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"Will nicht, dass Türkei bei uns Großmoscheen baut"

Aufregung um den Bau einer Großmoschee im Schweizer Schaffhausen: Politiker fürchten, dass "radikale Ideologien" verbreitet werden.

Heute Redaktion
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Beim Bau der Aksa-Moschee in Schaffhausen habe die türkische Religionsbehörde Diyanet ihre Finger im Spiel, behaupten Kritiker.
Beim Bau der Aksa-Moschee in Schaffhausen habe die türkische Religionsbehörde Diyanet ihre Finger im Spiel, behaupten Kritiker.
Bild: Facebook/Aksa Moschee Schaffhausen

Noch in diesem Sommer fahren im Schweizer Schaffhausen die Bagger auf: Für 1,5 Millionen Franken baut der Türkisch-Islamische Verein die neue Aksa-Moschee – 30 Meter lang und zwölf Meter hoch. Laut dem "SonntagsBlick" hat die türkische Religionsbehörde Diyanet in Ankara die Finger im Spiel: Das Grundstück soll der Türkisch-Islamischen Stiftung für die Schweiz (TISS) gehören, welche die Website Diyanet.ch betreibt.

Vorsitzender der Stiftung ist Ali Erbas, der Präsident von Diyanet. Aus staatlicher und gesellschaftlicher Sicht stellt dieser die oberste islamische Autorität des Landes dar und unterhält beste Beziehungen zu Präsident Recep Tayyip Erdogan. Auch die Imame sollen direkt aus Ankara entsandt und bezahlt werden.

Politiker verlangen Transparenz

Dass Diyanet Gebetshäuser kontrollieren könnte, sorgt für rote Köpfe. So sagt der parteilose Ständerat Thomas Minder: "Ich bin dagegen, dass in der Schweiz Großmoscheen gebaut werden, zumal die Finanzierung völlig im Dunkeln liegt. Dass die Stadt die Baubewilligung erteilt hat, kann ich nicht nachvollziehen." Er wolle nicht, dass die Türkei oder Saudi-Arabien in der Schweiz Moscheen finanzierten, die dann falsche Leute anziehen würden. "Leider ist das schwierig zu kontrollieren, weil das Geld über Stiftungen und Strohmänner fließen kann. Die Politik muss hier aber eine Lösung finden." Es bestehe die Gefahr, dass Prediger entsandt würden, "die radikale Ideologien verbreiten".

Für FDP-Nationalrätin Doris Fiala bestätigt der geplante Bau einer Moschee in Schaffhausen, dass es in der Schweiz bei religiösen Stiftungen, Vereinen und der Finanzierung von Moscheen zwingend Transparenz braucht. Schon vor zwei Jahren wollte sie vom Bundesrat wissen, was er über das Treiben von Diyanet in der Schweiz wisse und für wie gefährlich er die Aktivitäten halte. "Der Bundesrat hat das Problem leider banalisiert. Wenn Diyanet in der Schweiz solchen Einfluss nimmt, muss uns das aber mit Besorgnis erfüllen." Die entscheidende Frage sei, ob und inwieweit in solchen Moscheen unsere Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit unterwandert werden und inwieweit sie einen Nährboden für Radikalisierung bilden."

Stiftung betont Unabhängigkeit

Ibrahim Gündüz, Vorstandsmitglied der Türkisch-Islamischen Stiftung, weist die Vorwürfe zurück, dass Erdogan mit dem Bau der Moschee seinen politischen und religiösen Einfluss in der Schweiz ausbauen wolle: "Das ist nur billige Stimmungsmache, politische Äußerungen sind bei uns gar nicht erlaubt." Zudem sei nicht die TISS, sondern der Türkisch-Islamische Verein Schaffhausen Bauherr der Aksa-Moschee in Schaffhausen. "Die sind wie auch wir politisch komplett unabhängig von Ankara."

Das Grundstück, auf dem die Großmoschee geplant sei, gehöre entgegen anderslautender Berichte auch gar nicht der TISS, sondern werde nur von ihr verwaltet. "Wir haben nur die Bürgschaft für den Türkisch-Islamischen Verein Schaffhausen übernommen", sagt Gündüz.

Hinsichtlich der Ausbildung und Bezahlung der Imame bejaht Gündüz allerdings, dass man auf die Türkei angewiesen sei. "Jemand muss schließlich die Gehälter der Imame bezahlen – und solange der Islam in der Schweiz nicht anerkannt ist, wird das die Türkei übernehmen." (daw/dk/20 Minuten)

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