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Balkaner können kein Home-Office machen

Die strengen Maßnahmen verändern das Leben von uns allen. Meine Verwandten versuchen aber das Beste aus der Sache zu machen.

Heute Redaktion
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Als die Regierung verkündete, dass die Bevölkerung möglichst von zu Hause aus arbeiten solle, gab es gemischte Gefühle unter meiner Bekanntschaft. Einige meiner Freunde freuten sich sogar. "Jetzt kann ich eine Stunde länger schlafen. Muss mir kein Hemd mehr anziehen. Chillig", meinte einer. Irgendwie auch verständlich. So ein Home-Office-Dienst bringt zwar ein paar Nachteile, aber auch ziemlich viele Vorteile mit sich. Was aber, wenn die Arbeit von zu Hause aus gar nicht möglich ist?

Ich dachte nach der damaligen Pressekonferenz direkt an einige Personen aus meiner Familie. Eine meiner Tanten arbeitet nämlich als Putzkraft. Einige meiner Onkel sind auf Baustellen tätig. Da gibt es nun mal kein Home-Office. Und das freute meine Familienmitglieder zunächst auch. "Immerhin können wir unseren Job behalten", meinten sie. Sie spürten nämlich schon damals, dass die Jobsituation schwierig werden könnte. Und es erwischte auch meine Familie.

Denn nicht alle konnten ihre Arbeitsstellen behalten. So habe ich Verwandte, die im Gastronomie-Bereich tätig sind. Da tut sich derzeit aber wenig. Also gar nichts eigentlich. Sie wurden freigestellt und sind sich ihrer Zukunft ungewiss. Aber nur Daheim sitzen und warten wollen sie nicht. Deshalb griffen sie zuletzt tatsächlich nach Wischmopp und Kübel, und begleiteten meine Tante zu ihrem Job. Damit konnten sie sich zumindest ein bisschen dazu verdienen, um gut über die Runden zu kommen.

Das Problem an der Sache: Natürlich wird diese Praxis nicht gerne gesehen. Wir sollen nämlich alle zu Hause bleiben und uns ruhig verhalten. Leichter gesagt als getan, würde ich sagen. Ich kenne nämlich die finanzielle Situation von einigen meiner Verwandten. Und ich weiß, dass es vielen Menschen ähnlich geht. Vor allem den Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Ich kann euch sagen, sonderlich rosig sieht das Ganze nicht aus. Da kommt so eine Krise auch ungelegen. Denn jeder Tag, an dem man zu Hause sitzt und nichts tut, ist ein Tag an dem man näher ans Existenzminimum rückt. Dieses Gefühl möchte niemand erleben.

Meine Mama meinte zu mir, dass die Gesundheit natürlich an allererster Stelle stehe. Aber wenn man Angst vor der Armut bekommt, dann helfe kein Mundschutz der Welt. Irgendwie hat sie recht, oder?

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