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Auch Tote in Kairo und Tunis

Heute Redaktion
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Bild: NATHAN G (EPA)

Die gewalttätigen Proteste gegen den Mohammed-Schmähfilm sind am Samstag in muslimischen Ländern fortgesetzt worden, erreichten jedoch nicht die Dimensionen des Vortages. In Kairo stürmten Sicherheitskräfte den Tahir-Platz nahe der US-Botschaft um eine Menge von mehreren Hundert Demonstranten auseinanderzutreiben.

. In Kairo stürmten Sicherheitskräfte den Tahir-Platz nahe der US-Botschaft um eine Menge von mehreren Hundert Demonstranten auseinanderzutreiben.

Während in Afghanistan die radikal-islamische Al-Kaida Muslime weltweit zu weiteren Angriffen auf Botschaften und Diplomaten der USA aufriefen, warnte in Berlin Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle vor neuen Attacken auf die deutsche Botschaft im Sudan.

Schon 250 Verletzte

In Kairo war in der Nacht zum Samstag ein 35 Jahre alter Mann in der Nähe der stark gesicherten US-Botschaft erschossen worden. Die Protestierer wollten den amerikanischen Botschafter aus dem Land werfen, um die USA für den Film zu strafen, in dem der Religionsbegründet Mohammed unter anderem als blutrünstiger Kinderschänder und Tölpel dargestellt wird. Seit Dienstag wurden bei den Protesten nach offiziellen Angaben 250 Menschen verletzt. Ägyptens neuer Präsident, der Muslimbruder Mohammed Mursi, versprach die Botschaft zu schützen, forderte die USA aber auch auf, Ermittlungen gegen die Urheber des Films einzuleiten. 

Vier Tote in Tunesien

In Tunesien stieg die Zahl der Todesopfer bei den Attacken auf die dortige US-Vertretung auf vier. Die Polizei war gegen Hunderte von Demonstranten in Tunis vorgegangen, die Fenster des Gebäude einschlugen und die Sicherheitskräfte mit Steinen und Brandsätzen bewarf. Ein Reuters-Reporter wurde Zeuge, wie die Polizei das Feuer auf Kundgebungsteilnehmer eröffnete.

Sturm auch auf deutsche Botschaft

Westerwelle warnt vor weiteren Angriffen auf die deutsche Botschaft im Sudan. "Außenminister Westerwelle fordert von den sudanesischen Behörden, dass bei den für morgen angekündigten Demonstrationen Gewalt gegen diplomatische Vertretungen verhindert wird", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes. In Khartum hatte am Freitag eine Menschenmenge die vorher geräumte deutsche Botschaft teils demoliert und ein Feuer gelegt.

Taliban rufen zu Diplomaten-Mord auf

Ein Taliban-Sprecher appellierte in Afghanistan, "die Botschaften Amerikas aus muslimischen Ländern rauszuwerfen". Wer immer auf amerikanische Botschafter oder Diplomaten treffe, solle diese töten. Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff auf das US-Lager Camp Bastion in der Unruheprovinz Helmand, bei dem zwei US-Soldaten und mindestens 17 Angreifer getötet wurden. Dies sei aus Vergeltung für den Film geschehen. Captain Wales ist zurzeit in Afghanistan im Einsatz und ist erklärtes Ziel der Taliban.

Auch Proteste in Australien

Die Proteste erfassten sogar Australien. In Sydney versammelten sich Hunderte von Demonstranten und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Steine und Flaschen flogen, auf Plakaten wurde gefordert, die Beleidigung des Propheten Mohammed mit Enthauptung zu bestrafen.

In Kalifornien wurde unterdessen ein Mann im Zusammenhang mit dem Film befragt. Der 55-Jährige sei freiwillig auf das Polizeirevier gekommen, sagte ein Sprecher des Sheriffs in einem Vorort von Los Angeles. Der Befragte hat Gerichtsunterlagen zufolge eine Gefängnisstrafe wegen Bankbetrugs abgesessen und wurde im Juni 2011 aus der Haft entlassen. Zumindest Teile des Films wurden anschließend produziert. Damit könnte er gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen haben. Allerdings hat er einem Telefongespräch mit seinem koptischen Bischof eine Verwicklung zurückgewiesen.

Blasphemie in USA nicht strafbar

Der Film selbst ist nicht Gegenstand von Ermittlungen, weil die Darstellungen unter den starken Schutz der Meinungsfreiheit in der amerikanischen Verfassung fallen. Auch Blasphemie und die Verunglimpfung von Religionsgemeinschaften sind in den USA nicht strafbar.

USA schickt Soldaten für Schutz der Botschaften

US-Präsident Barack Obama bekräftigte, das amerikanische Volk habe tiefen Respekt für Menschen aller Glaubensrichtungen. Allerdings: "Es gibt keine Entschuldigungen für die Angriffe auf unsere Botschaften und Konsulate." Die USA entsandten Marineinfanteristen in den Sudan, um ihre Gesandtschaft zu schützen. Bereits zuvor waren Marines nach Libyen und in den Jemen geschickt worden.

APA/red.