Österreich

Auschwitz-Überlebender Walter Fantl gestorben

Heute Redaktion
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Walter Fantl (geb. 1924), einer der letzten Holocaust-Überlebenden Österreichs, ist am Donnerstag, 24.10.2019, verstorben.
Walter Fantl (geb. 1924), einer der letzten Holocaust-Überlebenden Österreichs, ist am Donnerstag, 24.10.2019, verstorben.
Bild: zVg

Walter Fantl, einer der letzten Holocaust-Überlebenden Österreichs ist am Donnerstag verstorben. Er überlebte das Konzentrationslager Auschwitz und sprach darüber als Zeitzeuge in österreichischen Schulen.

Einer der letzten Holocaust-Überlebenden Österreichs, Walter Fantl, ist am Donnerstag im Alter von 95 Jahren verstorben. Der im Jänner 1924 in Bischofstetten geborene Niederösterreicher wurde 1942 deportiert und überlebte das Konzentrationslager Auschwitz. Später arbeitete er als Zeitzeuge an Schulen.

Holocaust-Überlebender

Fantl verbrachte seine Kindheit und Jugend in Bischofstetten, wo seine Eltern ein Geschäft führten. Nach den "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland wurde die Familie gezwungen, das Geschäft zu schließen und in eine Sammelwohnung in die Wiener Leopoldstadt zu ziehen. Fantl lernte dort den Beruf des Mechanikers.

In Wien versuchte die Familie vergeblich, in die USA auszureisen. Das gelang nicht. Im Jahr 1942 wurde Fantl mit seinen Eltern, seiner Schwester und seinen beiden Großmüttern in den Ghetto Theresienstadt deportiert, zwei Jahre später wurde die Familie getrennt.

Walter Fantl und sein Vater kamen ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, wo der Vater - von Lagerarzt Josef Mengele "selektiert" - umgehend ermordet wurde. Fantl magerte in nur 112 Tagen auf 37 Kilo ab und kam schließlich ins Nebenlager Gleiwitz I. Von dort aus wurde er im Jänner 1945 auf einen Todesmarsch geschickt, den er überlebte. Im KZ Blechhammer wurde Fantl schließlich befreit.

Den Rest seiner Familie, der auch nach Auschwitz deportiert worden war, sah er nie wieder.

Zeitzeuge

Nach dem Krieg lebte Fantl wieder in Wien, wo er 1954 seine Frau Edith heiratete. Bis 2014 stellte er sich als Zeitzeuge in Schulen, Universitäten und Volksbildungseindrichtungen zur Verfügung. Dem Steven-Spielberg-Projekt Shoah Foundation gab er 1997 ein ausführliches Video-Interview.

Viele Jahrzehnte lang deckte er seine eintätowierte KZ-Nummer - wenn sie sichtbar war - immer mit einem Pflaster ab. Das änderte sich eines Tages in einer Schule, wie der Historiker Gerhard Zeilinger beschreibt: "Es hat lange gedauert, bis der Mut zur Entblößung kam. Ich weiß nicht mehr, in welcher Schule es war, als Walter (..) am Ende seines Vortrags plötzlich den Ärmel hochkrempelte und die Nummer zeigte. Von da an machte er es vor jeder Klasse, und manchmal haben die Schüler gefragt, ob sie sie wirklich ansehen dürften. Sie zögerten, blieben ein, zwei Meter davor stehen, und Walter musste sie ermuntern, kommt ruhig her, ist ganz ungefährlich!"

Die Erinnerung an Walter Fantl wird künftig das Haus der Geschichte in St. Pölten bewahren, wo in der neuen Dauerausstellung Dokumente seines Holocaust-Schicksals gezeigt werden. Im nächsten Jahr wird man dort auch jenen Gürtel sehen, den Walter Fantl nach der Selektion in Auschwitz als Einziges behalten durfte und den er auch bei der Befreiung trug. Er wurde für ihn zum Überlebenssymbol, an das er sich klammerte, weil er überzeugt war, er werde am Leben bleiben, solange er den Gürtel habe.