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Putins Atomschlag – so läuft der ultimative Albtraum ab

Wladimir Putin hat die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Um eine atomare Waffe zu zünden, braucht es aber mindestens zwei Personen.

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Wladimir Putin hatte am Sonntag die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt.
Wladimir Putin hatte am Sonntag die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt.
Mikhail Metzel / Tass / picturedesk.com

Der Krieg in der Ukraine dauert inzwischen sechs Tage an, in der Nacht auf Dienstag bewegte sich ein über 60 Kilometer langer Konvoi in Richtung Kiew. International für Unruhe sorgt der Befehl Wladimir Putins, die Atomstreitkräfte Russlands – von ihm als Abschreckungskräfte bezeichnet – in erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen. Zwar betrachten diese Aktion ranghohe Vertreter des US-Verteidigungsministeriums mehr als Säbelrasseln als tatsächliche Bedrohung. Doch wie würde eine atomare Waffe tatsächlich gezündet?

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    Damit Putin eine atomare Waffe zünden könnte, braucht er eine zweite Person, die auch im Besitz eines schwarzen Koffers ist. (Archivbild 1999)
    Damit Putin eine atomare Waffe zünden könnte, braucht er eine zweite Person, die auch im Besitz eines schwarzen Koffers ist. (Archivbild 1999)
    Reuters / 20min

    Drei Koffer im Umlauf

    Dazu braucht es die Vorrichtung im schwarzen Koffer, in Russland "Cheget" genannt. Drei davon würden existieren, so der Militärhistoriker Professor Matthias Strohn von der Universität Buckingham in England gegenüber "Bild". "Diese Koffer befinden sich bei Putin selbst, dem Verteidigungsminister Sergej Schoigu und beim Chef des Generalstabes der russischen Streitkräfte, Waleri Gerassimov." Normalerweise seien die Koffer aber nicht "aktiviert".

    Der frühere Nato-General Egon Ramms erklärte zudem im "heute Journal" des ZDF, dass es in der russischen Armee vier Stufen der Alarmbereitschaft gebe. "Sie befinden sich jetzt in Stufe zwei. Das heißt, die Stufen drei und vier sind noch nicht ausgelöst."

    Die Stufe zwei bedeutet erhöhte Alarmbereitschaft – die Einheiten bleiben zum Beispiel dauerhaft in den Kasernen, damit sie schnell reagieren können. Stufe drei würde eine Militärische Gefahr bedeuten, Waffen würden scharf gemacht, Sprengköpfe und Raketen zusammengeführt. Die Stufe vier bedeutete Krieg mit Nuklearwaffen.

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      Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
      Nach ukrainischen Medienberichten ist es in der Nacht zu Mittwoch zu Gefechten mit der russischen Armee gekommen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, haben russische Soldaten ein Krankenhaus angegriffen, meldete die Agentur Unian.
      SERGEY BOBOK / AFP / picturedesk.com

      Kein Alleingang möglich

      Um eine atomare Waffe tatsächlich zünden zu können, braucht es zwei der drei Koffer bzw. Personen, wie Strohn weiter erklärt. Das ist als Kontrollsystem gedacht. Doch Experten sind sich einig, dass Putin keine große Mühe haben würde, einen der anderen zwei auf seine Linie zu bringen: sie beschreiben einhellig den Verteidigungsminister Schoigu als überaus loyal, beinahe dem Präsidenten ergeben.

      Stärke der Nuklearmächte
      Laut dem "Stockholm International Peace Research Institute" ist Russland weltweit Nuklearmacht Nummer eins. Dahinter folgen die USA, dann China, Frankreich und Großbritannien. Diese Staaten haben einen Atomwaffensperrvertrag unterschrieben. Auch die Länder Pakistan, Israel und Nordkorea verfügen über Kernwaffen, sind aber nicht Teil des Atomwaffensperrvertrags.

      Mit welchen Funktionen der Koffer genau ausgerüstet ist, ist kaum bekannt. Etwas Aufschluss geben könnte der Koffer des ehemaligen Präsidenten Boris Jelzin, den er in seiner Präsidentschaft von 1991 bis 1999 mit sich führte. Dieser ist in einem Museum ausgestellt und zeigt, dass die Funktionen simpel gewählt waren, damit er einfach zu bedienen war. Links befinden sich demnach drei Knöpfe: Eingabe, Eingabe abbrechen und bestätigen. Auf der rechten Seite der Knopf zum "Senden".