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Assange sprach & attackierte Obama

Heute Redaktion
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Bild: EPA

Wikileaks-Gründer Julian Assange hat bei seinem mit Spannung erwarteten ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Flucht in die ecuadorianische Botschaft in London der Regierung in Quito gedankt. Er danke allen, die ihm geholfen hätten, vor allem Ecuador, sagte Assange am Sonntag auf einem Balkon der Botschaft.

Ecuador hatte dem Australier, der vor zwei Monaten in Ecuadors Londoner Botschaft geflohen war, am Donnerstag diplomatisches Asyl gewährt. Zudem forderte Assange US-Präsident Barack Obama auf, die "Hexenjagd" auf die Enthüllungsplattform Wikileaks zu beenden. Assange äußerte sich von dem Balkon aus, um eine drohende Festnahme durch britische Polizisten zu verhindern. Diese bewachen die Botschaft, um den 41-Jährigen festzunehmen, sobald er das Gebäude verlassen sollte.

Baldige Ausreise scheint möglich

Im Ringen um die aus Großbritannien scheint eine Lösung möglich zu sein. Die britische Zeitung Sunday Times berichtete, Assange sei bereit nach Schweden auszureisen, wenn Stockholm ihm garantiere, ihn nicht an die USA auszuliefern. Ein Sprecher der Enthüllungsplattform sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine solche Garantie wäre "eine gute Ausgangsbasis", um über eine Lösung des Streits zwischen Ecuador und Großbritannien zu verhandeln.

Schweden müsse aber "ohne Einschränkung" garantieren, dass Assange "niemals" an die USA ausgeliefert werde, sagte Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson. Er verwies zugleich auf die Gesprächsbereitschaft Assanges gegenüber den schwedischen Behörden. Der 41-Jährige sei "seit fast zwei Jahren" bereit, sich ihren Fragen zu stellen. Schweden habe habe seine Angebote, ihn persönlich in der ecuadorianischen Botschaft oder per Videoschalte zu befragen, bisher abgelehnt.

Assange werden in Schweden Sexualdelikte vorgeworfen, die er bestreitet. Gegen ihn läuft bisher noch kein Ermittlungsverfahren. Derzeit sitzt er in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Ecuador hat ihm zwar Asyl gewährt, Großbritannien droht jedoch, ihn beim Verlassen des Botschaftsgebäudes festzunehmen und nach Schweden auszuliefern. Assange fürchtet, anschließend an die USA ausgeliefert und dort wegen der Veröffentlichung brisanter Dokumente durch seine Enthüllungsplattform Wikileaks juristisch verfolgt zu werden.

Südamerikanische Allianz

Ecuador erhielt unterdessen Rückendeckung von anderen südamerikanischen Staaten. Venezuelas Präsident Hugo Chavez rief am Samstag zu Solidarität mit Ecuador auf. "Lateinamerika muss respektiert werden, unser Volk muss respektiert werden, aber nur gemeinsam können wir uns diesen Respekt verschaffen", sagte Chavez.

Boliviens Präsident Evo Morales sagte bereits am Freitag, Großbritannien sei im Unrecht. Dessen Drohungen seien nicht nur eine Aggression gegen Ecuador, sondern gegen ganz Lateinamerika. Ecuadorianischen Staatsmedien zufolge stehen auch Kolumbien und Argentinien hinter Ecuadors Präsident Rafael Correa. Dieser warnte in seiner wöchentlichen Ansprache am Samstag vor jeder Einmischung in die Angelegenheiten seines Landes. Es werde keinen Kolonialismus dulden. "Sie haben noch nicht gemerkt, dass Lateinamerika frei und souverän ist", sagte Correa.

Mutter Assanges ist zuversichtlich

Trotz des Streits zwischen Großbritannien und Ecuador hat sich die Mutter Assanges zuversichtlich gezeigt, dass ihrem Sohn die Ausreise in das südamerikanische Land gelingt. Auf die Frage, ob sie es für realistisch halte, dass ihr Sohn es nach Ecuador schaffe, sagte Christine Assange am Sonntag dem australischen Sender ABC 24: "Ich denke, das ist sehr realistisch." Ihr Sohn habe "Milliarden" Unterstützer in der ganzen Welt und erfahre Tag für Tag mehr Zuspruch. Die USA und ihre Verbündeten stünden dagegen allein da.