Welt

Barca und Malle: Hass gegen "Touris" in Spanien

Die Touristenzahlen brechen in Spanien alle Rekorde. Doch das schlechte Benehmen mancher bringen viele Einheimische auf die Palme.

Heute Redaktion
Teilen
Nackte Briten am Ballermann sind den Einheimischen auf Mallorca ein Dorn im Auge.
Nackte Briten am Ballermann sind den Einheimischen auf Mallorca ein Dorn im Auge.
Bild: Screenshot Youtube

Vor allem in Barcelona und auf Mallorca wird der Protest immer Lauter. "Der Tourismus tötet die Stadtviertel", postete unlängst eine linke Gruppierung nach einer Aktion gegen Touristen nahe dem Nou Camp Stadion. Die Gruppe schlug am Montag in Barcelona wieder zu: Mehrere städtische Leihräder, die vor allem von Touristen benutzt werden, wurden zerstört.

Explosion der Immobilienpreise

Am Samstag hat die von besorgten Bürgern gebildete Initiative "Ciutat per qui l'habita" (Die Stadt für die Bewohner) auf Mallorca in Palma symbolisch das Tourismusministerium gesperrt. Sie klebten Zettel mit der Aufschrift "geschlossen" an die Eingangstür des Gebäudes. Sie protestieren gegen Massentourismus.

Eine Sprecherin der Vereinigung sagte dabei, was der größte Dorn im Auge der Gegner des Massentourismus ist: Die Ferienvermietung in Mehrfamilienhäusern, die auf Portalen wie Airbnb angeboten wird. Diese verursacht nicht nur auf Mallorca oder in Barcelona eine Explosion der Immobilienpreise und die Senkung des Angebots an Mietwohnungen.

Randalierern wird der Kampf angesagt

Daneben sorgen randalierende und prügelnde Deutsche, Briten sowie Besucher, die auch tagsüber splitternackt und betrunken herumlaufen, die in der Öffentlichkeit Sex haben oder sich erleichtern, für Unmut. Hinzu kamen zuletzt Neonazi-Gruppen, die am Ballermann ihr Unwesen trieben.

Am Ballermann protestieren Anwohner gegen "Sauftourismus", indem sie an Fenster oder auf Balkone schwarze Fahnen hängen. In Palma tauchten dieser Tage Protest-Graffiti und -Plakate auf: "Tourism kills the city" (Tourismus tötet die Stadt), "Stop Airbnb" oder "Palma no se vende" (Palma wird nicht verkauft) ist unter anderem zu lesen. Und auch "Tourist go home!" und "Tourists=Terrorists".

Große Zeitungen springen auf

Im ersten Halbjahr 2017 reisten 36,3 Millionen Ausländer nach Spanien ein. So viele wie nie zuvor. 11,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Hotels sind nahezu ausgebucht. Die Arbeitslosenquote fiel im zweiten Quartal vor allem dank neuer Stellen im Tourismussektor auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren.

Das Problem erreichte nach den jüngsten Zwischenfälle eine derart große Dimension, dass viele Zeitungen Spaniens sich am Mittwoch damit sogar auf Seite eins beschäftigten. "El Mundo" macht eine "Touristenphobie" aus, für die sie auch linke Politiker verantwortlich macht. Die Zeitung "El País" fragt: "Was soll man mit Spaniens größter Industrie machen?"

Neue Gesetze sollen beruhigen

Am Dienstag trat auf den Balearen ein neues Gesetz in Kraft, das die Vergabe neuer Lizenzen zur Ferienvermietung beschränkt. Auf Mallorca, Ibiza & Co. will die linke Regionalregierung vom kommenden Jahr an für die Hochsaison von April bis Oktober eine Höchstgrenze für die Zahl der Mietwagen festlegen.

Die linke Bürgermeisterin Ada Colau verfügte in Barcelona einen Baustopp für Hotels und verdonnerte Airbnb und Homeaway wegen illegaler Wohnungsvermittlungen mehrfach zu Strafen von bis zu 600.000 Euro. (Red)