Wien

Bank hat Angst vor Oma – sie darf nicht mehr zu Safe

Riesen Blaulicht-Einsatz um eine 72-jährige Seniorin in der Wiener City. Ein junger Bankbeamte fühlte sich von der Dame bedroht und alarmierte den Notruf. Nun hat Ilse F. Betretungsverbot und darf wegen ihrer Gefährlichkeit nicht mehr zu ihrem Safe.

Clemens Oistric
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Oma nach gefährlicher Drohung bei Anwältin Astrid Wagner
Oma nach gefährlicher Drohung bei Anwältin Astrid Wagner
Heute/Clemens Oistric

Ilse F. (Name geändert) ist schon etwas wackelig auf den Beinen. Besonders am 19.3., am Höhepunkt der Corona-Pandamie, da schmerzte das Bein der Pensionistin wieder einmal besonders. Dennoch machte sie sich mit ihrem Nachzieh-Wagerl von Rudolfsheim Richtung City auf. "Tags zuvor war ich von meiner Bank nämlich informiert worden, dass ich meine bestellte Karte abholen darf." In der Filiale in der City beschied man ihr dann: "Wir haben keine Bankomatkarte." Die 72-Jährige traute ihren Ohren nicht. "Ich bin vielleicht nicht mehr die Flotteste, aber dement bin ich noch nicht."

"Karte gibt's nicht …"

Der Mittzwanziger am Schalter wirkte "eiskalt auf mich", so die Seniorin. "Bei mir läuteten die Alarmglocken. Aber ich benötigte die Karte, um eine Überweisung durchführen zu können. Ich wollte am darauffolgenden Wochenende nämlich an einem Online-Heilseminar teilnehmen." Antwort des Bankangestellten laut der Frau: "Karte gibt's nicht, aber wir können das für Sie überweisen." Ilse F.: "Ich fragte dann nach, ob das Geld garantiert am nächsten Tag ankommen würde."

"Wenn das Geld morgen nicht am Konto ist, bring ich Sie um."

Im Laufe des Gesprächs ergaben sich Zweifel für die Kundin. Entnervt schleuderte sie dem jungen Mann ein "Wenn das Geld morgen nicht dort ist, bring' ich Sie um!" an den Kopf. Antwort: "Das ist eine gefährliche Drohung. Ich rufe jetzt die Polizei." Gesagt, getan. Mehrere Funkstreifen rasten zur Filiale Am Hof und das unwürdige Schauspiel nahm seinen Lauf. Ilse F.: "Sechs Beamte umzingelten mich auf einmal. Ich hab' geglaubt, ich bin im falschen Film. Eine 72-Jährige mit Beinschiene als Schwerkriminelle – es war ein Kasperltheater, ich musste beinahe lachen …"

Gefährliche Drohung vermutet

Bevor ihre Personalien von den Beamten aufgenommen wurden, drohte sie dem Kassier noch: "Für Sie gibt's noch ein Nachspiel." Heute sagt sie darüber: "Eine elegante Aussage war es nicht, aber seit circa sieben Jahren merke ich, dass immer mehr junge Leute unglaublich respektlos uns Alten gegenüber werden. Das schmerzt mich."

Das Nachspiel gibt es nun für die Rentnerin: "Ich habe ein Betretungsverbot in der Filiale – darf nicht mehr zu meinem Safe und bin als Kundin unerwünscht. Außerdem hat die Polizei Ermittlungen wegen gefährlicher Drohung gegen mich aufgenommen", schildert Ilse F. zerknirscht im "Heute"-Interview.

Anwältin Astrid Wagner: "Völlig überzogen. Ich werde eine Einstellung des Verfahrens anregen."
Anwältin Astrid Wagner.
Anwältin Astrid Wagner.
Kanzlei Wagner

Ilse F. suchte sich in der leidigen Angelegenheit juristischen Beistand. Ihre Bank ist nun Anwältin Astrid Wagner. Zusammen müssen die beiden Frauen kommende Woche zu einer Polizei-Einvernahme am Wachzimmer auf der Brandstätte vorsprechen. "Ich werde eine Einstellung des Verfahrens anregen – das ist ja völlig überzogen. Meine Klientin hat in ihrem Leben niemandem etwas zu Leide getan. Aber offenbar sind normale Pensionistinnen uninteressant für die Bank Austria", ärgert sich Promi-Verteidigerin Astrid Wagner gegenüber "Heute".

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