Wien

"Awareness Teams" wieder an Party-Plätzen unterwegs

Die "Awareness Teams" sind erneut im Einsatz: An stark frequentierten Orten in Wien sollen sie für Ruhe sorgen und Konflikte lösen.

Yvonne Mresch
Teilen
Willi Hejda (Kollektiv für Awareness Arbeit), Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) und SPÖ-Gemeinderätin Marina Hanke starten das Projekt "Awareness Teams" erneut an häufig frequentierten Orten in Wien.
Willi Hejda (Kollektiv für Awareness Arbeit), Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) und SPÖ-Gemeinderätin Marina Hanke starten das Projekt "Awareness Teams" erneut an häufig frequentierten Orten in Wien.
Sabine Hertel

Die Corona-Pandemie hat die nächtliche Feier-Kultur verändert: Frühe Sperrstunden trieben die jungen Wiener ins Freie, Donaukanal und Co. wurden zur Gastro-Alternative. Das führte letztlich sogar zu Ausschreitungen und einer Platzsperre am Karlsplatz. Für einen reibungslosen Ablauf sorgen sollen die "Awareness Teams", die vor einem Jahr ins Leben gerufen wurden. Aufgrund von positiven Rückmeldungen starten die Teams Ende Juni erneut ihre "Tour" durch Wiens häufig besuchte Orte – unter anderem am Karlsplatz, Resselpark und Donaukanal. 

Teams verteilen Müllsäcke und Menstruationsartikel

Organisiert wird das Projekt von der Organisation "AWA* - Kollektiv für Awareness Arbeit". Geplant ist der Einsatz von vier Teams zu je vier Personen von 23. Juni bis 18. September 2022 an Freitagen, Samstagen und vor Feiertagen von 19 Uhr bis 4 Uhr in der Früh. Zwei der Teams sind an Orten vorgesehen, an denen 2021 ein besonderer Bedarf festgestellt worden ist wie etwa im Resselpark und am Donaukanal. Zwei weitere Teams können je nach Bedarf eingesetzt werden und sind speziell im Bereich Innere Stadt sowie am Yppenplatz und in Gürtelumgebung vorgesehen.

Die Gruppen bestehen aus Personen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Ausbildungen – von der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit bis zum Security. Mit Lastenrädern sind sie in der Stadt unterwegs, vermitteln bei Bedarf zwischen Feiernden sowie Organisationen, der Polizei und den Magistratsdienststellen. Ziel ist es, deeskalierend und präventiv zu wirken. Bei Bedarf werden auch Trinkwasser und Informationsmaterial zu Themen wie der Rechtslage im öffentlichen Raum und Safer Sex, Desinfektionsmittel, Menstruationsprodukte sowie Müllsäcke verteilt. Auch telefonisch sind die Teams unter 0677/641 00 205 erreichbar. 

Wiederkehr: "Im öffentlichen Raum prallen Welten aufeinander"

"Gerade in Wien als Millionen-Metropole ist ein verständnisvolles und umsichtiges Handeln im Sinne aller Wiener im öffentlichen Raum gefragt", so Vizebürgermeister und Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr. "Klarerweise prallen hier oft auch Welten aufeinander: Die einen wollen Musik hören und feiern, die anderen wollen in Ruhe ein Buch lesen. Auch junge Menschen treffen sich gerne an öffentlichen Plätzen, durch die Pandemie wurde dieses Bedürfnis noch größer." Das Credo, so der Stadtrat, laute "Informieren statt strafen". "Mir ist es wichtig, dass die Awareness-Teams zwischen den Menschen und ihren vielfältigen Interessen vermitteln und deeskalierend in Konfliktsituation wirken. Denn Wien ist eine Stadt des Miteinanders und wir wollen dieses Miteinander so gestalten, dass alle ihre Abende im öffentlichen Raum genießen können."

Hilfe bei homophoben Übergriffen

"Gerade von jungen Menschen ist in den letzten zwei Jahren viel erwartet worden, es ist ihnen viel abverlangt worden", sagt SPÖ-Gemeinderätin und Jugendsprecherin Marina Hanke. "Der öffentliche Raum als konsumfreier Raum ist für sie, genauso wie für viele andere Wiener, ein wichtiger Ort um sich zu treffen, zu erholen, ihre Stadt zu genießen. Die Awareness-Teams stehen den Menschen zur Seite – sie sensibilisieren, informieren und begleiten unterschiedlichste Gruppen im öffentlichen Raum, mit all ihren verschiedenen Lebensrealitäten und Bedürfnissen."

Willi Hejda von "AWA* - Kollektiv für Awareness Arbeit" geht es auch um Diversität: "Wir supporten, wenn es beispielsweise um sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum geht, oder wenn es zu homo-, trans- oder interfeindlichen Übergriffen kommt. Wir unterstützen Menschen, wenn sie rassistischer Diskriminierung ausgesetzt sind. Genauso vermitteln wir aber auch, wenn es der Nachbarschaft in der Nacht zu laut ist und sensibilisieren auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen in der Stadt. Wir machen darauf aufmerksam, dass alle gemeinsam Verantwortung übernehmen müssen."

Mehr zum Thema