Ukraine

Atomwaffen-Explosion – das sind Phasen der Zerstörung

Wladimir Putins Befehl, die Atomstreitkräfte in "Alarmbereitschaft" zu versetzen, erhöhte die Spannungen weiter. Was, wenn Putin ernst macht?

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    Damit Putin eine atomare Waffe zünden könnte, braucht er eine zweite Person, die auch im Besitz eines schwarzen Koffers ist. (Archivbild 1999)
    Damit Putin eine atomare Waffe zünden könnte, braucht er eine zweite Person, die auch im Besitz eines schwarzen Koffers ist. (Archivbild 1999)
    Reuters / 20min

    "Auch wenn ein tatsächlicher Einsatz von Atomwaffen sehr unwahrscheinlich ist, könne dieser im Konflikt mit einer Nuklearmacht nie vollständig ausgeschlossen werden." Das sagte Oliver Thränert, Sicherheitsexperte der ETH Zürich, gegenüber dem Tageseanzeiger. Was würde ein Atomschlag Russlands für die Schweiz und Europa bedeuten? Der Experte ordnet ein.

    "Bomben wurden seit Hiroshima deutlich stärker"

    Laut Marc Finaud vom Centre for Security Policy Genf ist es sehr schwierig abzuschätzen, welche Schlagkraft russische Atombomben genau hätten: "Es bestehen nur begrenzt Informationen zur nuklearen Schlagkraft der Russen und zum Effekt atomarer Sprengsätze allgemein." Seit der ersten Detonation in Hiroshima 1945 seien rund 2000 nukleare Tests durchgeführt worden, der letzte durch Nordkorea im Jahr 2017.

    "Die Technik von nuklearen Waffen wurde seit Hiroshima stark modifiziert", sagt Finaud. "Einerseits wird neben der Spaltung von Atomen mittlerweile auch mit der Fusion von Teilchen gearbeitet, was die Detonationskraft von Atombomben um das Hundertfache verstärkt hat." Andererseits könne die Sprengkraft bestimmter nuklearer Schwerkraftbomben kurz vor dem Abwurf noch angepasst werden.

    Atomare Waffen in Frankreich

    Als neutrale Länder wären die Schweiz oder auch Österreich nicht direkt das Ziel von nuklearen Angriffen. Aber: "Frankreich verfügt auch über atomare Waffen. Sollte das Land zu einem Einsatz seiner Atomwaffen gedrängt werden, ist mit einem Gegenschlag zu rechnen. Davon wäre die Schweiz als direktes Nachbarland stark betroffen."

    Die Schutzbunker seien sicher ein guter Ansatz, um sich gegen die unmittelbare Zerstörung durch Atombomben zu schützen. Langfristig sei jedoch kaum ein Schutz möglich. "Die Radioaktivität würde schlussendlich zu langfristigen Schädigungen in den Menschen führen."

    Das perfide: "Radioaktivität ist unsichtbar und lässt sich nur mit einem Geigerzähler messen", sagt Finaud. Verkriecht sich jemand im Bunker und kommt nach einem nuklearen Angriff nichts ahnend wieder raus, wüsste er also womöglich gar nicht, dass er verstrahlt wird.

    "Neben unmittelbarer Zerstörung bleiben langfristige Folgen"

    Finaud erklärt die Phasen der Zerstörung nach der Detonation einer Atomwaffe: "In einer ersten Phase entsteht ein Feuerball, welcher alles in einem Umkreis von zwei Kilometern zerstört. Damit einher geht ein Wärmeschub, welcher alles in 13 Kilometern Entfernung in Brand steckt." In einer zweiten Phase folge eine Druckwelle, die Schäden in einem Umkreis von 21 Kilometern verursache – abhängig von der Größe und Zerstörungskraft der gewählten Nuklearwaffe.

    Zur eigentlichen Katastrophe führten dann aber der "schwarze Regen" respektive der "nukleare Winter": "Radioaktive Asche wird in der gesamten Umgebung verteilt und verstrahlt das Land langfristig. Durch die Rotation der Erde und über Windströme kann es dazu kommen, dass eine Staubschicht den ganzen Erdball überspannt und Sonnenstrahlen abblockt", sagt Finaud. Das wiederum hätte Ernteausfälle und Hungersnöte zur Folge.

    "Eine vollständige Abwehr ist nahezu unmöglich"

    Laut Finaud gibt es zwar auf der ganzen Welt auch Mittel zur Abwehr von nuklearen Waffen. "Solche Waffen lückenlos zu erkennen und abzuwehren, ist aber nahezu unmöglich, weil die Raketen, an denen die Sprengköpfe befestigt sind, extrem schnell sind und rasch die Richtung wechseln können." Die Hyperschallraketen, an denen die Sprengköpfe befestigt sind, seien extrem schnell und könnten ihre Richtung rasch ändern. "Außerdem haben die meisten Raketen mehrere Gefechtsköpfe, die trotz Abwehrsystemen genau auf ihr Ziel gerichtet werden können."

    Finaud betont: "Alle Atommächte sind sich bewusst, dass es bei einem Atomkrieg keine Sieger gibt." Dennoch sei das Risiko für einen Einsatz nuklearer Waffen heute höher als noch zu Zeiten des Kalten Krieges. "Obwohl es insgesamt weniger Atombomben gibt, sind sie nun auf mehr Länder verteilt. Dies birgt höhere Risiken."

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