Österreich

Aus für römisch-katholischen Religionsunterricht?

Niki Glattauer gibt Noten. Heute: Lehrplan-Kritik ist Themenverfehlung. Reform wäre Halbieren des Stoffs. Und: Aus für röm.-kath. Religionsunterricht?

Niki Glattauer
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "<em>Heute</em>" Noten.
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Lehrplan-Kritik ist glatte Themenverfehlung

Seien wir ehrlich: Da werden unsere VS-, MS- und AHS-Unterstufen-Schüler neue Lehrpläne bekommen und unsere Lehrerinnen trotzdem genauso unterrichten wie immer – im schlechtesten Fall mit Arbeitsblättern aus dem Jahre Schnee, im besten mit viel Know-how gebrochen durch die individuellen Neigungen ihrer Schüler.

Was da also an Neuem in die alten Pläne hineingelegt wurde, ist in der Praxis nur mäßig relevant. Auch sind Lehrpläne keine Kochrezepte, die Zutaten in Deka und Gramm vorschreiben. Das Gros der aktuellen Kritik, wonach "wichtige Details" fehlen, ist also eine glatte Themenverfehlung.

Lehrpläne sind grobe Spielanleitungen. Je mehr Spielraum, desto besser. Spielen müssen die Schüler – unter Anleitung, Aufsicht und Kontrolle fachlich 1A ausgebildeter, sozialkompetenter Profis, die die Praxis kennen bzw. gründlich auf sie vorbereitet wurden. Wo ein Spiel schiefgeht, ist der Fehler bei Menschen zu suchen, nicht bei Lehrplänen.

Note: Genügend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du HIER >>

Echte Reform wäre Halbieren des "Stoffs"

Leider passt die Lehrplanreform perfekt zu einer "Schulreform" made in Austria. Anstatt den Unterricht zu reformieren, werden seit 30 Jahren nur Zuständigkeiten hin- und hergeschoben – oft mit fatalen Folgen.

Ein Beispiel: Den Schulleitern die pädagogische Leitung de facto wegzunehmen und diese "Schulqualitätsmanagern" in fernen Amtshäusern umzuhängen, war ein Fehler, der sich direkt in den Klassen auswirkt. Eine echte Reform brächte…

• das Aus der 50-Minuten-Taktung in starren Jahrgangsklassen,

• ein Ende des Beurteilungs- und Benotungswahns,

• eine Halbierung des „Stoffs“ in allen Fächern, Mathe inklusive.

Dass Werken künftig "Design" heißen wird, ist ja eh lieb, aber sowas von egal, solange unsere Schüler immer noch 90 Prozent ihrer kostbaren Kinder- und Jugendzeit im quälenden Kampf mit Mathe, Deutsch oder Englisch verbringen, statt dass man bei ihnen die Freude an lebenslangem Lernen und eigener Leistung entfacht.

Note: Unbefriedigend

Aus für den röm.-kath. Religionsunterricht?

Alle reden vom Personalmangel in Turnen, Englisch oder Physik. Von den Religionslehrerinnen redet niemand. Dabei steht, wie ich höre, der röm.- kath. Unterricht vor dem Konkurs. Angeblich fehlen in den nächsten drei Jahren mehr als 500 Reli-Lehrerinnen.

Mit fatalen Folgen: Jetzt schon werden überall Klassen zusammengelegt, die Reli-Stunden auf die Hälfte zusammengekürzt. Konkret: Wo aufgrund der Schülerzahlen zwei Wochenstunden vorgeschrieben wären, wird – gesetzeswidrig! – nur eine gehalten.

Die Direktorin einer großen Wiener Privatschule schreibt mir frustriert: "Uns geht das Personal aus. Dabei bräuchte es für jede g'standene Religionslehrerin, die in Pension geht, fast drei neue, denn mehr als zehn Wochenstunden will keine mehr arbeiten. Wer soll künftig Religion unterrichten – die Türkisch-Muttersprachenlehrerin?"

Note: Nicht genügend
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