Österreich

Ärztin lehnte Hausbesuch bei Grippe-Krankem ab

Heute Redaktion
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Thomas W. ist über die Hausärztin seines Vaters verärgert.
Thomas W. ist über die Hausärztin seines Vaters verärgert.
Bild: Sabine Hertel

Friedrich W. (68) lag mit Grippe-Symptomen, hohem Fieber und Kreislauf-Problemen daheim im Bett. Seine Hausärztin lehnte jedoch einen Hausbesuch ab. Der Grund: Zu viele Patienten.

Friedrich W. (68) ist Sportler und für sein Alter ziemlich fit. Daher war er etwa sechs Jahre lang nicht bei seiner Hausärztin in Leopoldstadt in Behandlung, holte sich zuletzt 2014 ein Rezept. Doch am Mittwoch hätte der Pensionist dringend ärztlichen Beistand benötigt: "Mein Vater hatte grippeähnliche Symptome, Fieber, und sein Kreislauf wurde immer schwächer", erzählt sein Sohn, Thomas W.

Also wurde die Hausärztin verständigt. Doch diese verweigerte einen Hausbesuch mit der Begründung, dass Friedrich W. nicht zu einem kleinen Kreis älterer Stamm-Patienten zählt und zudem das Patienten-Aufkommen extrem hoch war: "Zu uns kommen täglich etwa 50 bis 70 Grippe-Kranke. An besagtem Mittwoch haben wir insgesamt 67 Personen behandelt. Die Frau Doktor macht nur in dringenden Fällen und bei wenigen Stamm-Patienten Hausbesuche", heißt es aus der Ordination der Allgemeinmedizinerin.

68-Jähriger wurde ins Krankenhaus gebracht

Da sich der Zustand seines Vaters nicht besserte, rief Thomas W. schließlich die Rettung. Die Sanitäter brachten seinen Vater ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Dort wurde dem 68-Jährigen ein grippaler Infekt attestiert. Weil er völlig dehydriert und schwach war, wurde der Pensionist dort für etwa zwei Tage stationär aufgenommen.

Auf Nachfrage bei der Ärztekammer heißt es zur Verweigerung von Hausbesuchen: "Prinzipiell sind Hausbesuche zu machen – allerdings nur, wenn es zeitlich möglich ist. Ist etwa die Ordination zu voll oder sind schon zu viele Hausbesuche vereinbart, können Ärzte auch ablehnen", erklärt Christian Frank, Kurien-Manager der niedergelassenen Ärzte und verweist auf die derzeit vollen Ordinationen und den generellen Mangel an Allgemeinmedizinern in Wien.

Einzige Ausnahme: Nur, wenn es sich um eine lebensbedrohliche Situation handelt, müssen die Mediziner ans Krankenbett eilen. (cz)