Verschwörung statt Fakten

Auf1: Fake News mit versteckten Nazi-Ideen

So verbreitet der österreichische Alternativsender Auf1 völkisches und antisemitisches Gedankengut. 

Newsdesk Heute
Auf1: Fake News mit versteckten Nazi-Ideen
Stefan Magnet/ Auf1
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Einige sogenannte "Alternativmedien" haben sich in den letzten Jahren derart weiterentwickelt, dass sie sich optisch kaum noch von traditionellen Medienformaten unterscheiden. Inhaltlich werden bei genauerem Hinschauen jedoch rechtsextreme Verschwörungsnarrative deutlich. Einer der bekanntesten "Alternativmedien" im deutschsprachigen Raum ist der Österreichische Sender Auf1 - ausgeschrieben "Alternatives Unabhängiges Fernsehen, Kanal 1". Neben rechten Verschwörungserzählungen und Putin-Liebe sticht besonders der Neonazi-Hintergrund des Gründers Stefan Magnet (40) ins Auge.

"ARD für Querdenker"

In einem unscheinbaren Hinterhof in Linz wird Auf1 produziert. Trotz des professionell wirkenden Logos will sich der Alternativ-Sender aber deutlich vom Mainstream abgrenzen und Informationen verbreiten, "die der Mainstream bewusst vorenthält." Wie andere Desinformationskanäle gibt Auf1 an, vermeintlich kritisch, frei und unabhängig zu berichten. 

Der umstrittene Sender wird seit 2021 im Internet ausgestrahlt. 2023 wurde Auf1 zwischenzeitlich in Kooperation mit dem Stuttgarter Medienunternehmen "schwarz rot gold tv" für ein paar Monate per Satellit im Fernsehen ausgestrahlt, was schließlich wegen Verstößen gegen deutsche Mediengesetze eingestellt wurde.

Die Zielgruppe von Auf1 kommt vor allem aus den Milieus der Querdenker und Reichsbürger. Politiker von FPÖ und AfD bekommen hier eine Bühne, in denen sie ohne kritisches Hinterfragen für ihre Parteien werben können. 

Gründer mit Neonazi-Vergangenheit 

Auf1-Chef Stefan Magnet weiß es, sich öffentlich als unschuldiger Saubermann zu inszenieren. Während der Corona-Pandemie engagierte er sich als "Vater und kritischer Mensch", wie er 2022 dem NDR sagte. In luftleerem Raum ist sein politisches Engagement allerdings nicht entstanden.

Laut österreichischem Medien und dem Dokumentationsarchiv Österreichischer Widerstand (DÖW) ist er schon lange in rechtsextremen Netzwerken tätig. Eine Recherche von Belltower.News, dem Internetportal der Amadeu Antonio Stiftung, zeigt, dass Magnet 2004 zum Beispiel beim Pressefest der NPD-Zeitung "Deutsche Stimme" teilnahm. Mit dabei war auch der Chef der rechten Propagandaseite "Info-DIREKT", Michael Scharfmüller - eine weitere österreichische Platform für "alternative Fakten". Das NPD-Pressefest galt in den Nullerjahren als eines der wichtigsten Neonazi-Festivals für Rechtsrock und politische Reden der rechtsextremen Szene. 

Magnet springt auf Corona-Protestwelle auf

Laut DÖW sei Magnet "ein relevanter Kopf der extremen Rechten." Dabei verbinde er mehrere Spektren: "Vom organisierten Neonazismus, mit dem ihn zumindest seine Biographie verbindet, über die sogenannten "Alternativmedien", die er regelmäßig bespielt, bis hin zur FPÖ. Zudem hat er durch das Aufspringen auf die Corona-Protestwelle seine Bekanntheit über die rechtsextreme Publizistik und Organisationenlandschaft hinaus erweitern können.“

Magnet selbst bestreitet seinen rechtsextremen Hintergrund, äußert sich in seinen Sendungen jedoch immer wieder mit rassentheoretischen Ideologien und rechter Panikmache: "Ich bin weißer Europäer und ich möchte als solcher überleben".  Die "Lage für die Völker Europas" empfindet er als "so bedrohlich wie noch nie in ihrer mehrtausendjährigen Existenz". Begeisterung für den Moderator auch unter seinen radikalen Freunden: Der bekannte österreichische Rechtsextremist Martin Sellner nennt Magnet ein "Medienmultitalent".

Antisemitismus wie in den 30ern – nur besser verschleiert

Nicht nur alt eingesessene Nazis verbreiten judenfeindliche Ideen – Antisemitismus versteckt sich auch in vielen anderen Verschwörungstheorien, die heutzutage in Umlauf sind, sei es bezüglich der Corona-Pandemie oder des Klimawandels. Denn: antisemitische Ideen liefern oft vermeintlich einfache Erklärungen auf komplexe Fragen.

Waren es zu Hitlers Zeiten noch die "staatenlosen Juden", die "Kosmopoliten", die sich vermeintlich unkontrolliert unters Volk mischten und eine Gefahr für die "Reinheit der deutschen Rasse" darstellten, haben sich die sprachlichen Ausdrücke in heutigen Zeiten etwas verändert. Antisemitismus ist laut der Antonio Amadeu Stiftung heute durch verschiedene Codes und Metaphern erkennbar, deren sich nicht nur Stefan Magnet bei Auf1, sondern auch viele andere "Alternativmedien" bedienen. 

Judenhass per Codes und Chiffren

Was früher die jüdischen "Kosmopoliten" waren, sind heute die  auf Auf1 oft erwähnten "Globalisten". In seiner Berichterstattung benutzt Stefan Magnet nicht direkt das Wort "Juden", sondern personifiziert alles vermeintlich Böse in der Welt mit jüdischen Unternehmen wie "Soros" oder "Rothschild". Diese Leute hätten Kontrolle über das globale Finanzsystem und was auf den ersten Blick aussieht, wie Kapitalismuskritik, entpuppt sich oft als antisemitische Hetze. 

Auch die beliebte rechtsextreme Idee des "Großen Austauschs" findet auf Auf1 viel Aufmerksamkeit. Sie besagt, dass die Einwanderung nichtweißer Menschen und vor allem von Muslimen strategisch geplant sei, um die weiße Bevölkerung auszurotten. Schuld? Die "Globalisten", "die Eliten" – kurz: "die Juden".

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