Österreich

Ärztekammer gegen KH Nord: "100 Ärzte fehlen"

Laut Vizepräsident der Ärztekammer sei der Ärztemangel im neuen KH Nord "höher als erwartet".

Heute Redaktion
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Im KH Nord soll ein Personalengpass herrschen.
Im KH Nord soll ein Personalengpass herrschen.
Bild: (c) KAV / Health Team KHN

"70 Dienstposten und 100 Ärzte fehlen", so reklamiert Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Ärztekammer einen Ärztemangel im KH-Nord in Floridsdorf. In einem ORF Radio-Interview argumentiert er, dass der Wiener Krankenanstaltenverbund die Arbeitsstunden falsch berechnet habe.

Ärztekammer: "Zu wenig Personal, Ärzte arbeiten zu viel

Maximal 48 Stunden pro Woche, darunter Nachtdienste und Rufbereitschaft – das sieht das Ärztearbeitszeitgesetz vor. Nach 2021 soll die Arbeitszeit von Spitalsärzten nicht mehr überschritten werden dürfen. Die KAV habe jedoch laut Vizepräsident Weismüller immer mit 48 Stunden gerechnet - ohne Überstunden. Daraus resultiere, dass die Ärzte zu viel arbeiten würden. Es müssten viel mehr Ärzte eingestellt werden, damit diese Arbeitsgesetze eingehalten werden können. Für ihn ergebe sich dadurch ein Mangel von rund 70 Dienstposten und 100 Ärzten. Die Informationen dafür entnahm die Ärztekammer von Berichten und aus Verträgen der bereits angestellten Ärzte.

Mängel in Administration und Pflegepersonal

Die Wiener Ärztekammer ortet auch im Bereich der Administration und beim Pflegepersonal dramatische Mängel. Weiters kritisierte Wiesmüller, dass das Krankenhaus weit entfernt sei von einer papierlosen Digitalisierung des Hauses. Derzeit führe die Umstellung nur zur doppelten Arbeit für Ärzte und Mitarbeiter.

KAV hat kein Verständnis für Kritik

Aus dem Pressebüro des KAVs gab es "kein Verständnis" für diese Kritik der Ärztekammer. "Woher habe man die Zahlen?", hieß es im Gespräch mit "Heute". "In gewissen Bereichen ist es immer schwer Ärzte zu finden, wie eben im Bereich der Kinderpsychatrie, aber das betreffe nicht nur das Krankenhaus Nord, sondern alle Spitäler", heißt es aus dem KAV Pressebüro. "Wir sind vor etwas mehr als zwei Monaten ins Krankenhaus Nord übersiedelt. Seither fahren wir dort die Systeme hoch. Dazu gibt es einen Stufenplan, der nach und nach abgearbeitet wird. Anfang August haben wir ein Betriebsorganisationsteam installiert, das laufend evaluiert, wo es Verbesserungsbedarf gibt. Denn ein Krankenhaus ist ein hoch komplexes Gebilde, in dem tausende Räder perfekt ineinander greifen müssen", sagt Dir. Herwig Wetzlinger. Die Inbetriebnahmephase des Krankenhauses Nord wurde akribisch vorbereitet und verlaufe nach Plan. Im Oktober sei man im Vollbetrieb, so der KAV.

Für Stadtrat Hacker: Teil des Wahlkampfes der Personalvertreterwahl im KH Nord

Am Rande eines Pressetermins meinte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SP) zur APA: "Wir stehen kurz vor Personalvertretungswahlen im KH Nord. Herr Weismüller ist bei einer der wahlwerbenden Fraktionen". Er werde kein "Schiedsrichter im Wahlkampf" die kommenden Personalvertreterwahlen sein. Die Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec (ÖVP) mahnt jedoch dazu, den Personalmangel ernst zu nehmen. "Das KH-Nord ist ein Negativbeispiel für Missmanagement vom KAV", so die Sprecherin. FPÖ-Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl schreibt in einer Aussendung, dass das KH Nord "das über Landesgrenzen hinweg bekannteste und exemplarischste Negativbeispiel für die politische Unfähigkeit der rot-grünen Wiener Stadtregierung" .

Klubobmann der NEOS, Christoph Wiederkehr, kritisierte wiederum die Untätigkeit der Stadtregierung im Fall KH-Nord: „Wir haben immer davor gewarnt, dass die Personalberechnungen für das KH Nord einfach falsch sind. Wenn die Ärztekammer jetzt von 100 fehlenden Ärzten und massiven Lücken auch beim Pflegepersonal spricht, ist das ein Warnsignal. Stadtrat Hacker und der KAV wischen das wie üblich vom Tisch – es ist aber nach dem sündteuren Bau der nächste Schildbürgerstreich, wenn man Personalpläne so falsch berechnet, dass bereits zum Start die KH Nord-Belegschaft mit massiven Überstunden den Betrieb aufrecht erhalten muss." (no)