Österreich

Baby-Boom im Wiener Tierschutzhaus

Über 180 Jungtiere - vom Küken bis zum Baby-Hasen - wurden dieses Frühjahr im Wiener Tierschutzverein schon aufgepeppelt und großgezogen.

Heute Redaktion
Teilen

Die Frühlingszeit ist für den Wiener Tierschutzverein in Vösendorf (NÖ) stets eine der betriebsamsten Jahresperioden. Denn neben der klassischen Tierheimtätigkeit sind es zu dieser Zeit vor allem junge Wildtiere, welche die Hilfe und Fürsorge des WTV benötigen. Täglich gehen dutzende Anrufe besorgter Bürger bezüglich junger, hilfloser Wildtiere ein.

90 Entenküken werden gerade großgezogen

Besonders vermeintlich mutterlose Entenküken werden aktuell wieder vermehrt gemeldet und abgegeben. Kein Wunder, prägen Enten doch das Wiener Stadtbild in Parkanlagen und Grünflächen und stehen so besonders im Augenmerk der Bevölkerung. Selbiges gilt natürlich auch für das südliche Niederösterreich. Die jüngsten schnatternden Neuzugänge sind jene neun Entenküken, die kürzlich und zu Recht von der Schnellstraße S1 gerettet wurden, insgesamt werden im WTV aktuell jedoch 90 Entenküken aufgezogen.

Schätzungen der WTV-Wildtierpfleger zufolge, dürften es heuer an die 200 werden. Daneben werden etwa Feldhasenbabys, Eichhörnchenjunge, kleine Wildvögel, Jungfüchse oder Marderbabys im WTV beim Erwachsen werden begleitet. Insgesamt beläuft sich die Anzahl der großgezogenen Wildtiere in der aktuellen Frühlingssaison bereits auf über 180.

Nicht jedes Wildtierkind braucht tatsächlich Hilfe

Doch Vorsicht: Nicht jedes augenscheinlich hilflose Wildtier braucht menschliche Unterstützung. Jungtiere, die nicht offensichtlich schwer verletzt sind, sollten nicht von Menschenhand berührt oder mit nach Hause genommen werden. Dadurch geraten die Tiere in akute Lebensgefahr, denn nichts ist wichtiger als die mütterliche Fürsorge. Leider kommt es immer wieder, hier ganz besonders im Falle von jungen Enten, zu Fehleinschätzungen besorgter Menschen, die den Tieren damit aber viel mehr schaden als nützen. Im Gegensatz zu anderen Wildtieren stört Vögel zwar menschliche Berührung nicht, jedoch sollte man dennoch nicht vorschnell handeln.

"Oft sind es gerade die menschlichen Beobachter, die die Elterntiere davon abhalten, zu ihren Jungen zu gelangen", sagt WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic. Wenn akute Sorge besteht, empfiehlt es sich, die Jungtiere aus sicherer Entfernung zu beobachten und abzuwarten, ob die Elterntiere kommen. "Auch schreiende Vogelkinder sind meist kein Grund einzugreifen. So rufen sie ihre Eltern und machen auf sich aufmerksam", so Petrovic. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass ein "Kindsraub" für die Elterntiere eine enorme Belastung bedeutet. Besonders bei Enten ist die Situation trügerisch: Entenküken sind Nestflüchter und laufen daher oftmals durch die Gegend. Das Muttertier ist aber meist nicht weit entfernt.

Hilfe den Profis überlassen

Nur wenn ein Wildtier offensichtlich schwer verletzt ist oder sich an einem Ort befindet, der nicht seinem Lebensraum entspricht, sollte man eingreifen und umgehend den WTV verständigen. Der Wiener Tierschutzverein steht den Menschen dabei als Kompetenzzentrum für Wildtiere jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Experten warnen: Bitte keine Experimente

Selbstständige Behandlungs- und Pflegeversuche sind nicht empfehlenswert. So ist etwa Kuhmilch für viele Wildtiere tödlich. Die Aufzucht von Wildtieren ist nicht leicht und stellt auch das erfahrene Pflegepersonal des WTV immer wieder vor Herausforderungen, da es neben profundem Wissen und intensiver Betreuung auch sehr oft - besonders wenn es sich um nur wenige Tage alte Tiere handelt - eine große Portion Glück braucht, um das Überleben der Tiere zu sichern.

Leider suchen sich gerade Enten in Ballungszentren wie der Stadt Wien auch immer wieder nicht artgerechte Brutplätze wie Balkone oder Hausvorsprünge. Auch hier berät der Wiener Tierschutzverein die Bevölkerung gerne und gibt Tipps zur richtigen Vorgehens- und Verhaltensweise. (Red)