Wien

Aus für Telefonzellen – Ein stiller und langsamer Tod

1903 wurde die erste aufgestellt, 2022 werden die letzten abgebaut. Die über 100-jährige Geschichte der Telefonzelle nimmt nun offiziell ihr Ende.

Nicolas Kubrak
Teilen
Die lange Geschichte der Telefonzellen nimmt nun offiziell ihr Ende.
Die lange Geschichte der Telefonzellen nimmt nun offiziell ihr Ende.
Ernst Weingartner / Weingartner-Foto / picturedesk.com

Mit einer Novelle des Telekomgesetzes ist das Ende der Fernsprecher so gut wie besiegelt. Für den Netzbetreiber A1 eine gute Nachricht, da die Erhaltungskosten für die 11.000 Telefone in Österreich sehr hoch sind. Es bleibt jedoch offen, wie es weitergeht.

"Langfristig werden sie verschwinden"

In Wien findet man ein Viertel aller österreichischen Telefonzellen, in zehn davon sind Defibrillatoren eingebaut. Manche davon wurden bereits zu Paketstationen umgebaut. Es stellt sich die Frage, ob mehr solcher Angebote kommen werden. Laut Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), ist die Sache klar:

„Langfristig werden sie aus dem Stadtbild verschwinden. Sie brauchen Platz und sie kosten den Betreiber etwas."

Nachnutzungen, etwa als Paketstation oder E-Ladestelle, seien zwar interessant aber unklar, ob das breit umsetzbar ist, meint Steinmaurer. "Die Telefonzellen sind oft an Orten, wo es schwer ist, ein Auto zu parken – sie stehen in Fußgängerzonen oder auf Plätzen direkt vor Gebäuden und sehr selten direkt am Straßenrand.“ Der RTR-Geschäftsführer plädiert dafür, die Plätze für andere Nutzungen freizumachen. 

Flächendeckende Versorgung fällt

A1 verspricht, dass es keinen Abreißreigen geben wird, jedoch fällt die gesetzliche Verpflichtung. Vor Weihnachten soll jedenfalls das neue Telekommunikationsgesetz in Kraft treten. „Es fällt die Universaldienstverordnung, die hat bisher geregelt, wie viele Telefonzellen pro Einwohner betrieben werden müssen. Das ist dann hinfällig“, sagte die Sprecherin von A1 Telekom Austria, Livia Dandrea-Böhm gegenüber „Wien heute“.

Bisher war das Unternehmen dazu verpflichtet, mindestens eine Telefonzelle in jeder Gemeinde zu betreiben. Je höher die Einwohnerzahl war, desto mehr Telefonzellen mussten in einer Gemeinde betrieben werden. Schon seit 2015 musste aber nicht mehr nachgerüstet werden. Aufgrund der Handys und mobilen Dienste ist die Nutzung der Fernsprecher ohnehin massiv zurückgegangen.

Kein lukratives Geschäft

Die Sprecherin unterstreicht, dass Telefonzellen nur mehr an Verkehrsknotenpunkten profitabel gewesen sind. Genaue Zahlen über die Kosten möchte man nicht bekannt geben, "man kann sich aber wohl selbst ausrechnen, dass es kein allzu lukratives Geschäft war“.

Ab Jänner 2022 werden die Telefonzellen nach und nach verschwinden. Das Ende der 2.500 Wiener Telefonzellen war schon lange besiegelt, sagt Steinmaurer. Bei A1 meint man, dass viele Menschen die Telefonzellen liebgewonnen hätten. „Aber wenn es ein bisschen weniger sind, wird es auch keinem auffallen.“

1/61
Gehe zur Galerie
    <strong>23.04.2024: Dieser Milliardär brachte René Benko zu Fall.</strong> Ein Mittagessen mit Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne war der Anfang vom Ende. Benko bettelte bei dem Deutschen, <a data-li-document-ref="120032711" href="https://www.heute.at/s/dieser-milliardaer-brachte-rene-benko-zu-fall-120032711">kassierte jedoch eine Abfuhr &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120032509" href="https://www.heute.at/s/beaengstigend-flieger-kreiste-stundenlang-ueber-wien-120032509"></a>
    23.04.2024: Dieser Milliardär brachte René Benko zu Fall. Ein Mittagessen mit Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne war der Anfang vom Ende. Benko bettelte bei dem Deutschen, kassierte jedoch eine Abfuhr >>>
    "Heute"-Montage, Material APA-Picturedesk
    Mehr zum Thema