Österreich

Aus Eifersucht: 15 Stiche mit fünf Küchenmessern

Heute Redaktion
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Angeklagte: Karin M.
Angeklagte: Karin M.
Bild: Denise Auer

Ein gewöhnlicher Freitag von Karin M. und ihrem Lebensgefährten endete damit, dass dieser im Wohnzimmer mit 15 Messerstichen fast verblutete. Am Montag musste sich M. am Landl wegen versuchten Totschlags verantworten.

Vor dem Angriff auf ihren Lebensgefährten am 7. Oktober vergangenen Jahres kriselte die Beziehung schon längere Zeit. Zusätzlich zur ohnehin belasteten Situation, lernte das Opfer Ludwig P. vier Monate vor der Tat eine neue Frau kennen und unterhielt eine Beziehung zu beiden Frauen gleichzeitig. Als für Karin M. klar wurde, dass ihr Lebensgefährte eine Affäre hatte, versuchte sie, die Beziehung zu verhindern. An einem Freitagabend riss der Angeklagten dann endgültig der Geduldsfaden: sie stach 15 Mal auf ihren Lebensgefährten ein.

Auf die Kernfrage hin, ob Karin M. für ihre Tat voll zur Rechenschaft gezogen werden kann, plädiert sie auf nicht schuldig. Sie gibt an, sich an die Tat nicht mehr erinnern zu können. Zu betrunken sei sie gewesen. "Es brauchte eine lange Zeit, bis ich realisiert habe, dass ich das getan habe. Ich habe diesen Menschen geliebt", rechtfertigt sie sich.

Nach dem Bierbeisl

Ludwig P. erinnert sich an den Tag: "Wir haben einiges getrunken, ich kann nicht sagen wie viel, da wir uns beide mit anderen Menschen unterhalten haben. Als wir nach Hause gefahren sind, war die Situation ganz normal – wie immer."

Mehrmals wurde von Anklage und Verteidigung der Zustand der Verdächtigen vor der Tat abgefragt. "Man hat ihr angemerkt, dass sie etwas getrunken hat. Sie konnte aber alleine geradeaus gehen und wirkte eher normal als alkoholisiert."

Bis ca. 21.30 Uhr verbrachten die zwei den Abend gemeinsam, bis sich Ludwig P. plötzlich verabschieden wollte. "Fortgehen" wie er meinte. Sie wusste, dass damit seine "neue Freundin treffen" gemeint war. Als sie ihn fragte, wozu er jetzt noch fortgehen will, soll er sie leicht zur Seite gestoßen und gesagt haben, dass es sie einen "Dreck angeht". Ab diesem Moment – so behauptet die Angeklagte – hatte sie einen "Filmriss" und kann sich an nichts mehr erinnern.

"Jetzt hab ich dir in die Leber gestochen, jetzt geht es schneller"

Das Opfer leugnet die mutmaßliche Täterin angerempelt zu haben. Klar ist, dass er sich bückte, um seine Schuhe anzuziehen und im Vorzimmer die Klinge des Küchenmessers zum ersten Mal im Rücken spürte.

"Sie versperrte mir den Weg, deswegen hab' ich mich zurück ins Wohnzimmer geschleppt. Ich hab' nur noch meine Hände schützend vor mein Gesicht gehalten und sie angefleht, endlich die Rettung zu rufen", erzählt Ludwig P.

Auf die Frage des Richters, ob seine Freundin irgendwie auf sein Flehen reagiert hätte und wie lang es gedauert hat, bis er die Rettung selbst gerufen hat, konnte er sich an wenig erinnern: "Ungefähr eine Stunde lang kam sie immer wieder aus der Küche zurück und stach auf mich ein. Ich kann mich daran erinnern, dass sie gesagt hat, ich soll krepieren. Bald wäre es eh vorbei – sie hat die Leber getroffen.", so das Opfer.

Fünf Küchmesser

Karin M. verwendete fünf Messer. Unklar ist, ob sie während der Tat weitergetrunken hat. Die Verteidigung beschrieb die Tat als einen "explosionsartigen Ausbruch der Aggressionen", bei denen die Angeklagte jegliche Kontrolle über sich verloren hätte und insofern auch nicht zurechnungsfähig gewesen wäre. Zum "Filmriss" und der darauffolgenden Gewaltorgie soll der gefährliche Mix von übermäßigem Alkoholkonsum und Einnahme von Psychopharmaka geführt haben.

Die Geschworenen entscheiden, dass M. zur Tatzeit zurechnungsfähig war. Das Urteil: 7 Jahre wegen versuchten Totschlags. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. (bai)