Wirtschaft

Bank-Chef Cernko: "Enttäuscht von der EU"

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Bank Austria/Rigaud

Willibald Cernko ist Präsident des Österreichischen Bankenverbandes und Chef der Bank Austria, des größten Geldinstituts des Landes. Im "Heute"-Interview zeigt er sich vom fehlenden Gespür der EU-Politiker für den Mann von der Straße und das "über weite Strecken grottenschlechte" Krisenmanagement der EU enttäuscht.

Willibald Cernko ist Präsident des Österreichischen Bankenverbandes und Chef der Bank Austria, des größten Geldinstituts des Landes. Im "Heute"-Interview zeigt er sich vom fehlenden Gespür der EU-Politiker für den Mann von der Straße und das "über weite Strecken grottenschlechte" Krisenmanagement der EU enttäuscht.

"Heute": Sollen wir Zypern in die Pleite schlittern lassen?

Cernko: Nein, das Problem ist von einer Größenordnung, die bewältigbar ist.

"Heute": Was ist ihr Lösungsvorschlag zur Rettung?

Cernko: Ich bin dafür, dass Vermögende etwas beitragen. Wer nichts beitragen soll, das sind kleine Sparer. Einlagen bis 100.000 haben unangetastet zu bleiben. Und: Zypern muss die gleichen strengen Spielregeln anwenden, wie die anderen europäischen Banken. Dann wär es auch nicht mehr möglich, dass in Zypern fast das 3-fache an Zinsen bezahlt wird wie in Österreich. Klar fließt das Geld hin, insbesondere von jenen, die eher das Licht scheuen.

"Heute": Besteht Ansteckungsgefahr für Krisenländer?

Cernko: Das kann ich ausschließen. Zypern ist wirklich ein singuläres Ereignis. Es hat aber zur Verunsicherung geführt, weil wieder einmal ein Tabubruch passiert ist. Die Politik hat sich beim Thema Krisenmanagement nicht unbedingt hervorgetan - das war über weite Strecken grottenschlecht. Die Politiker rühmen sich immer, den kleinen Mann auf der Straße, die kleinen Leute, zu verstehen. Und sich so zu verschätzen bei dem Thema, das halte ich für sehr enttäuschend.

"Heute": Was wären die Folgen einer Pleite für Europa?

Cernko: Europa wird sich keine Pleite in Zypern leisten, weil Europa als Wirtschaftsraum wieder einmal auf dem Prüfstand steht: Inwieweit wird man mit Krisen fertig, inwieweit kann sich ein Investor verlassen?

"Heute": Könnte es Teilenteignungen auch in Österreich und anderen EU-Länder geben?

Cernko: Das schließe ich aus.

"Heute": Was ist die Lehre aus dem Zypern-Fiasko?

Cernko: Es zeigt sich einmal mehr, dass die Bankenunion so rasch wie möglich auf die Beine kommen muss - gemeinsame Aufsicht, die Möglichkeit, Banken in Verbindung mit einem von Banken dotierten Abwicklungsfonds pleite gehen zu lassen. Und eine europäische Einlagensicherungarchitektur, die auch wieder von den Banken dotiert wird.

Wolfgang Bartosch

;