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Aufregung um neue Uni-Beschränkungen

Heute Redaktion
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Ziemlich alleine blieb die Koalition Mittwochabend im Nationalrat, als die neuen Uni-Zugänge mit den Stimmen der Koalition beschlossen wurden. In fünf weiteren Studienfeldern - nämlich Pharmazie, Informatik, Biologie, Architektur und Wirtschaftswissenschaften - dürfen künftig Kapazitätsgrenzen gesetzt werden. Und das, obwohl von Studenten bis Rektoren eigentlich alle dagegen sind.

Ziemlich alleine blieb die Koalition Mittwochabend im Nationalrat, als die neuen Uni-Zugänge mit den Stimmen der Regierungsparteien beschlossen wurden. In fünf weiteren Studienfeldern - Pharmazie, Informatik, Biologie, Architektur und Wirtschaftswissenschaften - dürfen künftig Kapazitätsgrenzen gesetzt werden. Und das, obwohl von Studenten bis Rektoren eigentlich alle dagegen sind.

Allerdings soll die Zahl der Studenten keinesfalls sinken und es wird zusätzliche Professuren gehen.  In den genannten Feldern sind insgesamt 19 Fächer enthalten.

Trotzdem wandten sich die großen Oppositionsparteien FPÖ und Grüne mit Verweis auf die Bedeutung des freien Hochschulzugangs ebenfalls gegen die Reform. SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl sagte, bei den Debatten am Nachmittag, dass es gelungen sei, die Studienplatzfinanzierung so aufzusetzen, dass die Zahl der Studierenden nicht reduziert werde.

"Verrat an unserer Jugend"

Das betonte auch Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle. Es sei ein Kompromiss zwischen zwei Maximal-Forderungen gefunden worden, nämlich zwischen der Position der Studentenvertreter, dass es keine Regulierung des Uni-Zugangs geben dürfe und der mancher Rektoren, dass es viel zu viele Studenten gebe. Ziel sei, auch durch die vereinbarten zusätzlichen Professuren, dass für jeden Studenten zumindest eine passable Betreuungsquote gesichert sei.

Die Opposition überzeugte das nicht. Für die Freiheitlichen ist das nunmehr vorgelegte Modell ein "Verrat an unserer Jugend". Der Zugang zu den Unis werde eingebremst. Für das BZÖ sprach sein Abgeordneter Kurt List gar von einer "Katastrophe für die Studierenden". Nicht umsonst fänden auch ÖH und Rektoren die Neuregelung unpraktikabel.

Grünen-Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald sind die vorgeschlagenen Regeln zu vage. Es sei ja gut, wenn 95 Professuren mehr kämen. Aber es sei nicht einmal klar, wann diese Posten geschaffen würden und ob die Professoren überhaupt die entsprechenden Assistenten und Räume bekämen. Jedenfalls nötig sei mehr Geld für die Unis. Ebenfalls skeptisch äußerte sich das Team Stronach, das aber sein Hauptaugenmerk auf eine bessere Forschungsförderung legte.

Rektoren und Studenten protestieren

Während die Rektoren beklagen, dass die Zahl der Studienanfänger, die die Unis in diesen Fächern ab Herbst aufnehmen müssen, die tatsächlichen Kapazitäten um ein Vielfaches übersteige, sieht die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) das Ende des freien und offenen Hochschulzugangs "endgültig besiegelt".

Die Universitätenkonferenz (uniko) kritisierte, dass die Regierungsparteien "die Chance zu einem großen Wurf verabsäumt haben". Der Gesetzgeber habe sich statt der angekündigten "kapazitätsorientierten und studierendenbezogenen Studienplatzfinanzierung" für Zulassungsverfahren entschieden, die den bürokratischen Aufwand der Unis erhöhen würden, ohne eine Entlastung in den überfüllten Studienrichtungen zu bewirken, bedauerte uniko-Präsident Heinrich Schmidinger.

So sehen die neuen Zugangsregeln aus:

Österreichweit wird künftig eine Mindestzahl aller Plätze pro Studienfeld gesetzlich festgelegt, die sich an der Anfängerzahl des Studienjahrs 2011/12 orientiert und größtenteils noch zusätzliche Plätze draufschlägt (außer Architektur). Gibt es mehr Interessenten als Plätze, können die Unis Aufnahmeprüfungen oder andere Varianten der Studentenauswahl beschließen.

In der Informatik sollen ab dem Studienjahr 2013/14 österreichweit künftig 2.500 Anfänger-Plätze pro Studienjahr zur Verfügung stehen (2011/12: 2.273 Studienanfänger), in der Biologie und Biochemie 3.700 (2011/12: 3.455 Studienanfänger), in der Pharmazie 1.370 (2011/12: 1.329 Studienanfänger) und in den Wirtschaftswissenschaften/Management und Verwaltung 10.630 Plätze (2011/12: 10.624 Studienanfänger). Wirklich gekürzt werden die Plätze nur in der Architektur - und zwar von 2.520 Studienanfängern 2011/12 auf 2.020.

Modell gilt nur bis 2015

Als Probelauf firmiert das Modell deshalb, weil es bis 2015 befristet ist. Dann soll ein neues System zum Tragen kommen, dessen Grundprinzipien ohne nähere Ausgestaltung ebenfalls bereits in der aktuellen Novelle beschlossen wurde - zentrales Element dabei soll die Finanzierung der kompletten universitären Lehre anhand von Studienplätzen sein.