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Auf der Suche nach der verlorenen Aufmerksamkeit

Heute Redaktion
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Bild: Koch Medien

Mit "Charlies Welt" hat sich Regisseur Roman Coppola eine Komödie für Hollywoods Totalschaden Charlie Sheen ausgedacht. Es ist kein Zufall, dass Hauptdarsteller und -figur den gleichen Namen tragen: Charlie Sheen und Charles sind auf der Suche nach dem Popart-Leben der Achtziger - und machen dabei endlich mal wieder eine gute Figur.

Mit "Charlies Welt" hat sich Regisseur Roman Coppola eine Komödie für Hollywoods Totalschaden Charlie Sheen ausgedacht. Es ist kein Zufall, dass Hauptdarsteller und -figur den gleichen Namen tragen: Charlie Sheen und Charles sind auf der Suche nach dem Popart-Leben der Achtziger - und machen dabei endlich mal wieder eine gute Figur.

Nur, um Charlie Sheen scheitern zu sehen, sollte man nicht ins Kino gehen; der Abend könnte zur Enttäuschung werden. Denn auch wenn die  hässlichen Bilder von Sheens medialen Aussetzern  noch präsent sind und man insgeheim darauf eingestellt ist, sich die 88 Minuten von "Charlies Welt – Wirklich nichts ist wirklich" für ihn fremdzuschämen, ist es nicht der Hauptdarsteller, dem die Dinge entgleiten. Es ist der Regisseur.

"Charlies Welt" ist der zweite Film von Roman Coppola. Seinen Erstling, die Barbarella-Hommage CQ, drehte der Sohn von Regielegende Francis Ford Coppola 2001. Seitdem hat er Musikvideos gemacht und als Co gearbeitete: Er war Co-Autor von Wes Andersons Filmen "The Darjeeling Limited" und "Moonrise Kingdom". Und Co-Produzent von "Somewhere", einem Film seiner Schwester Sofia.

Angelehnt an das reale Leben des Illustrators Charlie White III. erzählt Coppola nun die Geschichte von Charles Swan, eines absteigenden Werbe-Gurus. Einst war Swan einer der führenden Köpfe in der Werbebranche von L.A.. Nun ist er ein alternder Kreativer in einem getunten Cadillac, den nicht nur nach und nach die Ideen verlassen haben, sondern akut auch seine Freundin, das Starlet Ivana (Katheryn Winnick). Wie sein Namensvetter in Marcel Prousts Roman "Eine Liebe von Swann" baut Charlie nicht "Hütten in dem, was er sich an Beziehungen geschaffen hatte, sondern schlug statt dessen lieber überall da, wo eine Frau ihm gefiel, eines jener leicht abzumontierenden Zelte auf". Außerdem bewahrt er in einer Schublade Polaroids seiner Sexpartnerinnen auf. Deshalb zieht Ivana aus dem luftigen Beziehungsgefüge aus und macht es sich in den Armen eines Schauspielkollegen gemütlich.

Als Charlie aus Wut darüber Ivanas Schuhe am Rand des Highways entsorgen will, rollt er mitsamt dem Cadillac die Böschung hinunter. Er erwacht im Krankenhaus. Zwischen Rückblenden, Halluzinationen und Tagträumen inszeniert Coppola dort die Besuche von Charlies Schwester Izzy (Patricia Arquette), seinem bestem Freund, dem Comedian Kirby (Jason Schwartzman), und seinem Agenten Saul (Bill Murray). Weil jeder der drei Besucher auf sehr unterschiedliche Weise von Charles Swan abhängig ist, rafft sich der Künstler trotz Herzschmerz und Schwindel noch einmal auf. Er versucht, sein Leben zu ändern. Was ihm erst nach einer alkoholisierten Randale in mehreren Teilen der Stadt ansatzweise gelingt.

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