusparenden Journaldienste vorgeschlagen." Das Rektorat der MedUni Wien argumentiert die Nachtdienst-Einsparungen mit dem Inkrafttreten der Betriebsvereinbarung über die Dienstzeiten vor einigen Wochen. Damit wurde gemäß dem Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz die durchgängig mögliche Arbeitszeit eines Arztes am Patienten von 32 Stunden auf höchstens 25 Stunden reduziert. Dies betrifft die Nachtdienste.

Damit sind aber am Tag nach dem Nachtdienst weniger Ärzte vorhanden. Das Rektorat will offenbar über die Einsparung der Nachtdienste die Besetzung am Tag erhöhen. Der Sprecher der MedUni Wien: "Für jeden Journaldienst, der gestrichen wird, werden zusätzlich zwei Ärzte eingestellt." Damit wären jeden Vormittag für einen weggefallenen Nachtdienst drei Ärzte mehr vorhanden.

Betriebsrat: "Prof. Husslein soll drei Sekretärinnen dazu bekommen"

Betriebsrat Perkmann hingegen sprach von ganz anderen "Tauschgeschäften": "Prof. Husslein (Chef der Universitätsklinik für Frauenheilkunde; Anm.) soll den Journaldienst des Oberarztes auf der Geburtshilfeabteilung einsparen und im Gegenzug drei Sekretärinnen dazu bekommen." Zu einer Aufstockung von Ärzten käme es nicht. Der Standesvertreter: "Das ist eine extreme Fehlentwicklung."

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