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Austromir-Wissenschaftler droht Todesstrafe im Iran

1991 war Massud Mossaheb noch maßgeblich am ersten österreichischen Raumfahrtprojekt beteiligt. Jetzt droht ihm in Teheran die Todesstrafe.

Heute Redaktion
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Dem Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft Massud Mossaheb droht im Iran die Todesstrafe.
Dem Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft Massud Mossaheb droht im Iran die Todesstrafe.
Bild: privat

Erst vergangene Woche wurde der schwedisch-iranische Arzt Ahmadreza Djalali, der wegen angeblicher „Spionage für Israel" in Teheran im Gefängnis sitzt, verschleppt. Gerüchte, er könnte hingerichtet worden sein, haben sich bis jetzt nicht bestätigt. Nun wurde ein weiterer Fall eines im Iran festgehaltenen und mit der Todesstrafe bedrohten Wissenschafters bekannt.

Der Austro-Iraner Massud Mossaheb wurde im Jänner im Rahmen einer beruflichen Reise in den Iran mit einer Delegation des medizinischen Projekts MedAustron festgenommen, verhört und, wie dessen Familie nach wochenlanger Ungewissheit ohne Kontakt zu ihm schließlich erfuhr, im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert.

Am Montag wurde Mossaheb an einen unbekannten Ort gebracht, an dem seine erzwungenen Geständnisse auf Video aufgezeichnet werden sollen.

Austro-Iraner der Spionage beschuldigt

Ähnlich wie bei Djalali lauten auch bei Mossaheb die Anschuldigungen auf angebliche Spionagetätigkeiten. Wie bei so vielen Doppelstaatsbürgern, die in die Fänge des iranischen Staatsapparats gelangt sind – Mossaheb ist österreichischer und iranischer Staatsbürger -, wurde er monatelang verhört, ohne Rechtsbeistand und unter massivem Druck. Nach Auskunft seiner Tochter, die als Ärztin in Wien tätig ist, wurde er zu falschen Geständnissen gezwungen.

Trotz Herzkrankheit: Wissenschaftler in Einzelhaft

Für Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres ist besonders erschwerend, dass Mossaheb unter einer Herzkrankheit leidet, jedoch nicht adäquat medizinisch versorgt wird. Dazu kommen die menschenunwürdigen Haftbedingungen. So war Mossaheb mehr als 50 Tage lang in einer 1 x 2 Meter großen Zelle mit konstantem Tageslicht in Einzelhaft. Er unterlag und unterliegt massiver psychischer und physischer Folter sowie Drohungen.

Vom Austromir-Techniker zum Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft

Mossaheb zog 1965 nach Österreich, um an der Technischen Universität in Wien ein Maschinenbau-Studium zu absolvieren, das er mit einem Doktorat 1975 abgeschlossen hatte. Seit 1980 ist er österreichischer Staatsbürger. Sein beruflicher Werdegang reicht unter anderem von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) über Siemens bis zum technischen Projektleiter der zwei größten Austromir-Projekte, maßgeblich verantwortlich für den technisch-wissenschaftlichen Teil der Experimente des ersten österreichischen Raumfahrtprojekts in Zusammenarbeit mit der russischen Raumfahrtbehörde. Er hat sich maßgeblich für eine gute österreichisch-iranische Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher, medizinischer und kultureller Ebene eingesetzt, im Besonderen im Rahmen seiner Funktion als Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft.

Die Ärztekammer hat mittlerweile Kontakt mit amnesty international aufgenommen. Szekeres: „Wir wissen, dass die Republik Österreich aufgrund der völkerrechtlichen Vereinbarungen bei Doppelstaatsbürgerschaften nur wenig Handhabe hat." Trotzdem gelte es, hier eine klare Position zu beziehen. Denn nicht immer könne man sich hinter internationalen Vereinbarungen verstecken, um die Missachtung von Menschenrechten zu legitimieren. „Ich erwarte mir auch in diesem Fall, dass die Republik Österreich eine klare Haltung bezieht und ihre Kontakte zu anderen europäischen Staaten nützt, um europäische Bürger vor der Willkür eines autokratischen Staates zu schützen", so Szekeres. (jd)