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Aus für Türken-Fahnen in Wiener Neustadt

Heute Redaktion
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Bild: Gemeinde

Nach dem missglückten Putsch-Versuch in der Türkei zeigen vielen in Österreich lebende Türken ihre Solidarität mit Erdogan und beflaggen ihre Häuser und Balkone mit türkischen Flaggen. ÖVP-Bürgermeister Schneeberger gefällt, das gar nicht, er fordert in einem offenen Brief die Abnahme der Fahnen.

Nach dem missglückten Putsch-Versuch in der Türkei zeigen vielen in Österreich lebende Türken ihre Solidarität mit Erdogan und beflaggen ihre Häuser und Balkone mit türkischen Flaggen. ÖVP-Bürgermeister Schneeberger gefällt das ganz und gar nicht. Jetzt fordert  er in einem offenen Brief die Abnahme der Fahnen. 

Mit einem offenen Brief macht Klaus Schneeberger seinen Ärger Luft. Er fordert, dass die türkischen Fahnen in Wiener Neustadt von privat Häusern entfernt werden. "Denn in Wiener Neustadt geht es nicht um innenpolitische Fragen der Türkei, sondern darum, wie wir unsere Stadt wieder auf die Überholspur führen!"

Von der Bevölkerung will er ein klares Bekenntnis zur Stadt: "Dieses Bekenntnis fordere ich von allen, die hier leben, ganz egal ob sie immer schon hier wohnen oder woher auch immer sie zugezogen sind, ein. Wer sich nicht zu Wiener Neustadt bekennt, hat in unserer Stadt auch keinen Platz. Genauso wie türkische Fahnen abseits von sportlichen Großereignissen" heißt es in dem Brief. 

Diese Aussendung soll allen türkischen Vereinen der Stadt und den Wohnbaugenossenschaften zugestellt werden, diese sollen die Mieter ersuchen, die Beflaggung zu unterlassen. 

Genauso sieht es auch der zuständige Wohnbaustadtrat und Porschesiedlung-Kenner Michael Schnedlitz: "Wer bei uns in einer Gemeindewohnung wohnen will, der hat unsere Regeln und Werte zu akzeptieren. Wer Erdogan unterstützen will, kann gerne ausziehen. Wir haben ohnehin genug Personen auf der Warteliste, die eine Wohnung benötigen. Die Entwicklung rund um die Türkei und die Unterstützung der Entwicklung Wiener Neustadts lehne ich kategorisch ab."

Der offene Brief des Bürgermeisters:

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wiener Neustadt ist eine weltoffene, tolerante Stadt. Aufgrund des hohen Zuzugs von Migrantinnen und Migranten ist jedoch die Frage der Integration eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Damit Zusammenleben funktionieren kann, bedarf es des Zugehens der unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Volksgruppen aufeinander. Dieser Dialog soll gegenseitiges Verständnis und Respekt erzielen, er darf aber nicht dazu führen, dass die in Wiener Neustadt jahrzehntelang gelebten Traditionen und Werte verloren gehen. Ganz im Gegenteil. Gerade in unsicheren Zeiten, ist es notwendig aus den Lehren der Vergangenheit die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten.

Dafür bedarf es zweier Grundvoraussetzungen: Einerseits die deutsche Sprache als Basis der Verständigung. Andererseits ein Bekenntnis zur Stadt Wiener Neustadt. Einer Stadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg und der fast völligen Zerstörung von mutigen Frauen und Männern wieder aufgebaut wurde. Einer Stadt, die sich zu einem attraktiven Wohn-, Arbeits-, Bildungs-, Kultur-, Gesundheits-, Forschungs- und Wissenschaftsstandort entwickelt hat. Einer Stadt, die mutig die Herausforderungen anpackt, um Weiterentwicklung möglich zu machen.

Dieses Bekenntnis setzt voraus, dass die derzeitigen Entwicklungen in der Türkei nicht durch Symbole, wie türkische Fahnen auf Privathäusern, mitten in unsere Stadt gebracht werden. Ich fordere daher alle auf, die ihre Häuser bzw. Balkone mit türkischen Fahnen beflaggt haben, diese unverzüglich zu entfernen. In Wiener Neustadt geht es nicht um innenpolitische Fragen der Türkei, sondern darum, wie wir unsere Stadt wieder auf die Überholspur führen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es das Bekenntnis zu Wiener Neustadt. Dieses Bekenntnis fordere ich von allen, die hier leben, ganz egal ob sie immer schon hier wohnen oder woher auch immer sie zugezogen sind, ein. Wer sich nicht zu Wiener Neustadt bekennt, hat in unserer Stadt auch keinen Platz. Genauso wie türkische Fahnen abseits von sportlichen Großereignissen.

Beste Grüße

Mag. Klaus Schneeberger

Wiener Neustadt, 22. Juli 2016