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Aufregung nach seltenem Gefängnis-Ausbruch

Gefängnisausbrüche sind selten in China. Dass die Presse darüber berichtet, ebenso. Und dass ein hohes Kopfgeld ausgesetzt wird, erst recht.

Heute Redaktion
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Zhang Guilin (l.) und Wang Lei (r.) ist die Flucht aus einem Gefängnis in der Provinz Liaoning im Nordosten von China gelungen. Derlei Zwischenfälle kommen selten vor ? und noch seltener wird darüber informiert.
Zhang Guilin (l.) und Wang Lei (r.) ist die Flucht aus einem Gefängnis in der Provinz Liaoning im Nordosten von China gelungen. Derlei Zwischenfälle kommen selten vor ? und noch seltener wird darüber informiert.
Bild: China National Radio

Doch all dies kam im Fall von Zhang Guilin (39) und Wang Lei (33) zusammen. Die beiden zu lebenslanger Haft Verurteilten waren diese Woche aus dem "Lingyuan Third"-Gefängnis in der Provinz Liaoning ausgebrochen. Wie sie das schafften, ist nicht ganz klar.

Einigen Medienberichten zufolge sollen die beiden Männer Polizeiuniformen und Zugangs-Batches gestohlen haben und so unerkannt entkommen sein. Anderswo steht, sie seien durch ein Fenster geflohen.

Guilin wohl das Mastermind

Eine offizielle Darstellung zur Flucht steht noch aus. Das sei nicht überraschend, schreibt "BBC". Über die seltenen Ausbrüche würden die nationalen Medien normalerweise nur schreiben, wenn die Flüchtigen wieder hinter Schloss und Riegel säßen und keine Gefahr bestünde, dass die Öffentlichkeit verängstigt würde. Es geht aber wohl auch um die Gesichtswahrung der Obrigkeit.

Der 33-jährige Wang Lei war 2017 wegen Kidnapping zu Tode verurteilt worden. Später wurde diese Strafe wegen guter Führung in eine lebenslange Haft umgewandelt. Der 39-jährige Zhang Guilin dürfte das Mastermind hinter dem Ausbruch gewesen sein. Der als gewalttätig geltende Mann sass bereits 2001 wegen Raubes im Gefängnis. Nach seiner Entlassung sechs Jahre später wurde er rückfällig und landete wieder hinter Gittern. 2009 wurde er lebenslang verurteilt. Seither habe er zwei Fluchtversuche unternommen, so "BBC".

Stolze 100.000 Yuan Kopfgeld



Jetzt, wo der Ausbruch publik wurde, muss sich die Gefängnisleitung viel öffentliche Kritik anhören. Tausende User in den sozialen Medien bezeichnen Leitung und Wächter als "inkompetent" und attestieren ihnen, ihre Pflicht vernachlässigt zu haben. Einige schreiben, sie hätten Angst, weil die Geflohenen nach wie vor auf freiem Fuß seien.

Den beiden Männern kommt gelegen, dass in China gerade die "Golden Week" gefeiert wird. An diesem Feiertagen reisen viele Leute im Land umher, so dass Lei und Guilin es leichter haben dürften, unter dem Radar zu bleiben. Angesichts der hohen Polizeipräsenz und der breiten Kamera-Überwachung dürfte es allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis sie entdeckt werden. Kommt dazu, dass auf die beiden ein enorm hohes Kopfgeld ausgesetzt wurde: stolze 100.000 Yuan (etwa 12.500 Euro). (gux)