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Ausschreitungen bei Papst-Besuch in Chile

Am Rande der Papstmesse in Chiles Hauptstadt Santiago kam es zu einem Protestzug gegen den Missbrauch in der Kirche. Zuvor traf der Papst Betroffene.

Heute Redaktion
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Beim Besuch in Chile ist Papst Franziskus mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester zusammengekommen. Die kleine Gruppe habe das katholische Kirchenoberhaupt am Dienstag in der Apostolischen Nuntiatur in der Hauptstadt Santiago getroffen, teilte der Vatikan mit.

"Das Treffen war rein privater Natur. Niemand weiteres war anwesend, nur der Papst und die Opfer", hieß es in der kurzen Mitteilung. "So konnten sie dem Papst von ihrem Leid berichten. Er hörte sie an und betete und weinte mit ihnen."

Bereits am Morgen hatte der Papst im Regierungspalast La Moneda um Verzeihung für Kindesmissbrauch durch Priester gebeten. "Ich kann nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich angesichts des nicht wieder gutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern von Geistlichen der Kirche zugefügt worden ist", sagte er.

Vor allem der Fall des Priesterausbilders Fernando Karadima hatte das Vertrauen in die katholische Kirche in Chile zuletzt tief erschüttert. Ein vatikanisches Gericht hatte ihn 2011 wegen Kindesmissbrauchs schuldig gesprochen. Seine Taten sollen von mehreren Bischöfen gedeckt worden sein.

Ausschreitungen

Am Rande einer Papstmesse in der chilenischen Hauptstadt Santiago, an der rund 400.000 Menschen teilnahmen, ist es am Dienstag zu Ausschreitungen gekommen. Einen Protestzug gegen sexuellen Missbrauch stoppten Spezialeinheiten mit Wasserwerfern.

Am Rande der Freiluftmesse protestierten mehrere hundert Menschen gegen Missbrauch. Die Demonstranten riefen unter anderem "pädophile Komplizen". Spezialeinheiten setzten Wasserwerfer ein und nahmen rund 50 Menschen fest.

Wie in zahlreichen anderen Ländern sieht sich die katholische Kirche auch in Chile mit Skandalen um sexuellen Missbrauch konfrontiert. Nach Angaben der US-Organisation Bishop Accountability wurden seit dem Jahr 2.000 Vorwürfe gegen rund 80 chilenische Geistliche erhoben.

Angriffe auf Kirchen

In Chile ist das Ansehen der katholischen Kirche schlechter als in den übrigen lateinamerikanischen Ländern. Am Dienstag wurden erneut Brandanschläge auf mehrere Kirchen verübt. Ein Gotteshaus in der Hauptstadt und zwei Kapellen in der Region La Araucanía wurden angegriffen. In den vergangenen Tagen waren bereits fünf weitere Kirchen in Santiago attackiert worden.

Franziskus war Montagnacht in Chile zu seinem sechsten Lateinamerikabesuch eingetroffen, der ihn in den kommenden Tagen auch nach Peru führen wird. Am Mittwoch wollte der Papst in der südlichen Region La Araucanía mit einer Delegation des Volks der Mapuche zusammenkommen. Die Mapuche wehren sich seit Jahren gegen die Ausbeutung und Zerstörung ihrer angestammten Gebiete, einige radikale Gruppen setzen dabei auch Gewalt ein. (chk/sda)