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Athen errechnet NS-Entschädigung auf 280 Mrd. Euro

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Erstmals liegt eine konkrete Zahl über die Höhe der Reparationen, die Deutschland den Griechen nach dem Zweiten Weltkrieg zahlen müsste, auf dem Tisch. So sieht man das zumindest in Athen. Der mit den Entschädigungen befasste Parlamentsausschuss hat eine Summe von knapp 280 Milliarden Euro errechnet.

 

Seit Jahrzehnten vergiftet die Diskussion über die offene Rechnung aus der NS-Zeit das bilaterale Klima. Immer wieder ist das Thema in der Versenkung verschwunden, die neue Regierungspartei Syriza von Alexis Tsipras hat es wieder aufs Tapet gebracht. Schließlich wird Athen seinerseits seit Monaten von der EU - und allen voran Berlin - wegen seines und der Rückzahlung der Hilfskredite unter Druck gesetzt.

 
Plötzlich schuldenfrei?

Die 278,7 Milliarden Euro setzen sich zusammen aus klassischen Reparationszahlungen und einem Zwangskredit, den das NS-Regime seinerzeit von der griechischen Notenbank eingefordert hat. Ein Parlamentsausschuss und der Oberste Gerichtshof Griechenlands haben eine umfangreiche Studie analysiert, die erste Auswertung der Unterlagen hat nun die konkrete Summe ergeben. Mit den fast 280 Milliarden Euro wäre Athen seine Schulden aus den EU-Rettungsschirm-Hilfen mit einem Schlag los.

 

Die Deutschen haben allerdings nicht die Absicht, etwas zu überweisen. Auf Basis eines Abkommens aus dem Jahr 1960 haben sie 115 Millionen Mark rückerstattet, mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 (Wiedervereinigung Deutschlands) sind ihrer Ansicht nach alle weiteren Forderungen erloschen.

 

Staatspleite droht

Für die Hellenen ist die Lage ernst. Sie sind nach wie vor akut von der Staatspleite bedroht. Erst am Montagabend hat der griechische Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis auf die Frage nach einer Insolvenz des Landes im Mai gegenüber der ZiB1 bestätigt: "Das ist mehr oder weniger korrekt."

Am Mittwoch reist Ministerpräsident Tsipras nach Moskau, um mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen. In Brüssel wird diese neue Allianz mit Skepsis beobachtet. Auf EU-Ebene fürchtet man, dass Russland den Griechen helfen könnte.