Niederösterreich

Bauern aus NÖ wehren sich gegen Doku von Privatsender

Die Doku eines Privatsenders sorgte für Aufregung unter den Landwirten aus Niederösterreich. Sie fühlen sich ins schlechte Licht gerückt.

Tanja Horaczek
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Es gibt auch viele positive Seiten an der Landwirtschaft.
Es gibt auch viele positive Seiten an der Landwirtschaft.
privat

"Was zerstört Österreich?" unter diesem Motto stand eine Doku eines Privatsenders. Gleich nach der Kuppelshow "Bauer sucht Frau" folgte eine kritische Beleuchtung der heimischen Landwirtschaft. VGT (Verein gegen Tierfabriken), Greenpeace und andere Aktivisten zeigten die Schäden auf, die angeblich durch die Landwirtschaft entstehen. Ein Bauer, der stellvertretend für alle stand, stand dem TV-Team Rede und Antwort. 

"Eine unfassbare Entgleisung"

Und genau das missfiel den Bauern und seinen Vertretern aus Niederösterreich. NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek spricht von einer "unfassbaren Entgleisung“: „Ich habe schon Kontakt mit den Verantwortlichen des Senders aufgenommen. Unsere Landwirte zerstören sicher nicht  Österreich – im Gegenteil. Neben der Versorgungssicherheit mit hochqualitativen Lebensmitteln sorgen unsere Bauern für umweltfreundliche, erneuerbare Energie und eine kultivierte Landschaft, wovon auch der Tourismus profitiert. Sie decken unseren Tisch und sie sichern unsere Lebensqualität!“

"Sind keine Vergifter oder Tierquäler"

Auch Bauernbund-Präsident Georg Strasser stößt in dasselbe Horn. "Es sind zahlreiche Beschwerden der Bauern bei uns eingegangen. Ich habe bereits beim Sender um einen Termin gebeten. Wir finden es nicht gerecht, wie die Landwirtschaft dargestellt wurde", betont er. Er will mit einer weiteren Doku und zahlreichen Landwirten zeigen, wie es wirklich in Österreich aussieht. Denn so wie Nemecek missfällt es auch ihm, dass in dieser Reportage die Bauern Österreichs als Umweltverschmutzer, Vergifter der Kulturlandschaft sowie als Hauptverursacher von Tierleid dargestellt werden.

Bauernbundchef NÖ Paul Nemecek
Bauernbundchef NÖ Paul Nemecek
Nö. Bauernbund

Bauernbund NÖ: Erwarten ganzheitliche Recherchen

Laut dem Ranking der Tierschutzorganisation „World Animal Protection“ ist Österreich, gemeinsam mit Schweden, federführend im weltweiten Tierschutzranking. "Und mit dem kürzlich präsentierten Tierwohl-Paket setze die heimische Landwirtschaft weitere Schritte in diese Richtung", stellt Nemecek klar. Nemecek erwartet sich ganzheitliche Recherchen, die auf realen und sachlich fundierten Grundlagen beruhen: „Mehr will ich den Verantwortlichen derzeit auf dem medialen Weg allerdings nicht ausrichten.“

Wort der NGOs ist bare Münze

Auch die NÖ Bauernbund-Jugend hat via Social Media ihrem Ärger Luft gemacht. Die Jungbauern lassen sich auch nicht so ins schlechte Licht rücken. Der im Beitrag gezeigte Bauer aus Wetzelsdorf hat mit „Bauchweh“ dem Dreh auf seinem Hof zugestimmt. "Ich bin der Meinung, wenn nicht wir über uns erzählen, tun es andere. Das Team war einen guten halben Tag hier, es wurde viel gefilmt, mein Sohn und ich wurden viel gefragt und wir konnten unsere Produktion vorstellen. Was daraus gemacht wurde, haben wir jetzt gesehen. Das Wort von NGO Vertretern wird als bare Münze genommen, was wir sagen wird immer wieder hinterfragt und ins schlechte Licht gerückt", ist er enttäuscht. 

Gibt es keine Bauern - gibt es nichts zu essen

Wie viele andere Kollegen hätte auch Silke Dammerer, Bezirksbäuerin aus Melk, es lieber gehabt, wenn mehr Bauern zu Wort gekommen wären. "Es gibt viele, die ihre Betriebe neu umgekrempelt haben und sich dem Tierwohl und einer verbesserten Ackerwirtschaft verschrieben haben. Aber leider wurden diese nicht gezeigt", beteuert sie. Und sie setzt nach: "Natürlich kann der Sender gemeinsam mit dem VGT und den Handelsketten einen Hof nach dem anderen in die Knie zwingen, dann importieren wir halt unser Essen." Wenn die Bauern ihre Arbeit niederlegen, wird es laut ihr keine heimischen Produkte mehr geben.

VGT meint: "Es mangelt an Problembewusstsein"

Der VGT ließ auch nicht lange auf eine Reaktion warten. Der Verein kann die Aufregung der Bauern nicht verstehen. "Die Empörung einiger Landwirte über eine Fernseh-Dokumentation enthüllt den Mangel an Problembewusstsein und die fehlende Zukunftsfähigkeit dieser Landwirtschaft", kritisieren sie. Laut ihnen sollten die Bauern selbstkritisch an den Problemen der Branche zu arbeiten. "Doch jede Kritik wird am Status Quo der industrialisierten Landwirtschaft von den Verantwortlichen sofort lautstark abgewiesen. Positive Entwicklungen hin zu einer umwelt- und tierschonenderen Produktion sind damit ausgeschlossen", schließen sie ab.