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Attentäter schickte Selfies aus dem LKW an den IS

Heute Redaktion
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Zum Prozessbeginn gegen den Attentäter von Stockholm werden neue Details bekannt: Offenbar wollte Rakhmat Akilov noch viel größeren Schaden anrichten.

9.000 Seiten – so umfangreich ist der Untersuchungsbericht, der den Lkw-Anschlag in Stockholm vom April 2017 aufrollt. 9.000 Seiten, die offenbaren, wie früh sich der Attentäter Rakhmat Akilov radikalisierte und in welch engem Kontakt er zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stand. Der Usbeke, der fünf Menschen tötete und weitere zehn verletzte, wollte dem Bericht zufolge noch viel größeren Schaden anrichten. Seit Dienstag steht der 39-Jährige in Stockholm vor Gericht.

Dort hat sich Akilov gleich zu Beginn schuldig bekannt. Schon zuvor hatte er gestanden, er habe "Ungläubige" töten wollen. Dass dem Attentäter nicht mehr als fünf Menschen zum Opfer fielen, ist laut Anklageschrift pures Glück: Akilov hatte laut "Süddeutscher Zeitung" einen Sprengsatz im Lastwagen deponiert – doch die Bombe explodierte nicht. Während er das Fahrzeug fuhr, soll der Attentäter mit mindestens einer Person in Kontakt gestanden haben. Akilov schickte Selfies aus dem LKW und ein Foto des selbst gebastelten Sprengsatzes aus fünf Kanistern mit Butan-Gas, Messern, Schrauben und anderen Metallteilen.

Akilov rechnete mit eigenem Tod

Wenige Stunden vor dem Anschlag soll er zudem ein Video aufgenommen haben, in dem er sagt, es sei "Zeit zu töten". Radikalisiert hatte sich der Usbeke offenbar schon Monate zuvor. In verschiedenen Online-Chats tauschte sich der Angeklagte den Ermittlern zufolge mit mehreren Personen außerhalb Schwedens aus, die Verbindungen zum IS hatten. Über das Netz hatte Akilov demnach angeboten, seine Loyalität gegenüber der Terrormiliz mit einem Anschlag in Stockholm zu beweisen. Allerdings hatte diese die Tat damals nicht für sich reklamiert.

Akilov hatte offenbar damit gerechnet, den Anschlag selbst nicht zu überleben. In dem LKW raste er 500 Meter über Stockholms meistbesuchte Einkaufsstraße, bevor das Fahrzeug gegen eine Kaufhaus-Fassade prallte. Als die Bombe nicht detonierte, floh der Attentäter. Später wurde er im Norden der schwedischen Hauptstadt festgenommen.

Zeitpunkt bewusst gewählt

Den Zeitpunkt des Anschlags, einen Freitagnachmittag, wählte der 39-Jährige offenbar bewusst: Dann sind besonders viele Menschen auf der Einkaufsstraße unterwegs. Zuvor machte Akilov sich aber auch über andere Anschlagsziele Gedanken. So suchte er im Internet nach "Schwulenclub Stockholm".

Die Anklage wirft Akilov vor, er habe "Furcht in der Öffentlichkeit verbreiten wollen", um Schwedens Beteiligung an der internationalen Koalition gegen den IS zu beenden. Staatsanwalt Hans Ihrman sagte vor Prozessbeginn, er wolle erreichen, dass Akilov sich nie wieder frei in Schweden bewegen könne. Er forderte lebenslange Haft. Der Angeklagte habe nicht nur fünf Menschen getötet, sondern auch riskiert, dass 150 weitere sterben oder schwer verletzt werden. Nach einer möglichen Gefängnisstrafe solle der Mann ausgewiesen werden. Der Prozess soll bis Mai dauern, ein Urteil wird für Juni erwartet.

Der Attentäter war 2014 nach Schweden eingereist – ohne Frau und Kinder, die in Usbekistan zurückblieben. Als sein Asylantrag abgelehnt wurde, tauchte er unter und hielt sich mit Gelegenheitsjobs auf dem Bau über Wasser.

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