Welt

Assad plant Gegenschlag gegen die Türkei

In der syrischen Stadt Afrin hatte die türkische Armee eine Operation gegen Kurden begonnen. Das syrische Regime hat nun reagiert.

Heute Redaktion
Teilen
Türkische Truppen in Syrien.
Türkische Truppen in Syrien.
Bild: picturedesk.com

Syrische Regierungstruppen wollen laut Medienberichten den Kurden in Afrin gegen die türkische Offensive zu Hilfe kommen. "Volkskräfte werden binnen Stunden in Afrin eintreffen, um den Widerstand des Volkes gegen den Angriff des türkischen Regimes zu unterstützen", meldete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Montag.

Die Türkei hat auf diese Ankündigung reagiert. "Wenn das (syrische) Regime kommt, um die PKK und die YPG zu vertreiben, ist das kein Problem. Wenn es aber kommt, um die YPG zu schützen, dann kann uns und die türkischen Soldaten niemand stoppen", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Montag bei einem Besuch im jordanischen Amman.

Grenzposten stationieren

Am Vortag hatten die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) bekanntgegeben, dass sie ihre Kräfte mit den Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad bündeln wollen. Die syrische Armee werde Grenzposten in der Region Afrin stationieren, sagte der ranghohe Kurdenvertreter Badran Jia Kurd der Nachrichtenagentur Reuters. Die Vereinbarung sei zunächst rein militärisch.

Die Kurden in Afrin hatten zuvor die Assad-Armee mehrfach zur Hilfe gegen die Türkei aufgerufen. Die Regierung in Damaskus verurteilte zwar die "Aggression" der Türkei und drohte mit dem Abschuss türkischer Kampfflugzeuge, doch intervenierte sie bisher nicht.

Vereinzelte Kampfhandlungen

Das Verhältnis der syrischen Regierung zu den Kurden im Norden des Landes ist ambivalent. In dem Bürgerkrieg haben sie weitgehend direkte militärische Zusammenstöße vermieden und zeitweise gemeinsam gegen Extremistengruppen gekämpft.

Vereinzelt kam es aber auch zu Kampfhandlungen zwischen ihnen. Unterschiedliche Vorstellungen haben sie über die Zukunft Syriens. Assad will das gesamte Land wieder unter seine Kontrolle bringen. Die Kurden beherrschen inzwischen aber große Gebiete im Norden des Landes und wollen diese nicht aufgeben.

Türkische Offensive geduldet

Geeint sind sie aber im Widerstand gegen die Türkei, die im Januar eine Militärinvasion in Syrien begann, um die YPG zu zerschlagen und eine Sicherheitszone an der Grenze zu schaffen. Die Türkei betrachtet die YPG als terroristische Organisation mit Verbindungen zur Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die für Autonomie der Kurden in der Türkei kämpft.

Russland und die USA haben die türkische Offensive gegen die YPG in Afrin geduldet, obwohl beide gute Beziehungen zu der Kurdenmiliz unterhalten. Die USA schätzen die Gruppe als schlagkräftigen Verbündeten gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und wollen trotz der vehementen Kritik der Türkei auch weiter an dem Bündnis mit der YPG festhalten. Damit könnte es in Nordsyrien zu einer direkten Konfrontation zwischen den Nato-Partnern Türkei und USA kommen.

Keine politische Annäherung

Die YPG sieht ihre Bündnisse pragmatisch. "Wir können mit jeder Seite kooperieren, die uns eine helfende Hand reicht im Lichte der barbarischen Verbrechen und des internationalen Schweigens dazu", sagte Kurdenführer Jia Kurd angesichts der türkischen Invasion.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte die syrische Armee kurdischen Kämpfern erlaubt, auf dem Weg nach Afrin von ihr kontrolliertes Gebiet zu durchqueren. Eine politische Annäherung an die syrische Regierung sieht die YPG in der militärischen Kooperation ausdrücklich nicht. (chi/sda)

;