Österreich

Bahnhofs-Killer: „Manche sagen, dass ich Gott bin"

Gestern wurde über Eyob E. (21) offiziell die Untersuchungshaft verhängt. Er steht unter Mordverdacht und möchte jetzt seine Familie anzeigen.

Heute Redaktion
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„Ich bin besonders", sagt jener Mann, der seine Schwester am Wiener Hauptbahnhof getötet haben soll. Seine neue Anwältin Astrid Wagner lernte er am Donnerstag im weißen Nachthemd in der Justizanstalt Wien-Josefstadt kennen. Dort wurde gestern Nachmittag die Untersuchungshaft über ihn verhängt, er sitzt derzeit in einer Absonderungszelle und wirkt sediert. Sein skurriler erster Wunsch an die prominente Juristin Wagner: „Ich möchte bitte einen neuen Namen haben und meine Familie anzeigen."

"Wurde mit 15 sexuell missbraucht"

Jene Menschen, die Eyob E. ein neues Zuhause gaben. „Ich kam mit neun Jahren nach Spanien. Meine Adoptiveltern haben mich in Äthiopien ausgesucht." Warum also der Zorn? Bei dem fatalen Treffen mit seiner leiblichen Schwester Eyerus und Adoptivschwester Anaïs („Die Tochter von den Dämonen") kam in der Nacht zum Dienstag am Bahnhof offenbar Fürchterliches zutage, das ihm nahestehende Menschen angetan haben sollen: „Anaïs hat gesagt, dass ich mit 15 Jahren betäubt und sexuell missbraucht wurde. Ich war wütend und wollte Anaïs töten. Ich sah, dass viele Leute hinter ihr standen und es ging daher nicht."

"Wollte ihr Blut nicht sehen"

Stattdessen soll er neun Mal auf Eyerus (25) eingestochen haben. „Ich tötete meine Schwester, welche ich eigentlich geliebt habe. Aber man hat solch eine Wut, wenn man erfährt, dass man missbraucht wurde." Wo er mit seinem 20-Zentimeter-Küchenmesser (Zitat Verdächtiger: "Es war ein Zwilling-Messer und es ist sehr scharf") hingestochen habe? "Ich denke in den Bauch." Und dann? "Lehnte ich mich nach vorne und bückte mich. Ich wollte kein Blut von meiner Schwester sehen."

"Schwester hat mir verziehen"

Wie er jetzt über die fürchterliche Tat denkt? „Ich bereue, dass ich die falsche Schwester umgebracht habe." Ob es ihm leid tue? „Nein, sie hat mir das verziehen. Manche Leute sagen, dass ich Gott bin."

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Koks und Marihuana

Doch wer ist Eyob E. wirklich? Hilfskoch, Fitnessfreak und Drogenkonsument: „Ich liebe gutes Koks und Amphetamin. Marihuana gefällt mir auch. Aber ich rauche seit drei Jahren nicht mehr. Ich will nur mehr Koks. Wenn es gut war, habe ich einmal eine Line genommen und dann eine Woche gewartet …"

"Mehr liebe ich die Männer"

Seinen Body zeigte er privat gerne beiden Geschlechtern. „Ich bin schwul. Ich liebe Männer. Aber ich liebe auch Frauen, aber mehr liebe ich die Männer." Wegen seiner sexuellen Orientierung habe Eyob E. laut seiner Aussage auch Probleme mit einer Kollegin bei seinem letzten Job in einem Tiroler Hotel gehabt: "Sie zeigte mir keinen Respekt, ließ mir bei der Arbeit keine Ruhe und akzeptierte mich nicht so, wie ich war." Vor Kurzem erzählte er dem Direktor von einem Streit mit der Frau – und ging dann. Nach Wien. Die drei Tage vor der Bluttat verabrachte er in einem Notquartier unweit des Hauptbahnhofs.

Streit vor den Todesstichen

Was dem Mordverdächtigen – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – noch wichtig war, im Verhör anzumerken: Vor der Tat soll er von einer Chinesin in einem Burgerlokal rassistisch beschimpft worden sein: „Ich bewarf sie mit Salat."

Wenn es doch bloß dabei geblieben wäre …

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