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Ausschreitungen, Gewalt und Chaos in Barcelona

Auf das Unabhängigkeitsvotum folgte die Entmachtung: Auf Barcelonas Straßen zeichnet sich nun ein Bild von Freude und Protest.

Heute Redaktion
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Am Freitag hatte sich der Streit um eine Abspaltung der Region weiter zugespitzt. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy kündigte die Entlassung der katalanischen Regierung und die Auflösung des Regionalparlaments sowie Neuwahlen für den 21. Dezember an. Das Regionalparlament Katalonies hatte zuvor für die Loslösung von Spanien gestimmt.

Am Samstagmorgen hat Rajoy die Entmachtung offiziell gemacht und die Amtsgeschäfte des abgesetzten Regierungschefs Puigdemont übernommen. Auch die übrigen Mitglieder der nach Unabhängigkeit strebenden katalanischen Regierung wurden abgesetzt.

Nach neuesten Informationen der Zeitung "El Pais" hat Rajoy seine Stellvertreterin Soraya Saenz de Santamaria mit den Amtsgeschäfte Kataloniens betraut.

In Kürze: Der Konflikt zwischen Madrid und Barcelona hat sich seit Wochen zugespitzt. Die katalanische Regierung organisierte am 1. Oktober ein verfassungswidriges Referendum über die Unabhängigkeit. Bei einer Beteiligung von 42,3 Prozent stimmten 90,1 Prozent für eine Loslösung von Spanien. Viele Unionisten waren den Wahllokalen allerdings ferngeblieben.

Ausschreitungen in Barcelona

Vor dem Parlament in Barcelona versammelten sich am Freitagabend nach Medienschätzung mehr als 15.000 Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung. Viele der Demonstranten waren auch in der Nacht zu Samstag auf den Straßen und feierten den Unabhängigkeitsbeschluss. Die Bekanntgabe der Zwangsmaßnahmen durch die Zentralregierung in Madrid wurde dabei kaum zur Kenntnis genommen.

Rechte gegen Unabhängigkeit

Bei einer Demonstration von ultrarechten antiseparatistischen Gruppen gegen den Unabhängigkeitsbeschluss beschädigten Teilnehmer zum Teil vermummt am späten Freitagabend Glastüren und Fenster des Radiosenders Catalunya Radio. Nach Berichten der Zeitung "El Diario" und anderen spanischen Medien wurden auch Passanten attackiert. Zwei Männer seien leicht verletzt in ein Spital gebracht worden.

Die linksgerichtete, aber nichtseparatistische Bürgermeisterin Ada Colau beklagte auf Twitter die Ausschreitungen. Sie schrieb, auch eine Schule sei angegriffen worden. "Totale Verurteilung der gewalttätigen Ultra-Demonstranten, die heute Abend Medien und eine Schule angegriffen haben", heißt es in ihrem Tweet.

Entmachteter Premier ruft zu Widerstand auf

Der von der Zentralregierung in Madrid abgesetzte katalanische Regierungschef Carles Puigdemont hat seine Landsleute zum "demokratischen Widerstand" gegen die Zwangsverwaltung aufgerufen.

In einer Fernsehansprache am Samstag versicherte Puigdemont ferner, er werde weiter für den Aufbau eines "freien Landes" arbeiten. Es war das erste Mal seit seiner Absetzung in Folge der katalanischen Unabhängigkeitserklärung am Freitag, dass sich der Politiker äußerte.

(red)