HeuteForFuture-award

Aus Biomüll wird Dünger für das ganze Grätzl

Irma Basagic
Projektteilnehmer*innen beim gemeinschaftlichen Kompostieren
Projektteilnehmer*innen beim gemeinschaftlichen Kompostieren
Foto: Verein Gartenpolylog - Gärtner*innen der Welt kooperieren

PROJEKTNAME: Gemeinschaftlich Kompostieren
UNTERNEHMEN: Verein Gartenpolylog - Gärtner*innen der Welt kooperieren
KATEGORIE: Zivilgesellschaft
THEMENBEREICH: Recycling
TEILNEHMERZAHL: 40
PROJEKTSTART: 2020
STATUS: Aktiv
REGION: Wien
INSTITUTIONALISIERT ALS: Verein
WIRKUNGSFELD: Die ganze Gemeinde
KONTAKTPERSON: Cordula Fötsch
WEBhttps://gartenpolylog.org/

Darum geht es beim Projekt "Gemeinschaftlich Kompostieren"

Beim gemeinschaftlichen Kompostieren sammeln Nachbar*innen ihren Biomüll und verwandeln ihn direkt vor Ort in wertvollen Dünger für ihre eigenen und Pflanzen in der Nachbarschaft. Die Sammelcontainer stehen im öffentlichen Raum und sind für alle Beteiligten zugänglich.

Bei Kompostaktionstagen wird der Kompost gemeinsam gepflegt und geerntet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schließen von Ressourcenkreisläufen. Der gewonnene Biodünger wird von den Nutzer*innen verwendet und energieintensive Substrate, die normalerweise zugekauft würden, können ersetzt werden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Umweltbildung. Menschen, die sich bisher kaum mit Biomüll als Ressource beschäftigt haben, lernen über Abläufe im Kompost – Abbau- und Umbauprozesse – und auch über Mülltrennung im Allgemeinen. Darüber hinaus werden weitere Umweltthemen wie Lebensräume von Kleintieren und biologischer Gemüsebau angesprochen.

Das gilt sowohl für die Zielgruppe, die mitkompostiert als auch für Passant*innen, die bei den Kompostaktionstagen neugierig stehen bleiben und Fragen stellen. An einem der beiden Kompoststandorte wurden sämtliche Infomaterialien in 4 häufig im Bezirk gesprochene Sprachen übersetzt, um die Barrieren für Beteiligung so gering wie möglich zu halten.

Positive Nebenwirkung: durch das gemeinsame Kümmern und die Gespräche am Kompost entstehen nachbarschaftliche Beziehungen, der Austausch im Grätzl wird verstärkt und es entsteht auch sozial ein gutes Klima. Vom Gartenpolylog wurden 2 Pilotstandorte initiiert.

In Zukunft soll die Idee des gemeinschaftlichen Kompostierens weiterverbreitet werden und es sollen neue Standorte hinzukommen. 

Weitere Informationen:

1. Gemeinschaftlich Kompostieren im Fünfhaus
Projektbeschreibung 
– Website: www.gartenpolylog.org/gartenprojekt/gemeinschaftlich-kompostieren-fuenfhaus

2. Gemeinschaftlich Kompostieren in der Seestadt
Projektbeschreibung 
– Website: essbareseestadt.at/2020/03/02/kompostieren-in-der-seestadt

Heute For Future-Award im Gespräch mit Verein Gartenpolylog

Was zeichnet Ihr Projekt aus bzw. wie unterscheidet es sich von anderen?

Mit "Gemeinschaftlich Kompostieren" kann mit vergleichsweise geringem Einsatz von Platz und Ressourcen ein nachbarschaftliches Umweltbildungsprojekt gestartet werden. Gemeinschaftlich Kompostieren ist vielfach multiplizierbar, da es schon auf kleineren Restflächen im öffentlichen Raum umgesetzt werden kann.

Es ist niederschwellig und spricht durch seine Sichtbarkeit im öffentlichen Raum ganz unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen an. Es macht Ressourcenkreisläufe direkt erfahrbar und trägt so zur Bewusstseinsbildung bei.

Durch die Mehrsprachigkeit der Materialien können Menschen, die nicht oder nur wenig Deutsch sprechen, leichter erreicht werden.

Was sollte geschehen, damit Ihre praktische Arbeit erleichtert wird? Wer sollte aktiv werden?

Städte und Gemeinden sollten aktiv Flächen für das gemeinschaftliche Kompostieren zur Verfügung stellen und nach dem Vorbild von Paris und Basel mit Wissensvermittlung und Ressourcen unterstützen.

Die Finanzierung von Materialien und anfänglicher Begleitung der neuen Standorte erleichtern den Start für neue Standorte sehr.

Haben Sie sich am Beginn Ihres Projektes an einem anderen Modellprojekt orientiert? Wenn ja, an welchem?

Ja. Wir orientierten uns an den Projekten  wie compostage collectif Paris und Quartierkompost Basel.

Glauben Sie, dass Ihr Projekt auch anderswo durchgeführt werden könnte und wenn ja, welche Voraussetzungen sollten dafür erfüllt sein?

Ja. Es braucht eine kleine Gruppe von interessierten Bürger*innen, einen Platz im öffentlichen oder halböffentlichen Raum von mindestens 3m² und die Genehmigung, dort Kompostcontainer aufzustellen. Eine Finanzierung für die Fertigung der Container muss gegeben sein.

Wissen über Kompostieren oder die Bereitschaft, sich dieses anzueignen muss in der Gruppe vorhanden sein. Eine professionelle Begleitung zu Beginn eines neuen Projekts ist sehr hilfreich und wünschenswert.

Ist Ihr Projekt bereits in anderen Regionen nachgemacht worden? Wenn ja, an welchem Standort?

Von Eva Hofmann wurde mit unserer Unterstützung bereits ein weiteres Projekt in Floridsdorf gestartet.

Weitere Informationen zum Projekt in Floridsdorf: http://www.gartenpolylog.org/gartenprojekt/gemeinschaftliches-kompostieren-floridsdorf

Glauben Sie, dass Ihr Projekt auch anderswo durchgeführt werden könnte?

Ja, auch im Ausland.

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