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Austro-Flüchtlingsdrama "Macondo" kämpft um Bären

Heute Redaktion
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Bild: EPA

Am Samstag wird bei der Berlinale der Goldene Bär verliehen - Christoph Waltz sitzt in der Jury. Als drittletzter Film des Wettbewerbs ging am Freitag Österreichs Beitrag "Macondo" an den Start. Es gab viel Beifall für das Flüchtlingsdrama von Regisseurin Sudabeh Mortezai, das von einem Buben aus Tschetschenien handelt. Die Premiere war der Abschluss eines starken Österreich-Auftritts bei der 64. Berlinale.

Am Samstag wird bei der Berlinale der Goldene Bär verliehen – bei der 64. Berlinale.

"Macondo": So heißt eine Flüchtlings-Siedlung am Rand von Wien, die in den 1970er Jahren von Einwanderern aus Lateinamerika gegründet wurde. "Macondo": So hat jetzt die iranisch-stämmige Wiener Regisseurin Sudabeh Mortezai ihr Spielfilm-Debüt genannt.

Der Film erzählt die Geschichte des elfjährigen Ramasan, der mit der Mutter und zwei Schwestern aus Tschetschenien nach Österreich flüchtete und nun in der Siedlung Macondo in Wien-Simmering lebt (der Vater, so erfährt man, sei im Kampf gefallen).

Ramasan ist ein aufgeweckter Bub, der perfekt Deutsch spricht, aber natürlich in der islamischen Tradition seiner Heimat verwurzelt ist. "Macondo" begleitet den Buben in semi-dokumentarischem Stil bei seinen Versuchen, zwischen westlicher und östlicher Kultur seinen eigenen Weg zu finden (und nebenbei ganz unbeschwert Kind zu sein).

Ein Festival-Film im besten Sinne

"Macondo" ist ein typischer Festival-Film: Ohne Ambitionen fürs große Publikums-Kino, doch analytisch, liebevoll und genau in seiner Schilderung von sozialen Situationen. Bei der Berlinale, die sich als politisches Festival versteht,  mag man traditionell solche Filme. Deshalb ist gar nicht auszuschließen, dass sich der Beitrag aus Österreich am Samstag unter den Preisträgern finden könnte.

Die "Macondo"-Premiere war der Abschluss eines glanzvollen Österreich-Auftritts bei der Berlinale.  Ein gutes Dutzend Filme oder Ko-Produktionen aus Österreich liefen in Berlin  – mehr als je zuvor beim Festival. Der Höhepunkt war natürlich die im schönsten Berlinale-Kino, dem Zoo-Palast.

Lobeshymnen für Austro-Western

"Das finstere Tal" mit Sam Riley und Tobias Moretti, jetzt in Österreichs Kinos angelaufen, wurde von den deutschen Kritikern mit Lob überhäuft: "Atmosphärisch unheimlich dichtes Rache-Drama im Stil großer Western und starker Besetzung. Clint Eastwood würde es mögen", schrieb etwa die Bild-Zeitung.

Unter den Dokumentarfilmen der Berlinale sorgte für begeisterte Reaktionen. Der visuell sehr elegante Film schaut hinter die Kulissen des Kunsthistorischen Museums in Wien und gewährt zahllose verblüffende, lehrreiche und auch witzige Einblicke in Österreichs bedeutendstes Museum.

Weitere viel beachtete Berlinale-Beiträge aus Österreich waren die Doku "Und in der Mitte, da sind wir" von Sebastian Brameshuber, "Risse im Beton" von Umut Dag und "Fieber" von Elfi Mikesch.

Gunther Baumann, Berlin

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