Wien

Auf Meer gerettet –"Das bewahrte mich vor sicherem Tod"

Blackouts an Bord, 10 Tage kein Wasser – Helmut W. (65) musste Unfassbares bis zur Rettung im Ozean durchmachen. "Heute" sagte er, wie er überlebte.

Christian Tomsits
Die vierköpfige Crew dieser kleinen Jacht kämpfte mitten am Atlantischen Ozean ums Überleben – darunter der Österreicher Helmut W.
Die vierköpfige Crew dieser kleinen Jacht kämpfte mitten am Atlantischen Ozean ums Überleben – darunter der Österreicher Helmut W.
zVg

Die unglaubliche Rettung – "Heute" berichtete – des oberösterreichischen Schiffbrüchigen im Atlantik schlägt riesige Wellen. Der 65-jährige Helmut W. wurde vergangenen Dienstag auf hoher See von einem deutschen Dampfer gerettet. Davor hatten er und drei Marokkaner schon fast mit dem Leben abgeschlossen. Was einem da durch den Kopf geht? "Die Gedanken werden langsam, das einzige an das man denkt, ist die Familie", so der verheiratete Vater eines 20-jährigen Sohnes, der die Rettung vom Land aus koordinieren konnte. 

Mann musste eigenen Urin trinken

Bis am Horizont der rettende deutsche Dampfer auftauchte, musste die Crew Furchtbares durchstehen. "Ich hatte die letzten zehn Tage vor der Rettung keinen Tropfen Trinkwasser mehr – alles was blieb, war den eigenen Urin zu trinken", sagte er "Heute". Nur so konnte der 65-Jährige bis zum Eintreffen der "World Voyager" überleben, da alle Vorräte bereits verbraucht waren. "Wir hatten zwar Essen gebunkert, aber die Crew rauchte viel und nicht nur Tabak", so der 65-Jährige.

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    Der Oberösterreicher Helmut W. (65) wurde völlig geschwächt und abgemagert gefunden.
    Der Oberösterreicher Helmut W. (65) wurde völlig geschwächt und abgemagert gefunden.
    zVg

    Durch deren Essattacken wurden Nahrung und Flüssigkeit an Bord viel zu schnell aufgebraucht. "Ich sagte: Freunde, wir müssen das einteilen. Jeder nur ein Glas Wasser und Reis pro Tag. Wir hatten viel Reis. Mit Reis überlebst du immer. Aber die hielten sich nicht daran." Sogar 15 Gläser mitgenommener Marmelade wurden von den Männern nach und nach ausgelöffelt. Die Männer wurden von Tag zu Tag schwächer.

    Weder Essen, noch Getränke – Randale an Deck!

    "Das Schlimmste ist die hoffnungslose Situation. Wenn du nichts mehr zu essen und zu trinken hast, da fängt die Paranoia an", schildert Helmut W. die schrecklichen Szenen. "Die anderen haben die Wasserleitungen im Boot herausgerissen, um noch an einen Tropfen zu trinken zu kommen. Unser Kapitän trank Glycol, lag danach halbtot in der Koje – es war schlimm!" Schon bevor es zum Totalausfall der Systeme am Schiff gekommen war, hatte die Crew mit technischen Problemen zu kämpfen.

    Die Jacht, die der Oberösterreicher von Spanien zu einer Firma in Panama überbringen sollte, "war in einem erbärmlichen Zustand." Eines der Kühlsysteme der Maschine funktionierte nicht richtig: "Jede halbe Stunde gab es einen Blackout an Bord", so W. Dazu kamen irrsinnige Spannungen. "Jeder wollte seine Vorteile haben". Doch das ist nach der Rettung in letzter Sekunde, so kurz vor Weihnachten, nun alles vergessen und vergeben.

    "Ich habe über 40.000 Seemeilen hinter mir. Als Segler weiß man, dass sowas immer passieren kann", sagt Helmut W. nüchtern. Dass dann aber unter den Rettern mitten im Atlantik ausgerechnet ein Landsmann ist, nämlich der Wiener Wolfgang Pröhl, ist aber dann doch fast schon ein Wunder.

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      Helmut W. (65) konnte vor Kurzem (mit Krücken) die World Voyager auf Barbados verlassen.
      Helmut W. (65) konnte vor Kurzem (mit Krücken) die World Voyager auf Barbados verlassen.
      zVg

      Im Hafen von Bridgetown auf Barbados konnte der 65-Jährige nach schwierigen Verhandlungen mit den Behörden kurz vor dem Ablegen von der Schiffsbrücke an Land gehen. Weil er immer noch sehr geschwächt ist, brauchte der erfahrene Seemann dazu noch Krücken. Jetzt kann der Oberösterreicher zurück zu seiner Familie nach Spanien fliegen. Frau und Sohn (20) erwarten ihn sicherlich sehnlichst.

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