Österreich

Barocke Wasserbecken unter "Stöckl" gefunden

Heute Redaktion
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Bei Grabungen wurden im Dezember Teile barocker Wasserbecken gefunden. (c) Margarethe Müller
Bei Grabungen wurden im Dezember Teile barocker Wasserbecken gefunden. (c) Margarethe Müller
Bild: zVg

Der Fund lässt bei der Bürgerinitiative Hoffnung aufkommen, dass es beim umstrittenen Bierlokal zu einem Baustopp kommt. Doch dafür stehen die Chancen schlecht.

Der Streit um die Neugestaltung des Belvedere-Stöckl geht in die nächste Runde. Wie mehrfach berichtet, wehrt sich die Bürgerinitiative "Nein zum permanenten Oktoberfest beim Belvedere" mit allen Mitteln gegen das, aus ihrer Sicht überdimensionierte Gastro-Projekt im Schwarzenbergpark (Landstraße).

Nachdem die besorgten Anrainer in den letzten Monaten einige Rückschläge hinnehmen mussten – so liegen mittlerweile alle notwendigen Genehmigungen vor und im November wurde mit den ersten Bauarbeiten begonnen – wittern sie nun Morgenluft.

Grabungen nach UNESCO-Besuch

"Im November waren Vertreter der UNESCO in Wien zu Besuch und haben neben dem Heumarkt und der Karlskirche auch den Schwarzenbergplatz besichtigt. So weit wir wissen, ist dabei die Entscheidung gefallen, nach den 300 Jahre alten Wasserbecken aus der Zeit von Johann Lukas von Hildebrandt zu suchen", erklärt der Sprecher der Bürgerinitiative Hellmuth Schneider gegenüber "Heute".

Bei bedeutenden Funden könnte Baustopp folgen

Laut Schneider seien diese Grabungen im Dezember unter Aufsicht des Bundesdenkmalamts erfolgt – und waren prompt erfolgreich: Tatsächlich wurden in etwa zwei Meter Tiefe barocke Becken gefunden. Ob sich diese vollständig unter der Erde erhalten haben, kann jedoch nicht gesagt werden, da nur ein kleiner Teil ausgegraben wurde.

Dennoch lässt die Nachricht bei der Bürgerinitiative Hoffnung aufkommen: "Die Becken liegen genau da, wo sie die historischen Pläne gezeigt hatten und sind in erstaunlich gutem Zustand. Beim Bundesdenkmal hat es geheißen, dass wenn tatsächlich etwas gefunden wird, ein Baustopp verhängt und das Bauprojekt neu bewertet werden wird", so Schneider.

Natürlich gebe es auch die Möglichkeit, dass die Becken als nicht wichtig eingestuft und wieder zugeschüttet werden, räumt der Anrainersprecher ein.

"Aushub für 'Stöckl'-Neubau würde Becken zerstören"

Eines ist für Schneider jedenfalls klar: "Der überdimensionierte Neubau kann in der geplanten Form nicht gebaut werden, ohne das historische Becken aus der Zeit Hildebrandts unwiederbringlich zu zerstören. Denn die Becken liegen auf einer Tiefe von rund zwei Meter, aus den Plänen für das 'Stöckl' wissen wir, dass eine Aushubtiefe von über acht Meter geplant ist", so Schneider.

Hoffnung ruht auf neuer Denkmal-Chefin

Eine Chance, das ungeliebte Bauprojekt doch noch zu verhindern, sieht die Bürgerinitiative auch in der neuen Präsidentin des Bundedenkmalamts Erika Pieler. Die 41-jährige Verwaltungsrichterin folgte am 1. Jänner auf Barbara Neubauer, deren Vertrag nach zehn Jahren an der Spitze des Bundesdenkmalamts nicht verlängert wurde.

"Die Frage ist, ob Erika Pieler ein anderes Amtsverständnis als ihre Vorgängerinnen mitbringt, die bisher die Existenz der Becken bisher immer vehement bestritten hatten" so Schneider.



Bundesdenkmalamt sieht "nicht relevante Bauteile"

Doch die Chance auf einen tatsächlichen Baustopp als Folge der Funde steht eher schlecht. In einer Stellungnahme erklärt das Bundesdenkmalamt gegenüber "Heute", dass "im Zuge der archaologischen Untersuchungen die Verfullung und der barocke Lehmschlag des Spiegelbeckens aufgefunden wurden, nicht jedoch relevante Bauteile oder Gestaltungselemente des Spiegelbeckens".

Bei den derzeit laufenden Arbeiten handle es sich um die bewilligte Fortsetzung von Grabungs- und Bauarbeiten. Diese Arbeiten fänden in kontinuierlichem Kontakt mit der Abteilung fur Archaologie statt. Die wissenschaftliche Dokumentation werde vorgenommen. (lok)