Fussball

Bachmann: "Von 100 Leuten haben 80 keine Maske auf"

Weihnachten ist für England-Legionär Daniel Bachmann eine stressige Zeit - dem Boxing Day sei Dank. Der ÖFB-Torhüter im "Heute"-Interview.

Erich Elsigan
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Daniel Bachmann hütet das Watford-Tor.
Daniel Bachmann hütet das Watford-Tor.
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"Heute": Herr Bachmann, kommt das Christkind oder Santa Clause zu Ihnen?

Daniel Bachmann: "Ich bin seit zehn Jahren in England, meine Frau ist von hier – deshalb Santa. Die Kinder lernen es so in der Schule und im Kindergarten. Ich hätte viel zu erklären, wenn bei uns schon am 24. das Christkind kommt. Meine Eltern werden aber da sein, also wir werden auch am 24. ein bisschen feiern, was Gutes essen."

Was wird aufgetischt?

"Ich weiß es noch gar nicht, hoffentlich Schweinsbraten. Wobei das nicht schlau wäre, da wir am 26. und 28. spielen, zwei Matches in 48 Stunden haben."

Finden Sie es gut, dass am Boxing Day gekickt wird?

"Ja, denn das ist Tradition, die Fans lieben es. Sicher kommt Weihnachten etwas zu kurz, aber als Profi muss man zurückstecken. In England ist ja der 25. der Christmas Day. In der Früh werden Geschenke verteilt, danach muss ich in die Arbeit. Die Kinder verstehen das mittlerweile."

Watford hatte einen Corona-Cluster, die letzten beiden Partien wurden verschoben. Wie ist der Stand der Dinge?

"Die meisten kommen aus der Quarantäne zurück. Die Spieler, die positiv waren, hatten zum Glück keine Symptome, konnten sich daheim fit halten."

Neben den Absagen gab es in der Liga aber auch Matches vor 50.000 dicht gedrängten Fans. Wie passt das zusammen?

"Das Leben findet hier ohne große Einschränkungen statt. Wenn du in London einkaufen gehst, sind dort Millionen von Menschen. Offiziell gibt es eine Maskenpflicht in Geschäften, aber von 100 Leuten haben 80 keine auf, niemand sagt etwas. Nur wenn du in einen Nachtklub gehen willst, musst du doppelt geimpft sein oder einen negativen Test haben. Die Regierung hat damals, als die Impfung gekommen ist, gesagt, dass es ab jetzt wieder Freiheit gibt. Deshalb werden sie wohl auf große Maßnahmen verzichten."

Sie gingen bei Watford als Nummer eins in die Saison, haben Ihren Stammplatz zwischendurch verloren, sind seit vier Runden aber wieder gesetzt. Wie lautet Ihr Zwischenresümee?

"Mit meinen Leistungen bin ich zufrieden, ich habe mir nie etwas zu Schulden kommen lassen. Gegen Manchester City habe ich zum Beispiel den Saison-Rekord für die meisten Paraden aufgestellt, auch wenn wir 1:3 verloren haben. Die Pause - aus welchen Gründen auch immer - war natürlich komisch, im Nachhinein betrachtet aber sogar positiv für mich. Ich habe Zeit gebraucht, um runter zu kommen, weg vom ganzen Spotlight. Denn das Jahr war mit dem Aufstieg, dem ÖFB-Debüt und der EM schon extrem turbulent. Ich fühle mich jetzt wieder viel besser, so wie vor sechs, sieben Monaten. Ich habe wieder Selbstvertrauen."

Watford verstärkt sich im Sommer jedoch mit dem nigerianischen Team-Keeper Maduka Okoye, bezahlt rund sieben Millionen Euro für ihn. Was machen Sie?

"Schauen wir mal, es geht oft schnell. Klar ist: Ich habe bis 2024 Vertrag und werde nie bei einem Verein der einzige Tormann sein. Es war ja klar, dass Watford einen Tormann holen wird. Ben Foster hat im Sommer keinen Vertrag mehr. Es gäbe also nur mich und Rob Elliot. Ich mache mir da keine großen Gedanken. Aber wenn etwas passendes Angebot kommt, höre ich mir das natürlich an."

Lazio Rom soll Interesse zeigen. Wäre Italien grundsätzlich eine Liga, die Sie sich vorstellen könnten?

"Italien ist ein geiles Land. In meiner Kindheit haben wir fast jedes Jahr dort Urlaub gemacht. Die Premier League ist die beste Liga der Welt, aber die Serie A ist eine Liga, die ich nicht ausschlagen würde."

Sie haben im Juni im ÖFB-Nationalteam debütiert, dann zwölf Spiele gemacht. Was war Ihr Highlight?

"Das Debüt. Für mich war es ein doppeltes Highlight, weil es auswärts gegen England war, wo ich seit zehn Jahren lebe. Es war sehr besonders. Die fünf, sechs Wochen bei der Euro waren natürlich auch sehr aufregend."

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    Zuletzt gegen Moldawien bekam Heinz Lindner den Vorzug. Hat Sie das irritiert?

    "Nein. Ich habe mit dem Trainer am Abend davor ein offenes Gespräch geführt. Er hat dann ja auch erklärt, dass es aufgrund meiner Gelben Karten war, er nichts riskieren wollte. Bei der nächsten bin ich nämlich gesperrt. Es könnte zum Beispiel sein, dass ich gegen Wales Gelb sehe und dann im Showdown zuschauen muss. Es war daher gut, dass der Heinz Lindner mal wieder gespielt hat. Sollte mit mir im März was sein, hat er zumindest ein Spiel mit dieser Mannschaft bestritten. Ich respektiere die Entscheidung des Trainers."

    Ist der Kampf um die Nummer 1 plötzlich wieder offen?

    "Ich glaub nicht, dass es aufgrund meiner Leistungen nötig wäre, einen Kampf auszurufen. Aber im Endeffekt entscheidet der Trainer. Ich hoffe, dass ich noch 50 oder mehr Länderspiele mache, bin jedes Mal stolz, wenn ich das Trikot überziehe."

    Im März geht es wie angesprochen im WM-Play-off gegen Wales. Dann wartet Schottland oder die Ukraine. Packt Österreich die zwei Hürden?

    "Leichte Spiele gibt es im internationalen Fußball nicht mehr, auch gegen die Färöer ist es nicht einfach. Bei der Auslosung hatten wir aber natürlich Glück, dass uns die ganz Großen erspart blieben. Wales auswärts ist natürlich nicht ohne. Die Stimmung dort ist Wahnsinn. Wenn wir dort gewinnen, haben wir gute Chancen. Dann haben wir das Selbstvertrauen und das Heimpublikum. Ich bin guter Dinge. In meinem Kopf bin ich nächsten November und Dezember schon in Katar."

    Welche Schlagzeile wollen Sie 2022 über sich selbst lesen?

     "Dass sich Österreich für die WM in Katar qualifiziert hat."

    Und was wünscht sich Daniel Bachmann vom Christkind, bis auf Gesundheit natürlich?

    "Am Boxing Day drei Punkte, denn eine tolle Frau, zwei gesunde Kinder und Eltern habe ich bereits."

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