Niederösterreich

Baby tot, 1 Kind behindert: Doch Anklage gegen Spital

Wegen Personalmangels und Strukturfehlern soll in einer steirischen Klinik ein Kind gestorben sein. Nun müssen die Verantwortlichen doch vor Gericht.

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Anwältin Karin Prutsch mit vier betroffenen Frauen im Vorjahr bei Pressekonferenz
Anwältin Karin Prutsch mit vier betroffenen Frauen im Vorjahr bei Pressekonferenz
privat

Bei einigen Geburten in der Steiermark soll der Facharzt nicht oder zu spät zur Geburt geholt worden sein, es gab schwere Komplikationen, einige Hebammen werkten in Eigenregie – ein Baby starb, ein Kind ist schwer behindert.

Zunächst Einstellung

Die Staatsanwaltschaft hat den Strafantrag gegen drei Hebammen, einen Arzt und die Klinik Diakonissen Schladming erhoben. Doch in erster Instanz wurde das Verfahren eingestellt.

Opfer-Anwältin Karin Prutsch legte dagegen Beschwerde beim Oberlandesgericht Graz ein. Das OLG Graz hob den erstgerichtlichen Beschluss auf. Somit müssen die Verantwortlichen (drei Hebammen, Arzt und Spital) jetzt doch wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung vors Landesgericht Leoben.

Rückblick: Bereits am 13. Februar 2010 war Stefanie Z. ins Schladminger Spital eingeliefert worden. Der diensthabende Arzt wurde von der Hebamme (36, Anm.: eine andere, die Drittangeklagte) nicht informiert und auch nicht notfallmäßig in den Kreißsaal gerufen. Es kam zu Komplikationen, die kleine Vanessa überlebte zwar, ist jetzt aber schwer behindert.

Gloria starb 

Am 26. Juli 2014 war die hochschwangere Marion B. ins Diakonissen-Krankenhaus Schladming eingeliefert worden. Der diensthabende Facharzt für Gynäkologie wurde laut Anklage weder von der Aufnahme der werdenden Mutter, noch von den ersten Komplikationen informiert. Die Herztöne des Kindes sollen pathologisch gewesen sein, die Hebamme (36) gab der Mutter lediglich ein intravenöses Wehenmittel. Die kleine Gloria erblickte zwar um 4.55 Uhr mit einem schweren geburtsbedingten Sauerstoffmangel das Licht der Welt, starb aber am 11. August 2014 im Universitätsklinikum Salzburg.

Insgesamt gab es knapp zehn Vorwürfe, einige konnten indes von der Klinik entkräftet werden. Der Prozess findet am 9. September in Leoben statt. Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. 

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