Wirtschaft

Banken geben Firmen immer weniger Kredite

Heute Redaktion
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Die Banken in der Eurozone haben ihre Firmenkredite so stark zurückgefahren wie noch nie. Trotz der rekordniedrigen Zinsen sackten die Darlehen im November 2013 um fast 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ab. Viele Ökonomen orten ein veritables Problem.

"Es geht immer weiter runter, das ist eine bedenkliche Entwicklung", sagte z.B. Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe zu den Zahlen der Europäische Zentralbank. Er geht zwar nicht davon aus, dass die EZB kommende Woche am Leitzins dreht. In den nächsten Monaten dürften die Währungshüter ihre Geldpolitik aber weiter lockern, um der Wirtschaft in der Eurozone auf die Sprünge zu helfen.

Strafzins für Banken?

Die EZB hatte im November den . Im Dezember erklärte EZB-Präsident Mario Draghi, die Zentralbank verfüge über ein schlagkräftiges Arsenal an Möglichkeiten. "Die EZB wird weiter auf ihre Artillerie verweisen", schätzt Krüger. Denn die Euroländer kämpften sich nur mühsam aus der Rezession heraus. Die EZB hat zuletzt wiederholt betont, dass sie notfalls die Banken zur Kreditvergabe ermuntern könnte, indem sie eine Art Strafzins für das Parken von Geld erhebt.

13 Milliarden Euro weniger

"Ein selbsttragender Aufschwung würde von der Kreditseite unterstützt - genau das findet aber nicht statt", so Krüger. Die Banken verliehen im November 13 Milliarden Euro weniger an Firmen als im Vorjahresmonat. In Italien schrumpften diese Darlehen in Rekordtempo - es ging um 5,9 Prozent bergab. In Spanien gab es sogar einen Rückgang um 13,5 Prozent. In der gesamten Eurozone schrumpften die Kredite an Firmen und Privathaushalte mit 2,3 Prozent stärker als erwartet.

Kreditklemme geht weiter

KfW-Chefökonom Jörg Zeuner rechnet zunächst nicht mit Besserung: "Das europäische Wachstum dürfte vorerst zu schwach bleiben, um die Kreditmärkte deutlich wiederzubeleben." Die Kreditklemme werde deshalb 2014 auf der Agenda der EZB und der europäischen Regierungen bleiben. Bankhaus Lampe-Experte Krüger sieht vor allem die Politik am Zug, Reformen seien vor allem in Frankreich und Italien nötig. Die EZB habe nicht mehr allzu viel Spielraum, denn sie könne keine Strukturprobleme lösen. "Jetzt muss die Politik was tun, sonst hilft das alles nichts", so Krüger.

Deutlich zuversichtlicher gibt sich Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. "Die Daten sind ein Zeichen, dass die Firmen in der Eurozone insgesamt in einer hervorragenden finanziellen Lage sind und Investitionen nichts im Wege steht." Denn die Unternehmen könnten - dank ausreichenden Cashs und finanzieller Zuflüsse - gleichzeitig Kredite zurückzahlen und Barreserven hochfahren. "Die Firmen haben Geld und ihr Vertrauen in die Zukunft wächst", so Schmieding. Deutschland sei hier Vorreiter, andere Ländern dürften folgen.