Österreich

Autozulieferer insolvent: 169 Jobs sind betroffen

Der Autozulieferer Rupert Fertinger GmbH mit Sitz in Wolkersdorf in Niederösterreich ist zahlungsunfähig. Betroffen sind 169 Mitarbeiter.

Heute Redaktion
Teilen
Fabrik in Wolkersdorf wurde 2012 eröffnet.
Fabrik in Wolkersdorf wurde 2012 eröffnet.
Bild: picturedesk.com

Der Autozulieferer Rupert Fertinger GmbH mit Sitz in Wolkersdorf in Niederösterreich ist zahlungsunfähig. Über das Vermögen der Firma sei beim Landesgericht Korneuburg ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet worden, teilte der Gläubigerschutzverband AKV Europa am Mittwoch mit. Betroffen seien rund 200 Mitarbeiter an drei Standorten (Wolkersdorf, Neusiedl/Zaya und einem Werk in Polen), Mehrheitseigentümer ist der Industrielle Veit Schmid-Schmidsfelden. Laut KSV1870 seien exakt 169 Mitarbeiter betroffen.

Details zu der Insolvenz lagen zunächst nicht vor. Sowohl die Aktiva und Passiva als auch die Ursachen für die Pleite waren vorerst nicht bekannt. 2017 schrieb die Firma laut "Wirtschaftscompass" einen Verlust (EGT) von 1,93 Mio. Euro. Laut Angaben auf der Webseite des Unternehmen sind an insgesamt drei Standorten rund 200 Mitarbeiter beschäftigt.

Sanierungsplan eingebracht

Die Rupert Fertinger GmbH gehört zu 97 Prozent der Metallwarenerzeugung Rupert Fertinger GmbH, die zur Gänze im Eigentum des Industriellen Veit Schmid-Schmidsfelden steht. Schmid-Schmidsfelden ist stellvertretender Industrie-Bundesspartenobmann in der Wirtschaftskammer Österreich und war bei den vergangenen Metallerlohnrunden Chefverhandler der Arbeitgeber.

Laut AKV Europa hat die insolvente Firma bereits einen Sanierungsplan eingebracht, in dem sie ihren Gläubigern eine Quote von 20 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren, anbietet. Wie aus dem Edikt hervorgeht, wurde die Wiener Rechtsanwältin Katharina Widhalm-Budak zur Masseverwalterin bestellt. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung findet am 23. August statt, die Prüfungs- und Sanierungsplantagsatzung am 4. Oktober.

Seit 2012 neue Fabrik in Wolkersdorf

Das Unternehmen war 1944 von Rupert Fertinger in Wien gegründet worden. Schwerpunkt waren damals laut Webseite Warmwasseraufbereitungsgeräte (Durchlauferhitzer) und Installationsmaterialien. 1960 wurde ein neues Produktions- und Verwaltungsgebäude in Wolkersdorf geplant und gebaut. Der Kauf durch Schmid-Schmidsfelden erfolgte 2002. 2012 wurde die Produktion in der neuen Fabrik Wolkersdorf im ecoplus Wirtschaftspark in Wolkersdorf aufgenommen.

Das Unternehmen ist Spezialist für die Entwicklung von Komponenten für das Temperatur-Management in Fahrzeugen, für strom- bzw. medienführende Module und für Baugruppen aus metallischen Leichtbaustoffen. Komponenten für die Bade- und Sanitärausstattung befinden sich ebenfalls im Produktportfolio.

Passiva: 20,7 Millionen Euro

Laut Kreditschutzverband von 1870 seien rund 260 Gläubiger und 169 Dienstnehmer, davon 48 Angestellte und 121 Arbeiter, von der Insolvent betroffen. Die Passiva werden mit rund 20,7 Mio. Euro beziffert.

Als Insolvenzursache werde laut KSV1870 angeführt, dass sich die Inbetriebnahme des Produktionsstandortes in Polen schwierig gestaltet habe. Der break even point des neuen Werkes wurde verspätet erreicht. Daraufhin wurden zwar umfangreiche Reorganisationsmaßnahmen eingeleitet und ein positives Betriebsergebnis im ersten Quartal 2019 erzielt, allerdings waren diese Maßnahmen mit einem erheblichen Liquiditätsaufwand verbunden, sodass die Kapitaldecke vollständig aufgezehrt wurde.

Das Unternehmen soll laut ersten Informationen fortgeführt werden. Die Realisierbarkeit des Sanierungsplans mit einer angebotenen Quote von 20 Prozent wird vom KSV1870 nunmehr eingehend geprüft. Der KSV1870 wird auch der Frage nachgehen, ob, bzw. in welcher Form dieser Zahlungsvorschlag, der lediglich den gesetzlichen Mindesterfordernissen entspricht, verbessert werden kann.

(wes)